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GEWINNSPIEL | ELEMENTE DER BAUKUNST
DAS WERK VIELER KÖPFE UND HÄNDE
Wenn du alles aufmerksam durchgelesen hast und dich noch darüber hinaus ein bisschen informierst, kannst du sicherlich die Fragen unseres Gewinnspiels beantworten.
EINSENDESCHLUSS ist der 30. November 2025
Als Gewinn verlosen wir das Buch: HAUS RUCKER CO
Elemente der Baukunst
die vielen Dinge des Lebens
Alleingang oder Teamwork?
Manche Architektinnen und Architekten der Moderne – also im 20. Jahrhundert – stellten sich gern als einsame Künstlerinnen oder Künstler dar. Zum Beispiel Le Corbusier: Auf alten Fotos sieht man ihn allein am Schreibtisch sitzen, nachdenklich, als würde ihn niemand verstehen. Dort zeichnete er Häuser, die es in dieser Form noch nie gegeben hatte. Gleichzeitig wurde im frühen 20. Jahrhundert immer mehr über Teamarbeit in der Architektur gesprochen. Es gab sogar ganze Bücher dazu. Denn das Bild vom einsamen Genie passte nicht mehr richtig in eine Zeit, in der man davon träumte, Häuser wie Autos am Fließband herzustellen. Die Ziele waren: Bauteile vorzufertigen, die Bauzeit zu verkürzen und durch Massenproduktion günstiger zu bauen. Statt dem Bild vom einzelnen Künstler setzte sich deshalb die Idee von Teamwork durch: Architektur ist keine Einzelleistung, sondern das Ergebnis von vielen Menschen. Und die Zusammenarbeit begann nicht erst auf der Baustelle, sondern schon beim Entwurf – also bei den ersten Ideen und Skizzen. Mehrere Architekten saßen gleichberechtigt zusammen und suchten gemeinsam nach Lösungen. Manche Büros trugen den Teamgedanken sogar im Namen: Arbeitsgruppe 4, Werkgruppe Graz, Werkgruppe Linz, Atelier 5 usw.
In den 1960er-Jahren gaben sich Teams besonders auffällige Namen, wie „Coop Himmelb(l)au“ oder „Haus-Rucker-Co“. Das „Co“ oder „Coop“ bedeutete Kooperation, also Zusammenarbeit. Damit wollten die Architekten zeigen: Wir revolutionieren Architektur gemeinsam. Viele dieser Gruppen – oft Boygroups – nahmen sich Rockbands wie die Beatles oder die Rolling Stones zum Vorbild. Auch sie wollten cool und glamourös wirken. Deshalb ließen sie sich wie Bands fotografieren und gestalteten ihre Werkkataloge so, dass sie wie Plattencover aussahen.
Auch heute arbeiten Architektengruppen zusammen – nur ohne Rockband-Image. Sie wählen kreative Namen wie „AllesWirdGut“, „the next enterprise“, „querkraft“ oder „einszueins architektur“. Die Namen sollen zeigen, wofür sie stehen.
Beteiligung der Nutzerinnen und Nutzer
Während Gruppen wie „Coop Himmelb(l)au“ und „Haus-Rucker-Co“ mit spektakulären Entwürfen und kurzzeitigen Installationen bekannt wurden, konzentrierten sich andere Architekten stärker auf die gesellschaftliche und politische Rolle des Bauens. Dabei rückte eine andere Form von Teamarbeit in den Mittelpunkt: die Mitbestimmung der Nutzerinnen und Nutzer. Das heißt: Die zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner eines Hauses sollten nicht einfach nur fertige Wohnungen bekommen, sondern bei der Gestaltung mitreden. Das Ziel war, dass individuelle Wünsche schon in die Planung einfließen. Zum Beispiel: Wie sollen die Räume angeordnet sein? Wo sollen Türen und Fenster hinkommen? Soll ein Raum viel oder wenig Licht haben? Ein bekanntes Beispiel: Beim Mehrfamilienhaus „Wohnen mit Kindern“ arbeiteten die Familien direkt mit dem Architekten Ottokar Uhl zusammen. In einem Planspiel bauten sie Modelle ihrer Wohnungen und entschieden gemeinsam, wie ihre Wohnungen im Gebäude liegen sollten. In den 1970er- und 1980er-Jahren probierten viele Architekten diese Art der Mitbestimmung aus. Die Gruppenentscheidungen waren oft zeitaufwendig und anstrengend. Aber das Ergebnis waren Wohnungen, die perfekt zu den Bewohnern passten und für große Zufriedenheit sorgten. An diese erfolgreichen Beispiele knüpfen heutige Baugruppenprojekte an. Dabei schließen sich Wohnungssuchende zusammen und planen gemeinsam mit Architekturbüros, die auf Mitbestimmung spezialisiert sind. So entstehen gemeinschaftliche und leistbare Wohnformen, die sich von klassischen Immobilienprojekten unterscheiden.
