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NÖ Gestalte(n) Ausgabe 138

NÖ gestalten 138 59 Bauen ist ein prototypischer Prozess. Als Ergebnis wird das Haus, von Fall zu Fall und von unterschiedlichen Personen und Firmen neu zusammengesetzt. Selbst ein gut durchdachtes Fertighaus steht letztlich an einem Standort, der eine Zufahrt­straße an der sonnigen West- seite hat, wo eigentlich die Abendterrasse sein sollte. Ein in seinen Wünschen sicherer aber im Bauen fachlich nicht geschulter Bauherr steht einer ­Situation gegenüber, in der zusätzlich Energiesparen und Nachhaltigkeit an Wichtigkeit gewonnen haben. Für einen Industriebetrieb, dessen Energiekosten zu 95 % in die Produktion seiner Güter gehen, stellen Anforderungen an die Wärmedämmung seiner Gebäude eine wirtschaftlich gese- hen marginale Vorschreibung dar. Demgegenüber tut sich dem Eigenheimbauer ein Irrgarten von Empfehlungen, Richtlinien und Förderversprechungen auf. So könnte das wärmerückge- winnend, wohnraumbelüftete Landhaus letztendlich doch als Terrarium enden – bitte keine Fenster öffnen, sonst bricht das fein ausgeklügelte Sparkonzept zusammen. Allseitig bemüht setzt aber ein Boom ein, in dem Begriffe und Zertifikate mit für Gebäude vielversprechenden Labels wie sun- house, greenhouse, blue efficiency house oder Halbliterhaus werbetechnisch perfekt in die Diskussion und auf den Markt geworfen werden, steht doch das gleich bezeichnete Auto be- reits in der Garage. Diagramme über Einsparungen werden so publiziert, dass sie im ersten Eindruck verständlich erscheinen, bei genauerer Betrachtung jedoch immer unberechenbarer werden. Darin liegt auch deren verborgener Sinn. Die versprochenen Renditen liegen oft weit unter der eines Sparbuchs. Selbst für den Altbau ist nun Energieausweise Pflicht. Trotz guter Absicht tut sich hier ein breites Schlachtfeld für Groschenfuchser und Streithanseln auf und das auf einem Gebiet, wo bis vor kurzer Zeit noch jeder Mieter gewusst hat, wann, wie viel und warum er heizt. Nachhaltiges Handeln ist keine heutige Erfindung, sondern eine Alltäglichkeit seit Jahrhunderten. Wer denkt nicht an das Wohlergehen seiner Kinder und Enkel, obwohl in unserer Ge- sellschaft schnelle Rendite und fette Boni der Top-Erfolg sind. Schattenseiten und Folgekosten dieser Wirtschaftsweise wer- den nun, aus ihrem Gesamtzusammenhang gerissen, als ener- giesparendes Wohnen zum Problem des Einzelnen. Liegen nun die Einsparungen im Feld der Prognosen und Ver- mutung, was Energie in fünf Jahren kosten wird, verlieren sich längerfristige Überlegungen über Nachhaltigkeit im Irgendwo. Denn statt Erdöl zu verheizen, wird es zu Dämmplatten gepresst auf die Fassade geklebt – als Brennmaterialreserve für künftige Generationen etwa? Die unübersichtliche Vielfalt von Einzelmaßnahmen in einer wirtschaftlich schwierigen Zeit sollte eigentlich zu Sorgfalt mahnen. Einen Energieplaner, Experte auf seinem Gebiet, zu befragen, ergibt noch kein Gebäude. Wenn Sparen wirklich Ge- bot ist, liegt es auf der Hand, mehr Zeit und Geld in die ­Suche nach der besten Lösung zu investieren, liegen doch auf die Nut- zungsdauer eines Bauwerks umgelegt die Planungskosten im Promillebereich. Auch für Gemeinden wäre es daher von Vorteil einen Bauplaner zu wählen. Ist dieser auch im Projektmanage- ment versiert und hinterfrägt die Vorstellungen des Auftragge- bers, zeigt und berechnet Varianten von möglichen Energiekon­ zepten, so leitet er dadurch den Bauherrn zu Entscheidungen, die zumindest aus heutiger Sicht richtig sind, an. Energie kommt vorm Bauen Architekt Dipl.-Ing. Friedrich H. Mascher

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