Leben im SCHLOSS SCHRATTENTHAL – Teil 2

Aufgrund seiner beeindruckenden Größe und der vielen interessanten Details haben wir die Geschichte über die imposante Schlossanlage Schrattenthal zweigeteilt und wollen uns in diesem Beitrag dem Schloss selbst und seiner nächsten Umgebung widmen.

SCHLOSS SCHRATTENTHAL
Leben im Schloss | Freude und Herausforderung – Teil 2

Aufgrund seiner beeindruckenden Größe und der vielen interessanten Details haben wir die Geschichte über die imposante Schlossanlage Schrattenthal zweigeteilt und wollen uns in diesem Beitrag dem Schloss selbst und seiner nächsten Umgebung widmen.

Der historische Prachtbau geht auf eine Verteidigungsanlage zurück, die im Jahre 1220 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Im ersten Drittel des 15. Jahrhunderts erwarb Ulrich von Eltzing – damals einer der bedeutendsten österreichischen Politiker – Schrattenthal und machte es anschließend zu seinem Hauptsitz.
Bald darauf wurden eine Wasserburg errichtet und die umliegenden Häuser durch gemeinsame Befestigungsmauern gesichert, so dass eine mächtige Verteidigungsanlage entstand, die vorrangig gegen Angriffe der Hussiten schützen sollte. Das Wasser für den Burggraben wurde übrigens durch Entwässerung der umliegenden Sümpfe gewonnen. Bereits 1472 erhielt Schrattenthal vom Römisch-deutschen Kaiser Friedrich III. das Stadtrecht samt Stadtwappen. Viele der damaligen Bauten sind bis heute erhalten, wenn auch im Laufe der Jahrhunderte immer wieder um-, zu- und neugebaut wurde.
Die lange Zeit brachte natürlich Eigentümerwechsel mit sich und seit 1932 ist das Areal mit seinen historischen Gebäuden und der dazugehörigen Landwirtschaft im Besitz der Familie Schubert, die es mittlerweile in vierter Generation bewohnt, in Stand hält und sorgsam pflegt. Angemeldete Besucher können hier an einer rund 1,5 stündigen Führung mit der ausgebildeten Bautechnikerin Mag. Brigitte Schubert teilnehmen, bei der man allerhand über die Restaurierungsarbeiten im SchIoss erfährt. Das gesamte Anwesen steht unter Denkmalschutz.

Wohntrakte und angrenzende Nachbarschaft
Unser Rundgang führt nun vom Areal der Vorburg an den Statuen der Heiligen Johannes Nepomuk und Antonius von Padua vorbei und anschließend durch den halbrunden Torturm aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, bevor wir den Hof des eigentlichen Schlosses erreichen. Bei diesem handelt es sich um eine zweigeschoßige, unregelmäßige Zweiflügelanlage mit einem Längs- und einem an der Torseite verlaufenden Quertrakt, samt Nebengebäuden. Der langgestreckte Nordtrakt trägt ein Walmdach mit umlaufendem gekehlten Traufgesims aus der Zeit um 1700. Die Fassade ist durch Mauerblenden und mit Putzfaschen gerahmten Fenstern gegliedert.
Dank der unermüdlichen Restaurierungsbemühungen von Brigitte Schuberts erstrahlt das Wohnschloss heute wieder im vollen Glanz. Es stammt im Kern aus der Spätgotik, ist seinerzeit aus der oben erwähnten Wasserburg durch Überbauung des Zwingers hervorgegangen und wurde später barockisiert. An der Fassade des Hauptgebäudes sind im Erdgeschoß noch drei Spitzbogenfenster als stumme Zeugen der gotischen Anfänge erhalten.
Von der geschichtsträchtigen Atmosphäre eingenommen, folgen wir Brigitte Schubert durch das Entree und gelangen alsbald in den unteren Saal, der heute ebenso wie die prächtigen, restaurierten und mit stilvollem Mobiliar ausgestatteten Säle im Obergeschoß für Hochzeiten, Seminare und Feiern im exklusiven Rahmen genutzt werden kann.
„Als wir 1986 aus Wien hierherkamen, übernahmen wir ein Sanierungsobjekt, das hinsichtlich der Haustechnik, der Elektroinstallationen und der Heizungsanlage auf einen zeitgemäßen Standard gebracht werden musste und bis auf wenige Ausnahmen völlig leergeräumt war. Die heutige Einrichtung mit all den Möbeln, Bildern und Kunstgegenständen haben wir nach und nach über die Jahre erworben und so sukzessive alle Räume ausgestaltet – das alleine war eine Riesenaufgabe. Neben der Einrichtung wurden auch konstruktive Elemente aus einem anderen historischen Gebäuden wie z.B. Dippelbaumdecken, Holzböden, Fenster und Türen übernommen und hier in die Restaurierung miteinbezogen. Die Räume des Erdgeschoßes sind überwölbt, das Obergeschoß hat gerade Deckenuntersichten, teilweise mit Stuckspiegeln aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Im Obergeschoß führt der überwölbte Mittelflur entlang der alten gotischen Außenmauer. Hier ist sehr gut erkennbar, wo die Grenze zwischen den architektonischen Stilrichtungen verläuft. Bei einem Blick in die Bibliothek und das Arbeitszimmer von Ehemann Karl Heinz Schubert erfahren wir, dass dieser Bereich in den späten 90ern auch eine Zeit lang als Drehort für die seinerzeit beliebte Fensehserie „Julia – Eine ungewöhnliche Frau“, mit Christiane Hörbiger in der Hauptrolle, genutzt wurde.
Wandert der Blick in der geschmackvoll für die heutigen Bedürfnisse ausgestatteten Küche an die Decke, so überraschen die vor nicht allzu langer Zeit restaurierten barocken Fresken durch ihre farbenprächtige Leuchtkraft. Von dem, diesen Raum vorgelagerten Balkon gelangt man über ein paar Stufen auf eine auf den Resten der ehemaligen Befestigungsanlage errichtete Terrasse, wo es sich unter den schattenspendenden Laubbäumen auch im Hochsommer angenehm verweilen lässt. Über die so genannte Ritterstiege führt der Weg zur Nordwestecke der Anlage und über eine Freitreppe mit vasenbekrönten Torpfeilern aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts weiter zu einem Parkportal, das den Blick auf die anschließende imposante Kastanienalle frei gibt. Hier im Park, etwas verborgen hinter Baumriesen und viel Natur, steht auch ein altes Gärtnerhaus. Es wird derzeit restauriert und technisch auf den Stand der Jetztzeit gebracht. Nach der Fertigstellung kann es als exklusive Wohneinheit gemietet werden“, verrät uns Frau Schubert.

