ORTSBILDKIDS Erweitere dein Wissen! ELEMENTE DER BAUKUNST DER FUSSBODEN 08 GESTALTE(N) 14. Jahrhundert vor allem in Rom tätige Gruppe von Steinmetzen – zu den eindrucksvollsten Fußbodenkünstlern des Mittelalters. Sie zersägten Reste antiker Bauten, z.B. römische Säulen, in feine Scheiben und setzten sie mit kleineren Werkstücken aus allen Marmorsorten zu dekorativen geometrischen Kompositionen wieder zusammen. Wer den Kirchenraum betrat, dem wurde ein ganzer Kosmos zu Füßen gelegt, man betrat eine kostbare, dem irdischen Alltag enthobene Welt. Auch Holzfußböden, deren Geschichte mit dem Aneinanderlegen roher Bohlen begann, wurden im 16. Jahrhundert als dekorative Parkettböden verfeinert, wobei verschieden gebeizte Dielen unterschiedlicher Länge oder unterschiedliche Edelhölzer zu komplexen Mustern kombiniert wur- den. Die prächtigsten Formen des Tafelparketts waren zunächst Palast- bauten vorbehalten, ehe das schlichtere Stabparkett im 19. Jahrhundert die bürgerlichen Haushalte eroberte. Die industrielle Herstellung und ein- fachen Verlegetechniken wie „gerader Verband“, „Fischgrätmuster“ oder „Würfelmuster“ haben zur Selbstverständlichkeit des Parkettbodens im neuzeitlichen Wohnalltag beigetragen. Erst mit der Erfindung des flächen- deckenden textilen Bodenbelags „von Wand zu Wand“ aus Kunstfasern verschwanden in den 1950er Jahren viele Holzböden für lange Zeit unter einer verklebten Schicht aus Polyamid oder Nylon. Heute erfreuen sich Steinfliesenböden, Echtholzböden sowie Teppichböden aus natürlichen Fasermaterialien wie Seide und Baumwolle, Jute, Flachs oder Sisal wie- der größerer Beliebtheit, auch wenn die Vielfalt der Ersatzprodukte (Lami- natboden in Holzoptik, Fliesenboden in Holzoptik etc.) weiter zunimmt. Doppelter Boden Der Boden ist nicht nur das, was unsere Füße berühren. Abseits des an der Oberfläche verlegten Materials besteht ein Boden meist aus mehreren Schichten – vom Rohfußboden, über Feuchtsperren bis zur Decklage. Die- se Mehrschichtigkeit des Bodenaufbaus ist notwendig, um für Ebenheit und statische Belastbarkeit zu sorgen, um eine Wärme- und Trittschall- dämmung oder Fußbodenheizung zu integrieren, um gegen das Durchsi- ckern von Flüssigkeiten zu schützen und nicht zuletzt, um für eine anspre- chende Haptik und Optik zu sorgen. Dem Boden in seinem materiellen Aufbau und seiner kulturellen Bedeutung die nötige Sorgfalt zu widmen, wird sich dauerhaft lohnen – immerhin ist dies die einzige Fläche der Architektur, mit der wir in ständigem Körperkontakt stehen. G.K. Die Fläche unter den FüßenDer Boden unter unseren Füßen ist ein kostbares Gut – das gilt für den Feld- und Wiesenboden ebenso wie für den Architekturboden, der seit je-her ein breites Spektrum handwerklicher und künstlerischer Gestaltung bot. Der häusliche Fußboden stellt die kultivierte sichere Fläche dar, die im größtmöglichen Gegensatz zum feuchten Acker- oder staubigen Stra-ßenboden steht. Im Wohnraum bevorzugen wir Böden, die eben, dicht, sauber und pflegeleicht sind, und die aus Materialien bestehen, die den Füßen schmeicheln. Das kann ein kühler mineralischer Boden, ein fußwar-mer Parkettboden, oder ein weicher Teppichboden sein. Doch abseits der Zweckmäßigkeit ebener Geh- und Standflächen sind Böden immer auch Bedeutungsträger, die Räumen eine bestimmte Rolle im Haus zuweisen. Der geschliffene Estrich im Keller vermittelt eine andere Atmosphäre als der Wollteppich im Schlafzimmer, und zwischen Bretterboden und Stern-parkett entfaltet sich das ganze Spektrum von Praktikabilität, Komfort und Repräsentation. Prachtboden und Alltagsboden Schon in der Antike waren die Fußböden besonderer Räume mit Mo-saiken verziert, wobei die ersten hellenistischen Mosaike aus schwarzen und weißen Kieseln bestanden, eine Kunstform, die von den Römern auf-gegriffen und verfeinert wurde. In Vor- und Nebenräumen kamen einfa-che Holz- und Ziegelböden zum Einsatz. Die prachtvollsten Materialien und Muster blieben jedoch den Versammlungsräumen und heiligen Or-ten vorbehalten. Es ist daher kein Zufall, dass die bedeutenden Kirchen und Sakralräume der Geschichte auch den prächtigsten Bodenschmuck aufwiesen. So zählten etwa die Kosmaten – eine zwischen dem 12. und Fotos: Adobe Stock, Freepik, Dreamstime