Magazinbeitrag

Elemente der Baukunst

Über Mathilde

wiener secession

Häuser, die Namen haben
Manche Häuser haben nicht nur eine Hausnummer, sondern auch oft einen Namen, so wie Mathilde zum Beispiel, die ihr Schicksal in die Hand nimmt, als das Gerücht umgeht, dass ihr der Abriss unmittelbar bevorstehe – angeblich wegen „Einsturzgefahr“. In einer Regennacht löst sich das betagte, seit geraumer Zeit leerstehende Gebäude von seinen Grundfesten und verlässt die Vorstadt, in der es 100 Jahre lang zuhause war. Zwischen den benachbarten Häusern klafft plötzlich eine Lücke. In einem Kinderbuch (das es hier zu gewinnen gibt) mag es nicht überraschen, dass Häuser Individuen sind und Namen haben, aber aus der Luft gegriffen sind derartige Personalisierungen von Bauwerken nicht. Schon im Mittelalter war es üblich, Häusern charakteristische Eigennamen zu geben oder mit Hauszeichen (Hausmarken) zu versehen, um die Orientierung zu erleichtern. Die Hofnamen von Bauernhäusern werden über Generationen weitergegeben und sind in historischen Landkarten erfasst. Aber auch in Großstädten reihen sich die Häuser nicht namenlos numerisch aneinander, Gemeindebauten tragen ihre Namen sogar weithin sichtbar an der Fassade. Andere Bauten wiederum werden – mehr oder weniger liebevoll – mit Spitznamen bedacht: ……