Kirche und Quertrakt
Zurück im Haus spazieren wir vom Wohnschloss über eine brückenartige Überbauung, die ursprünglich ein später zugemauerter Wehrgang war, in die spätgotische Schlosskirche. Sie alleine ist einen Ausflug wert! Die Kirche gilt als kunsthistorisches Juwel ersten Ranges, die es in dieser Form nur zweimal in Österreich gibt. Nämlich in St. Peter in der Au und eben hier Schrattenthal.
Unterhalb des ehemaligen Wehrganges sind profilierte Spitzbogenarkaden zu Nischen eingefügt, in denen sich die Fenster befinden. Zwischen den einzelnen Nischen stehen starke Strebepfeiler. Einer davon trägt unten eine Sonnenuhr. An der Südwestecke ist ein Treppentürmchen mit barockem Aufsatzgeschoß angebaut, zu dem eine Wendeltreppe führt. Südseitig befindet sich eine wieder in Stand gesetzte Turmuhr.
Die Kirche ist ein dreijochiger Saalbau, der im westlichen Joch durch eine kreuzrippenunterwöbte Orgelempore zum Kirchenraum abgeschlossen wird. Brüstung und Orgelfuß sind durch Maßwerk gegliedert. Auch die in den 1930er-Jahren erbaute Orgel hat eine recht wechselvolle Geschichte, ertönte sie doch einst in der Pfarrkirche St. Leopold in Klosterneuburg und war anschließend in der Servitenkirche in Wien als Zweitorgel in Verwendung.
Im gegenüber der Kirche gelegenen Quertrakt bilden tonnengewölbte Kasematten das Kellergeschoß des südlichen Wohntraktes und gegen Westen hin schließt an diesen Gebäudeteil ein vermutlich aus dem 16. Jahrhundert stammender ehemaliger barocker Pferdestall, der vor einigen Jahren zur Garage umgebaut wurde. Seitlich folgt das sogenannte Mehltürml, das im späten Mittelalter als halbrunder Schalenturm errichtet und im 19. Jahrhundert zu einem neugotischen zweigeschoßigen Gartenpavillon umgebaut wurde.
Und damit sind wir nun am Ende unseres Rundgangs und der spannenden Vorstellung durch die engagierte Schlossherrin angelangt.

Vielleicht wollen Sie sich nun selbst ein Bild vor Ort machen?
Informationen dazu gibt es auf: www.schloss-schrattenthal.at.