Der Gemeinschaftsgeist hat der Architektur neuen Schwung gegeben und gezeigt, dass viele unterschiedliche Wünsche unter einem Dach vereint werden können.
Autorin: Mag.a Dr.in Gabriele Kaiser
Elemente der Baukunst
die vielen Dinge des Lebens
Fleißige Baumeister
So wie Menschen leben auch Tiere in ganz verschiedenartigen Behausungen: Füchse haben einen Bau, Rehe ein Bett, Biber eine Burg, Schnecken ein Haus, Ameisen einen Hügel, Bären eine Höhle, Vögel ein Nest, Bienen einen Stock. Die meisten Wohnungen werden von den Tieren in mühevoller Kleinarbeit aus Zweigen, Gräsern und Moosen selbst hergestellt. Vögel verwenden zum Auspolstern des Nests auch die eigenen Federn, Wespen zerkauen Holz und nutzen ihren Speichel als Kleber. Bienen bauen ihre sechseckigen Waben aus Wachs, das sie aus bestimmten Drüsen an ihrem Hinterleib ziehen. Die Nester der meisten Vogelarten dienen dem Schutz ihres Nachwuchses, die gemuldete Form hat vor allem den Zweck, die Eier am Fortrollen zu hindern und den geschlüpften Küken Nestwärme zu spenden. Neben den Nestbrütern gibt es aber auch Vögel, die in Baumhöhlen wohnen, z.B. die Buntspechte, die mit ihren Schnäbeln – im Frühling nicht zu überhören – Löcher in die Stämme klopfen, um darin die Jungvögel aufzuziehen und ihnen einen fuchssicheren Schlafplatz zu bieten. Doch nicht alle Tiere haben oder brauchen eine Behausung: Es gibt auch solche, die ohne Wohnung durchs Leben ziehen. Zu ihnen gehören z. B. Haie, Flusspferde, Giraffen und Elefanten.
Das eigene Haus am Körper
Manche Tiere benötigen keine Wohnung, weil sie ständig unterwegs sind, andere wiederum tragen ihr Haus ständig mit sich. Und dieses ist meist auch noch besonders schön – die Schneckenhäuser zum Beispiel, die immer spiralig gewunden sind und in ihren Farbkompositionen und Anwachsstreifen oft wahre Schmuckstücke sind. Bei den meisten Schneckenarten ist das Gehäuse rechtsgewunden, aber es gibt auch Ausnahmen. Linksgewundene Weinbergschnecken werden dann gerne als „Schneckenkönige“ bezeichnet. Während weichteilige Landbewohner meist recht kleine Häuser mit sich tragen, entwickeln Meeresschnecken oft größere Rückzugsräume. So wie die (im Meer zwischen Indonesien und Australien lebende) Große Rüsselschnecke, deren Gehäuse einen Meter Höhe erreichen kann. Andere Weichtiere – die Muscheln – leben in zweiklappigen Schalen, die wir wegen ihrer Formen- und Farbenvielfalt gerne an den Stränden aufsammeln. Muscheln können ihre beiden Schalenhälften durch einen inneren Schließmuskel zusammenziehen und öffnen; sie ernähren sich meist von winzigen Organsimen (Plankton), die sie mit ihren Kiemen aus dem Wasser filtern. Die Schale der Auster mag nicht die schönste Behausung sein, dafür produziert sie in ihrem Inneren Perlen und Perlmutt, deren Glanz die Menschheit seit jeher betörte. Im Gegensatz zu Muschelschalen und Schneckenhäusern, die oft zart und zerbrechlich sind, verfügt die Schildkröte über einen knochenharten Panzer. Droht Gefahr, zieht sich etwa die Breitrandschildkröte in ihr Haus zurück und verschließt es mit ihren kräftig beschuppten Vorderbeinen. Schildkröten sind trotz vielfältiger Bedrohungen durch den Menschen wahre Überlebenskünstler: seit 250 Millionen Jahren leben sie in fast unveränderter Form auf unserem Planeten.
