Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

NÖ Gestalte(n) Ausgabe 137

52 Bauen und zwar lebensgerecht Wenn alle Menschen auf unserem Verschwendungsniveau ­leben würden, müsste die Menschheit über mehrere Planeten in der Art unserer Erde verfügen, um langfristig überleben zu können. Unser aktueller Verbrauch an materiellen und energe- tischen Ressourcen hat ein baldiges Ablaufdatum. Dies bezieht sich auch auf den Verschleiß von Flächen und Räumen. Fläche und Transport In vorindustriellen Zeiten, als die Menschen mit jener Energie auskommen mussten, die von der Sonne auf die Erdoberflä- che einstrahlte und dort in Biomasse gespeichert wurde, war die landwirtschaftlich nutzbare Fläche die lebensentscheidende Energiequelle und zwangsläufig hoch in Wert gesetzt. Zwangs- läufig waren in allen agrarischen Gesellschaften Transporte immer sehr teuer, weil der dafür erforderliche Energieaufwand nicht höher sein durfte als der Energiegehalt des transportierten Guts. Heute zeigen sich unter dem Regime eines von fossilen Energieträgern (Kohle, Erdöl, Erdgas) beherrschten Energiesys- tems genau gegenteilige Phänomene: hochwertigste Territorien werden entwertet, flächig zersiedelt, kurzfristigen Gewinner- wartungen geopfert und strukturell verschlissen, auch durch den ausufernden Ausbau jener Verkehrsinfrastrukturen, die für den relativ billigen Massentransport zur Verfügung gestellt wer- den müssen. Weiter so? Im aktuellen Österreichischen Baukulturreport 2011 steht: „In Summe lag der Flächenverbrauch in den letzten Jahren mit durchschnittlich 24 Hektar pro Tag weit über dem in der Nach- haltigkeitsstrategie der Bundesregierung aus dem Jahr 2002 formulierten Ziel einer Reduktion des Verbrauchs für 2010 auf 10 Prozent, auf 2,4 Hektar!“ Es gab also in den letzten 10 Jahren gar keinen diesbezüglichen Fortschritt, weil weiter- hin in flächenverschlingender Weise neue Straßen angelegt und bestehende verbreitert werden, weil neue Wohn-, Indus- trie- oder Gewerbegebiete entstehen und dadurch bestehende Ortskerne, die komplexe Bebauungs- und Nutzungsstrukturen aufweisen, degradiert und funktionell ausgehöhlt werden. Politisch formulierte Ziele wie „nachhaltige, kompakte Sied- lungsentwicklung“, „ressourcenschonende Baulandentwick- lung“, „Sicherung von Freiräumen“, „flächensparende Erschlie- ßungen“ etc. sind offenkundig Lippenbekenntnisse, auch wenn sie in allen einschlägigen offiziellen Programmen des Bundes und der Länder (z.B. schon im Österreichischen Raumordnungs- konzept 2001) zu finden sind. Der galoppierende Flächenfraß steht dabei in Widerspruch dazu, dass viele strukturschwache Regionen von Abwanderung betroffen sind. Aber auch hier er- weisen sich offizielle raumordnungspolitische Zielsetzungen als wirkungslos. Bauen und zwar lebensgerecht 12. Teil: Raum und Energie

Pages