Sanierung altes Winzerhauses in Imbach

Den malerischen Ort Imbach ziert seit Kurzem ein besonderes Baujuwel. Ein heruntergekommener alter Bauernhof wurde zu neuem Leben erweckt.
Imbach Hofstatt59 10
Imbach Hofstatt59 229

HISTORISCHE ZEITREISE | Sanierung eines alten Winzerhauses

Den malerischen Ort Imbach ziert seit Kurzem ein besonderes Baujuwel. Ein heruntergekommener alter Bauernhof wurde zu neuem Leben erweckt. Der historische Gebäudekomplex, von den Eigentümern liebevoll renoviert, zeigt einen spannenden Mix aus mittelalterlicher Substanz, historischen Handwerkstechniken und modernem Wohnkomfort.

Eigentlich war alles ein purer Zufall. Christine und Bernd Schneider suchten als ihren gemeinsamen Lebensmittelpunkt ein altes Haus irgendwo zwischen ihren Wohngemeinden Gmünd und Lilienfeld, als sie den Tipp bekamen, in Imbach würde ein ungenutztes, altes, ehemaliges Bauernhaus verkauft. Vor Ort stellte sich heraus, dass der Besitzer gar nicht verkaufen wollte. Zwar einigermaßen überrascht über das Anliegen erschien ihm die Idee jedoch dann gar nicht so abwegig und schließlich stimmte er einem Kauf zu. Ein mutiges Unterfangen für die neuen Eigentümer, denn in den U-förmig angelegten desolaten Gebäuden lagerte, sowohl innen als auch im Außenbereich, meterhoch der Müll.

Reichlich Geschichte auf kleinem Raum
„Uns hat das historische Ensemble in den Bann gezogen“, erklärt Christine Schneider und ergänzt: „Wir haben sechs Monate nur Müll und Dreck weggeräumt, sind dabei aber immer wieder auf erhaltungswürdige Besonderheiten gestoßen, die aus vergangenen Zeiten erzählen.“ So ist beispielsweise das kleine eingeschoßige Gebäude an der Stirnseite vermutlich aus dem 13. Jahrhundert, hat ein historisches Kellergewölbe und im einzigen Raum darüber fand man seltene, mittelalterliche „Sitznischen“ unter schießschartenähnlichen Öffnungen. Im angrenzenden Wohnhaus ist in die Holzbalkendecke die Jahreszahl 1694 eingraviert. Der alte Stadl gegenüber musste aufgrund von Baufälligkeit abgerissen werden und wurde 2021 durch einen Neubau ersetzt. Rund um den Hofe vereint findet man heute somit Spuren jahrhundertealter Geschichte.

Alte Handwerksmethoden
Umgesetzt wurde das Projekt nach den Ideen und Planungen von Bernd Schneider selbst, der seit vielen Jahren für die Diözese St. Pölten Bauleitungen verantwortet und daher mit erhaltungswürdiger Substanz und deren Renovierung vertraut ist. Ihm war es wichtig, alle wesentlichen Bestandteile der Gebäude zu erhalten und die Geschichte, die sie erzählen, spürbar zu machen. Die Sanierung erfolgte großteils mit historischen Materialien, die Räume sind innen und außen mit Kalkputz versehen. Die Färbelung der Außenfassade wurde sogar in zeitaufwendiger Freskotechnik mit Sumpfkalk hergestellt. „Bei dieser Methode, die schon die Römer angewendet haben, muss man die Fassade immer feucht halten. Ich habe sie tagelang morgens und abends mit dem Schlauch „gegossen“, nur dann hält das wirklich gut“, erklärt er.

Alt bleibt alt
Das Haupthaus und jetzige Wohnhaus liegt auf Halbstockhöhe und wurde generalsaniert, alle Installationen wurden neu gemacht, Bad und Toiletten eingebaut. Mit neuem Fußbodenaufbau hat man die ursprünglich vielen verschiedenen Niveaus ausgeglichen. Hölzerne Stiegenaufgänge, die nicht erhalten werden konnten, führten von zwei Seiten ins Haus. Sie waren Zeugen einer Zeit, in der die „Stubn“ manchmal vermietet wurden, um einen Zuverdienst zu haben. Die Besitzer übersiedelten zum Schlafen in den Stadl, die Gäste hatten ihren eigenen ungestörten Zugang. Die beiden neuen Aufgänge sind aus rohem Stahl, nicht gestrichen und bereits korrodiert. Ein Kontrast zwischen Alt und Neu war für Bernd Schneider ein wichtiges Detail bei der Planung: „Dort, wo etwas alt ist, darf es auch alt ausschauen, aber etwas, was neu ist, muss neu ausschauen.“

Aufwertung mit Upcycling
Neben der behutsamen Sanierung lagen dem Ehepaar Schneider Recycling und Upcycling besonders am Herzen. Die Steine vom alten Stadl, an dessen Stelle jetzt der Neubau steht, gingen beispielsweise als Geschenk an die Gartenbauschule Langendorf, die daraus Trockensteinmauern errichtete. Ein alter Fleischhackstock ist heute ein Beistelltisch im Garten, eine alte Tür wurde, in Epoxidharz gegossen, ebenfalls zu einem Tisch und auch viele andere wiederverwendbare Materialien oder Dinge bekamen einen anderen Platz oder eine neue Bestimmung. Viele dieser alten Gegenstände geben Einblick in eine lange Geschichte des Hauses und machen den Charme der alten bäuerlichen Anlage aus.

Eigentümer und Planung: Ing. Bernd und Christine Schneider
Autorin: Susanne Haslinger
Fotos: Wolfgang Spekner