Vom Tisch bis zur Schank: Guten Geschmack gibt es im Gasthaus Nährer nicht nur auf dem Teller, sondern im gesamten Lokal. Denn dieses ist sowohl ein Gaumen- als auch ein Augenschmaus. Was Spitzbart + partners hier geschaffen haben, verbindet gekonnt rustikale Materialien mit zeitloser Gestaltung. Entstanden ist ein kulinarisches und architektonisches Highlight, das die Leidenschaft für authentische Gastronomie in jedem Detail widerspiegelt.
Rassing, ein kleiner Ort mit knapp 150 Einwohnern, 15 Kilometer nordöstlich von St. Pölten, ist geprägt von alten Bauernhöfen und weiten Feldern. An der zentralen Kreuzung im Ortskern steht nun anstelle eines alten Stadels das neue Gasthaus Nährer, direkt gegenüber vom elterlichen Betrieb. Was Spitzenkoch Mike Nährer hier geschaffen hat, geht weit über ein gewöhnliches Restaurant hinaus – es ist eine kulinarische Wirkungsstätte, die traditionelle Wirtshauskultur neu interpretiert und dabei regionale Verwurzelung mit zeitgemäßer Architektur verbindet.
Kulinarisch-architektonisches Highlight
Die Gestaltung des Gasthauses folgt einer klaren Formensprache: Für die Kubatur wurde ein rechteckiger Baukörper mit Giebeldach gewählt, der sich harmonisch ins Ortsbild einfügt. Die Fassade sowie das Dach sind mit hellbraunen Deckungselementen eingekleidet, was dem Gebäude eine bodenständige Note verleiht. Die Giebelflächen, insbesondere jene dem Gastgarten zugewandte Seite, sind großzügig verglast. Dadurch kommt viel natürliches Tageslicht ins Innere des Gebäudes. Entlang der Straßenfront wurde mit etwas Abstand zum Gebäude eine Stahlkonstruktion errichtet. Hier ranken Pflanzen empor und schaffen einen schattigen Durchgang. In den warmen Sommermonaten lädt der grüne Gastgarten zum Verweilen ein. Für natürlichen Schatten sorgen frisch gepflanzte Schirmplatanen, die dieses gelungene Zusammenspiel aus Architektur und Natur harmonisch abrunden.
Betritt man das Gebäude, erinnert der hohe, lichtdurchflutete Raum zunächst an eine Markthalle – genau das sei auch die Entwurfsaufgabe gewesen, so der Architekt. Das Gasthaus sollte als Bühne für den Betreiber konzipiert werden, um seine vielseitigen Talente als Koch und Winzer optimal zur Geltung zu bringen. Die verschiedenen Funktionen – von Markthalle über Fine Dining bis hin zur Eventlocation – erforderten ein flexibles Raumkonzept. So entstand ein multifunktionaler Raum, der zudem das lokale Ortsleben stärkt und gleichzeitig ein zeitgemäßes Ambiente bietet, in dem Gäste sowohl zum schnellen Glas Wein als auch zum Haubenmenü willkommen sind.
Stimmiges Gesamtkonzept
Das Gasthaus ist klar in zwei Bereiche gegliedert: Im Zentrum steht der lichtdurchflutete Gastraum für die Besucher. Der zweite Bereich – für Gäste nicht sichtbar – beherbergt die funktionalen Einheiten wie Küche samt Nebenräumen und Sanitäranlagen.
Im Gastraum schaffen Materialkontraste eine besondere Atmosphäre: Rustikale Sichtbetonflächen treffen auf weiß lasiertes Fichtenholz, das als Lamellenverkleidung entlang des Daches und der Außenwand verläuft. Dahinter sorgt Filz für eine optimale Raumakustik. Der geschliffene Estrichboden wurde in einem Guss ausgeführt. Schwarze Lampen setzen gezielte Akzente, während die Möbel aus Lärchenholz farblich mit der Holzverkleidung harmonieren. Eine durchgehende Holzbank entlang der Fensterflächen lädt zum gemütlichen Beisammensein ein. Die seitlich angeordnete Ausschank kombiniert gekonnt Sichtbeton sowie Holz und unterstreicht den rustikalen Charakter des Gastraums. Im Eingangsbereich präsentieren sich die hauseigenen Weine in Regalen. Vor der Sichtbetonwand kommen sie dabei besonders eindrucksvoll zur Geltung. Fein abgestimmt, bis ins Detail: Das gilt für die Kochkunst ebenso wie für die Architektur.
Eigentümer: Michael Nährer
Planung: Spitzbart + partners
Landschaftsplanung: Thomas Nentwich
Autorin: DI Barbara Calas-Reiberger
Fotos: Romana Fürnkranz
Drohnenfotos: Christoph Bertos
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