Der Ort, an dem sich einst täglich Milchkannen aneinanderreihten, ist heute zu einer Stätte der Ruhe und Herzlichkeit transformiert worden. Diese besondere Atmosphäre kann nun von Gästen erlebt werden. Vier Ferienapartments laden in das ehemalige Milchhaus zu einem entspannten Urlaub ein. Im alten Gebäude vereinen sich historischer Charme und moderne Gemütlichkeit unter einem Dach.
Sanft in die Hügellandschaft des Weinviertels eingebettet befindet sich Guntersdorf. Charakteristisch für dieses sogenannte Gassengruppendorf ist seine geschlossene Dorfmitte, die von Zwerchhöfen geprägt wird. Eng aneinandergereiht säumen diese typischen Weinviertler Bauernhöfe die schmalen Gassen und verleihen dem Ort seinen unverwechselbaren Charme. Die Zwerchhöfe, samt Wohn- und Wirtschaftsgebäude, zeugen von der reichen landwirtschaftlichen Tradition des Dorfes. Eines der Gebäude ist das ehemalige Milchhaus, das 1903 aus einem alten Bauernhaus für die Milchbauern des Ortes umgebaut wurde. Nachdem das Gebäude einige Jahre leer stand, wurde es nun einer neuen Nutzung zugeführt.
Der Um- und Zubau schuf Raum für vier Ferienapartments und einen kleinen Genussladen, der regionale Köstlichkeiten für Frühstück oder Jause für die Gäste bereithält. Der begrünte Innenhof lädt zum Entspannen ein. Insgesamt bietet das alte Milchhaus Platz für bis zu zwölf Personen. Weitere acht Personen finden Platz, wenn die Schlafmöglichkeit auf der Ausziehcouch genutzt wird. Dank flexibler Grundrisse lassen sich bei Bedarf Räume hinzufügen, wodurch die Unterkunft individuell an verschiedene Bedürfnisse angepasst werden kann. Dadurch ergeben sich separate Einzelzimmer, großzügige Apartments oder eine Vermietung des ganzen Hauses für größere Gruppen.
Respekt vor dem Bestand
Mit dem Umbau des Gehöfts gelang es der Bauherrenschaft, den Bestand zu stärken, in eine neue Nutzung zu überführen und zusätzlichen Grünraum zu schaffen. Im Vordergrund stand dabei ein ressourcenschonender Umgang mit dem Altbau, der weitgehend erhalten blieb. Die baulichen Eingriffe im Erdgeschoß wurden minimal gehalten. Teilbereiche der Hofstruktur mussten aus wirtschaftlichen und technischen Gründen zurückgebaut werden. Um den Dachboden in einen funktionalen Wohnraum zu verwandeln, wurde der alte Dachstuhl abgebaut und ein neuer errichtet. Um den Anforderungen der Apartments gerecht zu werden, wurden die Raumaufteilungen neu konzipiert. Im hinteren, dunkleren Bereich sind Sanitär- und Abstellräume untergebracht, während nach vorne hin großzügige, helle Aufenthaltsräume angesiedelt wurden. Damit jedes Apartment einen eigenständigen Zugang hat, wurde eine Stahlkonstruktion mit Terrassen am Gebäude angebracht. So wird der materielle Kontrast zwischen Alt und Neu sowohl im Inneren als auch im Äußeren des Gebäudes erfahrbar.
Die vorgesetzte Konstruktion wurde mit Holzlamellen aus Lärche verkleidet und wirkt dadurch luftig leicht. Sie sorgt einerseits für eine räumliche Abgrenzung, wodurch jeder Gast Privatsphäre genießt, bietet jedoch gleichzeitig ungehinderte Ausblicke in die Umgebung. Auch die Fassade des neu hinzugebauten Gebäudeteils ist mit Holz verkleidet. Die restliche Fassade ist mit weißem Strukturputz versehen. Um jede Fenster- und Türöffnung ist dieser als Fasche ausgeführt und geglättet, wodurch dem Gebäude eine dezente und schlichte Optik verliehen wird.
Wohnen mit Geschichte
Die Ferienwohnungen, insbesondere jene im Erdgeschoß, sind im Einklang mit den jeweiligen Gegebenheiten des Bestands. Die Innenräume sind mit einer Kappendecke ausgestattet, die den Apartments eine raumeigene Atmosphäre verleiht. Historische Bogenfenster wurden vor den Umbauarbeiten aus dem Bestand herausgelöst, restauriert und an einer anderen, geeigneten Stelle wieder eingebaut. Die frühere Milchkammer prägt den Wohnkomfort durch passive Kühlung der 60-90 cm dicken Wände samt eingeschlossenen Luftkammern. Dadurch bleiben die Räume selbst an heißen Sommertagen angenehm kühl und vermeiden die Nutzung energieintensiver Klimaanlagen. Die Apartments sind mit Eichenböden ausgestattet, die für behagliche Wärme sorgen. Helle Oberflächen lassen die Räume in zurückhaltender Eleganz erstrahlen. Stilvolle Akzente wie Antiquitäten und rustikale Schiebetüren erinnern an das frühere Wirtschaftsgebäude.
Eigentümer: Martina und Manfred Hausgnost
Planung: Planungsgemeinschaft Gmeiner | Haferl | Gappmaier
Autorin: DI Barbara Reiberger
Fotos: Romana Fürnkranz
Manfred Hausgnost
Drohnenfotos: Christoph Bertos