Umbau alte Hammerschmiede

Ein historisches Gebäudeensemble im Waldviertel, das über 300 Jahre Geschichte atmet. Ein behutsamen Umbau und eine dringend erforderliche Komplettsanierung wurde gewagt.
Altwaidhofen Hammermuehle 232
Altwaidhofen Hammermuehle 180

SANIERUNG MIT HERZ | Gebäudeensemble im Waldviertel

Ein historisches Gebäudeensemble im Waldviertel, das über 300 Jahre Geschichte atmet, wird zu einem einzigartigen Rückzugsort für eine Familie. Der Mut, Altes zu bewahren und gleichzeitig moderne Lösungen zu integrieren, macht dieses Projekt zu einer faszinierenden Symbiose von Vergangenheit und Zukunft. Ein Gebäude, das mehr ist als nur ein Zuhause – es ist ein Kraftplatz, dessen Erhaltung auch großen emotionalen Wert birgt.

Man wollte einen Ausgleich zum Leben in der Großstadt finden, eine Wochenendbleibe mit rundum viel unberührter Natur und genügend Freiraum für die Kinder zum Spielen im Grünen. Und es sollte etwas Altes sein, mit Charme. Die stillgelegte alte Hammerschmiede in Altwaidhofen an der Thaya schien all diesen Ansprüchen gerecht zu werden. „Wir haben uns auf Anhieb in das Gebäude und die wunderbare Landschaft verliebt“ erklärt das Ehepaar Waldstein die mutige Entscheidung, einen behutsamen Umbau und eine dringend erforderliche Komplettsanierung dieser historischen Gebäudeansammlung zu wagen, wobei man möglichst wenig an den Grundrissen und dem Bestand ändern wollte.

Offene Verbundenheit
Herzstück des Komplexes bildet die Hammerschmiede-Werkstatt. Dieser Raum sollte gemeinsam mit dem benachbarten ehemaligen Wohnhaus verbunden und zu einem gemeinsam nutzbaren Ensemble werden. Im alten Wohnhaus, in das ursprünglich auch ein Stall integriert war, befinden sich heute Schlafräume und Bäder. Aus der ehemaligen Schmiedewerkstatt wurde der Wohn-/Essbereich mit offener Küche. Verbunden sind beide Gebäude durch einen verglasten Zwischenraum, der nicht nur als Zugang und Windfang dient, sondern den Wohnraum flexibel erweitert. Bei kühlen Temperaturen wird er zum Wintergarten, im Sommer zur luftigen, überdachten Veranda.

Licht-Trichter
Die alte Esse in der Schmiedewerkstatt sollte als offener Kamin den Mittelpunkt des neuen Wohnraums bilden und damit auch der alte Rauchfang in den Raum miteinbezogen werden. Schon bald aber war klar, dass der Dachstuhl der Schmiedewerkstatt komplett erneuert werden musste. „Wir entwickelten einen hohen ‚Hut‘, der auf den alten Granitwänden – unterstützt durch einen Ringanker aus Beton als Sockel – aufgesetzt wurde und quasi über dem Raum schwebt“, erklärt Architekt Simon Oberhammer seinen Entwurf. Die Dachkonstruktion fügt sich zu einem asymmetrischen Zeltdach, in dessen abgeschrägter Spitze eine trapezförmige Verglasung integriert ist, durch die einerseits Licht wie durch einen Trichter in den ehemals düsteren Raum dringt, die aber auch gleichzeitig einen wunderbaren Blick in den Himmel bietet: „Im Winter können wir bei klaren Nächten den herrlichen Sternenhimmel sehen, im Sommer neigen die alten Eschen ihre Äste über das Dach und wir sehen durch das Dach ins ‚Grüne‘“, freut sich Cora Waldstein über diese Lösung.

Entlang einer Außenwand der Schmiede führte ehemals der Bach, mit dem das Mühlenrad betrieben wurde, das den Schmiedehammer in Bewegung setzte. Diese Wand war teils zerstört oder desolat und wurde durch eine durchlaufende Fixverglasung ersetzt, die eine weitere Lichtquelle darstellt und außerdem einen schönen Blick auf die riesigen alten Graniteinfassungen des ehemaligen Bachbettes ermöglicht, das den Betrachter die Geschichte des Gebäudes spüren lässt.

Neue Lebensqualitäten
Die Eigentümer waren darauf bedacht, den Fokus auf nachhaltige Baumaterialien zu legen und mit örtlichen Handwerkern zu arbeiten, die den Wert dieses Projekts zu schätzen wussten. Mit entsprechender Wertschätzung wurde auch mit den zahlreichen historischen Werkzeugen und Dingen umgegangen, die man vorgefunden hatte. So sind alte Schweinetröge zu Waschbecken umfunktioniert, aus dem alten Dachstuhl wurden Hochbeete und der alte Schmiedehammer hat als Sitzgelegenheit in den Sommermonaten seine neue Bestimmung im Garten gefunden.

Für Familie Waldstein ist dieses Objekt ein Kraftplatz geworden, ein Eldorado als idealer Ausgleich zum stressigen Großstadtleben. Die ehemalige Besitzerin der Gebäude ist nach dem Verkauf in die Stadt gezogen, sie wollte die Vorteile des Stadtlebens genießen.

Eigentümer: Privat
Planung: Architekt Simon Oberhammer
Autorin: Susanne Haslinger
Fotos: Wolfgang Spekner