Wabenbaumeisterinnen
Zu den eindrucksvollsten Baumeisterinnen des Tierreichs zählt die Biene. Ihr „Bautrieb“ und die geometrische Exaktheit und Ökonomie der Wabenform hat schon den Astronomen und Mathematiker Johannes Kepler in seinen Bann gezogen, als er über die Sechseckform in der Natur (z.B. bei der Schneeflocke) nachdachte. Die konstruktiven Vorzüge von Zellstrukturen aus sechseckigen Waben haben im 20. Jahrhundert auch den baulichen Ehrgeiz der Menschen beflügelt. Wabenkonstruktionen kommen aufgrund ihrer ausgezeichneten Statik überall dort zum Einsatz, wo geringer Materialverbrauch, große Leichtigkeit und hohe Formstabilität gefragt sind, etwa im Boots- oder Flugzeugbau. Doch die Vorbildwirkung der Baukunst von Tieren ist mit geometrischen Sonderleistungen wie der Schnecken- oder Wabenform längst nicht erschöpft. Gewiss: Tiere bringen die erstaunlichsten Behausungen hervor; aber im Gegensatz zu uns Menschen gehen sie mit den natürlichen Ressourcen nicht verschwenderisch um, und die verwendeten Baumaterialien sind Teil eines natürlichen Kreislaufes und alles andere als ein „Umweltproblem“.
Autorin: Mag.a Dr.in Gabriele Kaiser
Elemente der Baukunst
die vielen Dinge des Lebens
Zweckbestimmte Dinge
Wo man hinschaut, überall Zeug – nicht alles davon ist unnütz. In unseren Häusern und Wohnungen häufen sich durchaus brauchbare Dinge: solche, die andauernd verwendet werden und solche, die selten oder nie im Einsatz sind. Letzteres trifft sogar auf Gegenstände zu, deren Nützlichkeit kaufentscheidend war. In jedem Haushalt befinden sich derartige „nützliche Helfer“, die es aus unterschiedlichen Gründen nicht geschafft haben, Teil der täglichen Routinen zu werden. Zu kompliziert, zu spezialisiert, nicht handlich genug etc. Tadellos funktionstüchtig stehen sie in ihrer Verpackung herum, bis sie irgendwann endgültig verräumt oder abgegeben werden, in der Hoffnung, dass die (neuwertigen) Gegenstände anderswo doch noch ihren Sinn erfüllen. Neben diesen hoch spezialisierten Artefakten, die wir selten oder nie verwenden, gibt es auch Dinge, die sehr häufig und über lange Zeit in Gebrauch sind. Meist erfüllen sie ihre Bestimmung über den gesamten Lebenszyklus hinweg: der Kochtopf bleibt Kochtopf, der Sessel Sessel, der Wäschekorb Wäschekorb. Und dann wieder tritt der Fall ein, dass Gegenstände aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang gelöst sind und Zwecke erfüllen, für die sie eigentlich nicht gedacht waren. Solche Umnutzungen geschehen täglich, indem man z.B. die Zeitung, die man (nicht) gelesen hat, Wochen später zum Fensterputzen verwendet. …….
