Abgehoben

Einfamilienhaus in Gumpoldskirchen

Abgehoben

Die Idee zu diesem außergewöhnlichen Einfamilienhaus entstand bei einem Ausflug zum steirischen Poguschpass mit seinen „Vogelhäusern“ erzählt Floristin Karin Tick.

Gut gelaunt fährt sie fort: „Der Wunsch inmitten von Baumkronen zu leben, spukt mir aber schon lange durch den Kopf. Als wir dann erfuhren, dass unsere Familie bald wieder Zuwachs bekommen wird, beschlossen mein Partner und ich, diesen Traum in die Realität umzusetzen. Mit den Viereck Architekten waren auch bald die richtigen Partner gefunden. Nach ein wenig Herantasten am Anfang war die Zusammenarbeit toll und wir bildeten ein perfektes Team“. Auf dem bestehenden Grundstück in Gumpoldskirchen leben heute vier Generationen miteinander. Aufgrund seiner Größe bot es noch genug Platz und Raum für einen weiteren Neubau zwischen den bestehenden Bauten.

Innen- und Außenräume werden zu einer Einheit
Für die Architekten war es eine Herausforderung das natürliche Umfeld mit der Wohnumgebung verschmelzen zu lassen. Mit der hier gewählten Stelzenbauweise auf statisch exakt gerechneten Stahlstützen ist der Durchblick ins Gelände ohne Einschränkung möglich. So lebt, wohnt, isst und schläft man oben im luftigen Gebäude zwischen den Baumkronen. Darunter findet sich nur das Nötigste: ein kleines Lager und der Technikraum mit einer Wärmepumpe zur Versorgung des Hauses mit Warmwasser und Heizenergie.
Von außen wird das Gebäude über ein vom Baukörper getrenntes Stiegenhaus mit innenliegendem Liftschacht erschlossen. Bei Bedarf kann durch den nachträglichen Einbau eines Aufzugs ohne weiteren baulichen Aufwand einfach und rasch ein barrierefreier Zugang hergestellt werden.
Im Wohnbereich befinden sich rund um einen gemütlichen offenen Kamin angeordnet die Küche, der Essbereich und der Wohnbereich. Allem vorgelagert, die großzügige überdachte Terrasse mit Wintergarten für Pflanzen, denen die kalte Jahreszeit draußen nicht wohl bekommt. Das gesamte Gebäude ist nach Licht- und Blickachsen ausgerichtet, die großflächigen Fensterelemente in allen Räumen machen den Bezug zur Natur erlebbar. Die außergewöhnliche Bauweise dieses Hauses bietet nicht nur eine fantastische Rundumsicht in die Natur, sie ermöglicht zu ebener Erde auch den überdachten Aufenthalt im Freien ohne den Wettereskapaden ausgesetzt zu sein. Dort kann Floristin Tick z.B. bequem ihre Blumengestecke arrangieren. Sorgsame Ressourcennutzung
Auch die Bedeutung von Baustoffen und Materialien sowie deren achtsame Auswahl spürt man hier überall. Das Haus ist ein wahres Werkstoff-Wunderland, das zum Anfassen und Entdecken einlädt. Der zentrale Baukörper besteht komplett aus Holz – im Erdgeschoß wurden Brettsperrholzwände (BSH) in Sichtqualität verwendet. Dieses massive Material ist nahezu beliebig formbar und zeichnet sich beim Einsatz in Gebäuden durch große Stabilität und hohe Steifigkeit aus.
Das Obergeschoß besteht aus einer Holz-Riegel-Konstruktion mit Stahlträgern, dort wo es aus statischen Gründen erforderlich war. Der Dachstuhl ist im Wohnbereich bewusst sichtbar geblieben und gibt dem Gebäude eine natürliche Anmutung. Die Innenwände im Wohnbereich sind strukturiert verputzt, im Ess- und Schlafbereich mit einem Putz in erdigen Farben, der an klassischen Lehmputz erinnert.
Um das Gebäude besonders harmonisch in den Garten einzufügen, wurde für die Fassade anthrazitfärbiges Blech verwendet, welches das Grün und die Farbenpracht der Umgebung noch mehr zur Geltung bringt. Strukturiert wurde es mit vertikalen Elementen in verschiedenen Breiten. Die Dachlandschaft wurde mit dem gleichen Material als Walmdach gedeckt und beim Lager im Erdgeschoß und dem Stiegenhaus gelangte ein luftiges Streckmetall zur Anwendung.
Bauherrn und Architekten sind sich darüber einig, dass qualitätsvoll und langlebig zu bauen immer wichtiger wird. Gerade in Zeiten der Globalisierung, in der vieles ähnlich ist, sind identitätsstiftende Materialien gefragt. Wie z.B. Holz, das in der Umgebung wächst. Architekt Ewald Viereck bringt es auf den Punkt: „Das ist unsere Zukunft, ein guter Weg, den wir einschlagen sollten. Denn wir können nicht mehr endlos schlechte Materialien in die Gegend stellen!“

Eigentümerin: Karin Tick

Entwurf / Planung: Viereck Architekten