s o t r e B h p o t s i r h C : d l i b t f u L geschichte eingehen sollten: Joseph Haydn (1732–1809) und Michael Haydn(1737–1806). Niederösterreich ehrt die Brüder mit dem 2017 wie- dereröffneten Haydn-Haus, ihrem Geburtshaus in Rohrau, in dem Kind- heit und Jugend der beiden Größen überaus lebendig museal aufbereitet wurden. Im Clarissasaal, den Stephanie Harrach, Großmutter des heuti- gen Schlossbesitzers, in den 1990er Jahren im sogenannten Ballhaus errichten ließ, finden bei den internationalen Haydn-Tagen alljährlich Konzerte statt. In der exzellenten Harrach´schen Gemäldesammlung von Schloss Rohrau, die bei Führungen besichtigt werden kann und die einen Schwerpunkt im Bereich italienischem Barock hat, begegnet man einer Büste von Anton Grassi, die durch ihre Authentizität der Abbildung des Porträtierten besticht: als höchstpersönliche Schenkung an an Leonhard IX. zeigt sie niemand Geringeren als Joseph Haydn. Doch nicht nur das Gedeihen von Kunst ist Maxime des Hauses, dessen Räumlichkeiten für private Veranstaltungen gebucht werden können, Wohnungen vermietet werden und eine gemütliche Schlosstaverne untergebracht ist: Eine ganz besondere Kultur, im ursprünglichen Sinn des Wortes, entstand aus der landwirtschaftlichen Nutzung, in der das Schloss von Anbeginn stand. Johannes Waldburg-Zeil betreibt in Nachfolge an den bedeutenden Pflanzenzuchtbetrieb heute Ackerbau und Saatgutvermehrung. Und vom Getreide zur eingangs erwähnten Henne schließt sich gewissermaßen der Kreis, denn wie es schon bei Wilhelm Busch heißt: „Frau Grete hatt´ein braves Huhn / Das wusste seine Pflicht zu tun. / Es kratzt hinten, pickte vorn, /Fand hier ein Würmchen, da ein Korn.“ 10 GESTALTE(N) in Werk des bedeutenden Komponisten Joseph Haydn, welt-berühmter Sohn des Ortes Rohrau, trägt im Titel ein Indiz für die überraschenden Wendungen, welchen Umständen ein Bau-werk mitunter seinen Erhalt verdankt. Es handelt sich um die 1785 entstandene Sinfonie „La Poule“, zu Deutsch: die Henne. Denn just jenes Gefieder war es, wie Hausherr Johannes Waldburg-Zeil zu erzählen weiß, das in der Nachkriegszeit in der Beletage von Schloss Rohrau zur Mast gehalten wurde. Diese industrielle Nutzung als Spätfolge der Devastierung unter der Sowjetbesatzung nach dem Zweiten Weltkrieg bedingte, dass man Sorge trug, das Dach instandzusetzen und zu halten, und so verdanken die ehrwürdigen Räumlichkeiten letztlich dem lieben Federvieh, nicht dauerhaft Regen und Sturm ausgesetzt worden zu sein.„Veste Rorau“Bis ins Mittelalter reicht – wie man bei Ralf Gröninger nachlesen kann – die Geschichte der Schlossanlage in Rohrau zurück, die als Reichsle-hen zu Beginn des 15. Jahrhunderts „Veste Rorau“ genannt wurde. Aus der Burg, die ab 1524 im Besitz des Adelsgeschlecht Harrach stand, ent-wickelte sich, „der Umbau in ein Renaissance-Schloss mutmaßlich erst unter Leonhard IV.“, so Bauforscher Gröninger, der auf Untersuchungen von Alois Machatschek verweist, welcher die Datierung auf den Zeitraum 1556 bis 1574 eingrenzt. Der Renaissance-Hof repräsentiert bis heute eine großzügige geometrische Struktur.In der wechselvollen Geschichte des Hauses kam es immer wieder zu Verwüstungen in Folge von Kriegshandlungen, dazu zählen auch jene Ende des 16. Jahrhunderts, die laut Studie des Denkmalamtes mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auf die Türkenbelagerung zu jener Zeit zu-rückzuführen sind. Der wiederhergestellte Zustand ist als Momentauf-nahme in einem Kupferstich von Georg Matthaus Vischer aus dem Jahr 1672 dokumentiert. Auch bei der zweiten Türkenbelagerung von 1683 scheint das Gebäude Schaden genommen zu haben. In einem Ölgemälde von 1701 erkennt man vollzogene Umbauten, weitere folgten im 18. Jahr-hundert, deren Datierungen im Fachdiskurs noch nicht vollständig bzw. letztgültig festgeschrieben wurden.Ein Ort für die KünsteSein heutiges klassizistisches Erscheinungsbild verdankt das Schloss dem Entwurf des Architekten Andreas Zach (1736–1797), der das Aus-sehen weiterer herrschaftliche Sitze, so etwa in Oberösterreich Schloss Starhemberg in Eferding, prägte. Für Leonhard IX. Graf Harrach realisierte Zach – durch einen erhaltenen Plan zeitlich nachvollziehbar – 1776/1777 den Umbau. Das 18. Jahrhundert ist zugleich jene Epoche, in der die Söhne eines Rohrauer Wagnermeisters Kompositionen schufen, die in die Musik-