Elemente der Baukunst
Über Materialkreisläufe
Verbundwerkstoff
Nicht nur Smartphones und Computer sind komplexe Gebilde aus verschiedenen Bestandteilen und Materialien, auch Häuser bestehen häufig aus einer kaum überblickbaren Mischung ineinander geschraubter, gegossener und verklebter Elemente. Die Bauindustrie hat seit der industriellen Revolution, aber vor allem im 20. Jahrhundert eine Fülle an Verbundwerkstoffen hervorgebracht, die sich zum Ziel setzten, die positiven Eigenschaften von mindestens zwei Materialien zu vereinen. Prominentestes Beispiel eines Verbundwerkstoffs mit globaler Erfolgsgeschichte ist Beton. Er besteht aus Wasser, Zement (als Bindemittel) und Zuschlagstoffen wie Sand und Kies. Um die Zugfestigkeit dieses druckfesten Baumaterials zu erhöhen, werden gerillte Bewehrungseisen eingelegt, die sich beim Aushärten des Betons nahezu untrennbar mit dem Zement-Sand-Gemisch verbinden. Die wirtschaftlichen und hochleistungsfähigen Verbundwerkstoffe, die sich ohnehin nicht durch höchste Umweltfreundlichkeit auszeichnen, werden spätestens beim Abbruch von Gebäuden zum Problem, da sie nur mit großem Aufwand recycelt oder wiederverwendet werden können. ……
Elemente der Baukunst
Über Mathilde
Häuser, die Namen haben
Manche Häuser haben nicht nur eine Hausnummer, sondern auch oft einen Namen, so wie Mathilde zum Beispiel, die ihr Schicksal in die Hand nimmt, als das Gerücht umgeht, dass ihr der Abriss unmittelbar bevorstehe – angeblich wegen „Einsturzgefahr“. In einer Regennacht löst sich das betagte, seit geraumer Zeit leerstehende Gebäude von seinen Grundfesten und verlässt die Vorstadt, in der es 100 Jahre lang zuhause war. Zwischen den benachbarten Häusern klafft plötzlich eine Lücke. In einem Kinderbuch (das es hier zu gewinnen gibt) mag es nicht überraschen, dass Häuser Individuen sind und Namen haben, aber aus der Luft gegriffen sind derartige Personalisierungen von Bauwerken nicht. Schon im Mittelalter war es üblich, Häusern charakteristische Eigennamen zu geben oder mit Hauszeichen (Hausmarken) zu versehen, um die Orientierung zu erleichtern. Die Hofnamen von Bauernhäusern werden über Generationen weitergegeben und sind in historischen Landkarten erfasst. Aber auch in Großstädten reihen sich die Häuser nicht namenlos numerisch aneinander, Gemeindebauten tragen ihre Namen sogar weithin sichtbar an der Fassade. Andere Bauten wiederum werden – mehr oder weniger liebevoll – mit Spitznamen bedacht: ……
Elemente der Baukunst
Kühle Keller
Nützlicher (unheimlicher) Untergrund
Auf den zusätzlichen Stauraum (Hobbyraum, Technikraum, Fitnessraum), den ein Keller im eigenen Haus bietet, möchte kaum jemand verzichten, auch wenn die historisch wichtigste Funktion eines Kellers – die Kühlung von verderblichen Lebensmitteln – heute obsolet geworden ist. Den Weinkeller in ländlichen Regionen gibt es seit Menschengedenken, aber auch in Großstädten waren Eiskeller lange Zeit eine unverzichtbare Ressource. Auch zur Einlagerung von Brennholz und Kohle wurden die Hauskeller häufig genutzt, bis im Verlauf des 20. Jahrhunderts allmählich auf andere Heizsysteme umgestellt wurde. Heute dienen die (oft feuchten) Kellerabteile in gründerzeitlichen Wohnhäusern lediglich als Lagerplatz für sperrige Gegenstände. Die zahlreichen von der Hausverwaltung aufgestellten Rattenfallen in den Gängen lassen allerdings erahnen, dass es hier unten auch ungebetene Mitbewohner gibt. Wenn es im Untergrund des Hauses also dunkel und muffig ist: Wer würde da schon gern – sprichwörtlich – zum Lachen in den Keller gehen? ….
