Das Haus, das zwei Gesichter hat

Hinter den Kulissen eines Neubaus in der Kremser Altstadt.

Das Haus das zwei Gesichter hat

Hinter den Kulissen eines Neubaus in der Kremser Altstadt. Ende 2014 freut sich der Bauherr über die geglückte Fertigstellung seines Hauses auf dem ältesten bebauten Platz in Krems. Es ist ein herausragendes Beispiel für Individualität und gleichzeitig umsichtiger Eingliederung in das historische Ambiente von Krems.

Durch die besondere Lage des Hauses entstehen zwei Charaktere: Das öffentliche Gesicht des Hauses ist dezent und gliedert sich unauffällig in die intakte bauhistorische Häuserzeile ein. Es verbirgt die moderne und innovative Gestaltung im Inneren und gartenseitig, die innerhalb eines Jahres entsteht.

Gibt es einen verborgenen Schatz?

Dicht verbaut, nahe der Stadtmauer und auf den ersten Besiedelungsbereichen in Krems, scheint es anfangs unmöglich, einen Neubau zu verwirklichen. Denn auch das Bundesdenkmalamt ist eingebunden und überwacht die Abbrucharbeiten in Erwartung eines historischen Mauerfundes, der aber ausbleibt.

So kann inmitten der historischen Zone ein einstöckiger Neubau aus Ziegel wachsen. Zwar nicht ganz auf dem üblichen Wege, da die Gasse zu schmal ist für Kranwägen, die Materialien wie üblich zu transportieren – die Last, die befördert werden darf, ist beschränkt. Aber mit viel Geduld wird die Herausforderung gemeistert – alles bleibt intakt.

offen und intim

Gartenseitig zeigt sich das private Gesicht des Hauses. Die Flachdacharchitektur beruhigt die bewegte Dachlandschaft des Umfeldes und es ergibt sich ein Raum, der zugleich offen und intim ist – ein Wunsch, den gewiss viele Hausbesitzer haben, wird wahr: sehen aber nicht gesehen werden. Die rund 130 m² Wohnraum sind optisch und baulich mit dem Garten verbunden und auf beiden Ebenen nur durch eine durchsichtige „Glashaut“ voneinander getrennt.

Die 10 Meter tiefen Räume sorgen für Geborgenheit, verlangen aber auch nach kreativen Ideen, um Licht in und durch das Haus zu schleusen. Verglaste Öffnungen im Fußboden sind die Lösung und auch die wunderbar freitragende Stiege unterstützt den luftigen Charakter im Wohnraum.

zeitlos und flexibel

Die Planung spricht gestalterisch auch im Innenraum eine klare Sprache. Es herrscht zeitlose Eleganz, gekennzeichnet durch klare Linien und einer monochromen Farbgebung. Der Unterschied zu herkömmlichen Innenraumgestaltungen liegt aber in der Flexibilität des Mobiliars im Ess- und Wohnraum– allzeit bereit, bewegt zu werden und Veränderung zuzulassen – ganz nach den Bedürfnissen des Bauherren und seiner Gäste.

Modernität muss nicht laut

Die dezente, unauffällige Bauweise des Hauses sind ein Beweis dafür, dass moderne Architektur nicht gleichzeitig laut und auffällig sein muss.

…dass man auch in dicht verbautem Bestand Privatsphäre räumlich gestalten kann.

… und dass Neues und Altes ein wunderbares Ensemble ergeben können.

Bauherr: Mag. Kurt Matouschek

Planung: Baumeister Werner