Elemente der Baukunst
Wildwuchs
Lob der Brache
Manchmal ist es einfach besser, nichts zu machen. Mit dem Klimawandel setzt sich auch in der Garten- und Grünraumgestaltung langsam die Erkenntnis durch, dass „Wildwuchs“ kein Makel, sondern etwas Wertvolles ist. Unverbaute Brachflächen mit Vegetationen, die zumindest kurzzeitig sich selbst überlassen bleiben, entfalten ihre Vielfalt und Besonderheit oft im Verborgenen. In wuchernden „nichtgestutzten“ Grünräumen können sich sehr spezielle und ökologisch wertvolle Lebensgemeinschaften aus Pionierpflanzen, Insekten und Pilzen entfalten. Vor allem in Großstädten sind diese sogenannten „Ruderalflächen“, z.B. auf stillgelegten Industrie- oder Verkehrsflächen, wichtige Rückzugsorte für Wildpflanzen und Tiere. Sicher sind brachliegende Böden, auf denen alles Mögliche wuchert, auch bessere Spielplätze als so manches Klettergerüst im Rindenmulchbett. Im Gegensatz zu gepflegten Parkanlagen gibt es auf Brachen keine empfindlichen Blumenbeete und Rasenflächen mit Betretungsverbot. Auch in der Landschaftsarchitektur setzen sich vermehrt Konzepte mit brachenähnlichen Freiräumen durch……
Elemente der Baukunst
Mobile Wände
Mit dem Kopf durch die Wand
Dicke Mauern und solide Wände sind ein Sinnbild des Schutzes – vor zu viel Lärm und zu viel Licht, vor Hitze und Kälte, vor ungewollten Blicken und unerwünschter Interaktion jeglicher Art. Die „eigenen vier Wände“ umhegen die Privatsphäre, verschaffen Ruhe, Sicherheit und die Möglichkeit, über das eigene Tun und Lassen frei zu verfügen. In den meisten Redewendungen hingegen ist unser Umgang mit Wänden nicht annähernd so positiv besetzt: Manche „Wände haben Ohren“, man kann „gegen die Wand reden“ und den „Teufel an die Wand malen“. Man kann aber auch „mit dem Rücken zur Wand“ stehen, die „Wände hochgehen“ und „mit dem Kopf durch die Wand“ wollen. In ihrer Unverrückbarkeit und widerständigen Undurchdringlichkeit sind Wände dann etwas Trennendes, Hinderliches, Ausgrenzendes. Etwas, das im Weg steht und stört. Könnten Wände nicht flexibler sein, leicht und beweglich? Dieser Traum von der mobilen leichten Wand, die nur da ist, wenn man sie braucht, sich aber gewissermaßen in Luft auflöst, wenn man sie nicht braucht, begleitet die Architekturgeschichte seit langer Zeit. Besonders am Beginn des 20. Jahrhunderts gehörte die bewegliche Wand ……
Elemente der Baukunst
Bauschmuck
Historischer Ornamentreichtum
Der Begriff des Ornaments hat seinen Ursprung in der antiken Rhetorik. Laut Cicero diene die schmuckvolle Rede dazu, einen Sachverhalt in „rechten Worten“ – das heißt nicht nur klar, sondern auch auf unterhaltsame und hinreißende Weise – zum Ausdruck zu bringen. Eine ähnliche Aufgabe erfüllten in der antiken Architektur Kapitelle, Friese, Zierbänder und Palmetten. Baukonstruktion und Bauschmuck standen in lebhafter Beziehung zueinander und erfreuten das Auge. In der griechischen und römischen Antike wurden vor allem im Tempelbau reichhaltige Schmuckformen erprobt und Säulenordnungen mit ausgeklügelten Proportionen und Ziergliedern geschaffen, die einer tektonischen Logik folgten und für die abendländische Architektur stilprägend wirkten. Zwischen den geometrischen oder pflanzlichen Ornamenten tauchten häufig auch Menschen- und Tierdarstellungen auf. Gebälk wurde von muskulösen Herren (Atlanten) oder anmutigen Damen (Karyatiden) gestemmt, dazu gesellten sich mythische Mischwesen wie Löwen-Menschen (Sphinxe) oder Raubvogel-Löwen (Greife). Jeder Kulturkreis, jede Epoche entwickelte und variierte ihre je eigene Ornamentkultur und Symbolik, welche die Architektur …..
Elemente der Baukunst
Schattenspender
Überhitzte Städte | Die voranschreitende Erderwärmung hat uns zu Schattensuchenden gemacht. Bei brütender Hitze sind kühlende Schattenplätze vor allem in dicht verbauten Städten mit ihren großflächig versiegelten Böden ein kostbares Gut. Viele Orte haben Hitzeaktionspläne erarbeitet, Entsiegelungs- und Baumpflanzaktionen gestartet und Cool Spots mit Nebelduschen und Schattenbankerln eingerichtet. Darüber hinaus geben online verfügbare Schattenkarten – sogenannte Shadowmaps – adressgenau Auskunft über den Schattenwurf im Tagesverlauf; eine nützliche Information für die Taxierung der Licht- und Klimaverhältnisse an einem Bauplatz oder in der Planung einer Photovoltaik-Anlage. Die Verhältnismäßigkeit von Licht und Schatten spielt in der Stadtplanung aus unterschiedlichen Gründen eine wichtige Rolle: Vor der Errichtung von Hochhäusern werden Schattendiagramme erstellt, um „Dauerschatten“ auf den angrenzenden Grundstücken zu vermeiden. Das Recht auf Tageslicht, das im heutigen Nachbarschaftsrecht verankert ist, spiegelt das Motto der Moderne wider. „Licht, Luft und Sonne für alle“, lautete in den 1920er-Jahren die Parole, als es darum ging, der schlecht belüfteten ….
Elemente der Baukunst
Stein oder Schein
Handfestes Bauen | Wenn die Flüchtigkeit und Schnelllebigkeit der Zeit die Sehnsucht nach Beständigkeit nährt, steigt die Nachfrage nach „handfesten“ Dingen. Diese Sehnsucht schlägt sich auch im Bauwesen nieder, das ja seit jeher auf tragfähigen und soliden Lösungen fußt. Zwar wird der Lebenszyklus mancher Immobilie heute mit nur noch 25–30 Jahren bemessen, doch ist in den letzten Jahren die Sensibilität für langlebige Gebäudesubstanz wieder merklich gestiegen. Angesichts des Klimawandels und der Ressourcenverknappung weicht die Wegwerfmentalität allmählich einem stärkeren Bewusstsein für Konstruktionen, die auch für kommende Generationen von Nutzen sein können. Gefragt sind natürliche und langlebige Baustoffe, die ihre Haltbarkeit sinnfällig zum Ausdruck bringen. Manche Materialien sind buchstäblich steinhart und steinalt. Granit zum Beispiel ist ein Tiefengestein, das vor mehr als 300 Millionen Jahren aus flüssigem Magma entstand. Die Verbindung von Feldspat, Quarz und Glimmer hat einen sehr stabilen und witterungsbeständigen Naturstein entstehen lassen, der etwa im Mühl- und Waldviertel häufig als Baumaterial für Bauernhäuser im „Bloßstein-Stil“ zum Einsatz kam. Da in dieser Gegend Baukalk rar und teuer war, wurden die meist direkt am Bauplatz ausgegrabenen Feldsteine in das Mauerwerk eingefügt und unverputzt belassen. Häufigstes Anwendungsgebiet des Granits ist jedoch bis heute das Kopfsteinpflaster zu unseren Füßen. …
Elemente der Baukunst
Energie sparen, Energie gewinnen
Kalte Zimmer | Wir werden uns warm anziehen müssen. Kalte Tage ziehen ins Land, das ist auch in manchen Innenräumen zu spüren. Da die Heizkosten steigen und Gas und Strom ein kostbares Gut sind, das sich manche Haushalte kaum mehr leistbar können, ist Energiesparen ein Gebot der Stunde. Im Nu waren in diesem Herbst die Fensterdichtungen in den Baumärkten vergriffen, die Nachfrage nach effizienten Wärmedämmstoffen und alternativen Heizsystemen stieg rasant an. Wer das Glück hat, bereits in einem gut abgedichteten Gebäude mit geringem Wärmeverlust zu leben, hat vielleicht sogar die fossilen Brennstoffe schon hinter sich gelassen, besitzt vielleicht sogar eine Photovoltaikanlage auf dem Dach oder eine energieeffiziente Luft/Wärmepumpe im Keller. Nachhaltige Einsparungen sind jedoch erst zu erzielen, wenn haustechnische Verbesserungsmaßnahmen mit einem Lebensstilwandel einhergehen: etwa durch Absenken der Wohnraumtemperatur unter 20 Grad oder den Verzicht auf „Vollbeleuchtung“ aller Räume oder auf die Gewohnheit, im Jänner in kurzen Ärmeln auf der Couch zu sitzen. ….