Seit in Hollabrunn ein Großteil der Gewerbetreibenden auf die grüne Wiese übersiedelt ist, gähnt der Stadtkern ein bisschen. Doch mittlerweile hat ein Umdenken eingesetzt. Die Stadt besinnt sich wieder ihrer Mitte und das Leben kehrt langsam zurück. Wie auch die Baukultur zu diesem positiven Trend beitragen kann, zeigt mustergültig das Objekt in der Pfarrgasse 4.
Architekt Ernst Maurer hat hier in Zusammenwirken mit seiner Tochter einen Standort für verschiedene Dienstleistungsbetriebe geschaffen, die schon in der Planungsphase ihre räumlichen Wünsche äußern konnten. Dadurch bekamen sie für ihre Geschäftslokale die passenden Räumen und waren demnach bereit einen zehnjährigen Mietvertrag abzuschließen: ein interessantes Konzept, das vielleicht Schule machen wird.
Planung nach Mieterwunsch
Diese kluge Strategie hat sich definitiv bewährt. Architekt Ernst Maurer hat die zukünftigen Mieter schon vor Baubeginn gesucht und mit diesen vereinbart, dass der Umbau nach Ihren Wünschen erfolgt. Die Nutzer konnten sich somit Raumgrößen, Wand- und Bodenbeläge wie auch Materialien und Farben selbst aussuchen.
Zugleich hat man darauf geachtet, das Gebäude auf den heutigen Stand der Technik zu bringen. Es wurden Tiefenbohrungen durchgeführt, um die Heizung auf Erdwärme umzustellen. Im Sommer kann diese auf Kühlung umgeschaltet werden. Die alte Scheune wurde saniert und wärmegedämmt und mit dunkel lasiertem Holz verkleidet. Auch wurde besonderes Augenmerk auf die alte Bausubstanz gelegt, um die Proportionalität der alten Scheune zu erhalten. Ein schon vorhandener Brunnen konnte reaktiviert werden, um das Haus mit seinem eigenen Nutzwasser zu versorgen.
Zeitgemäß und entspannt
Der unausgebaute Dachboden bot ein recht großes Volumen und damit einiges Potential für neue Ideen. Zur Dämmung kamen hauptsächlich biologische Materialien zum Einsatz. Grob- und Feinputze fertigte man nach alten Techniken an. Damit ist auch das Haus in der Pfarrgasse in Hollabrunn ein sehr gutes Beispiel für eine zeitgemäße Art der Renovierung, bei der auf historische Verfahren und umweltverträgliche Materialien zurückgegriffen wird. Die ausführenden Firmen stammen fast zur Gänze aus der Region. Die Planungsphase und Mietersuche hat sechs Monate gedauert – von Baubeginn bis Fertigstellung gingen weitere acht Monate ins Land. Dafür gab es zu keinem Zeitpunkt Leerstand.
Gesundheit, Fitness und Genuss
Heute beherbergt diese Adresse recht unterschiedliche und interessante Infrastrukturangebote, die letztlich auch zur steigenden Attraktivität der Innenstadt beitragen. So befinden sich nicht nur eine Praxisgemeinschaft von Physiotherapeuten, ein Kosmetikstudio und eine Arzt für Allgemeinmedizin im Haus. Auch Couchpotatoes und Sportskanonen können hier ihre „Personal Fitnesstrainerin“ treffen und kulinarisch bleiben bei Marcellas Fein.Kost.Wein wohl kaum noch Wünsche offen.
Ein Glücksfall für Hollabrunn
Dass es gerade diese Liegenschaft wurde, verdankt sich einem Zufall, denn das Haus wurde auf dem freien Markt angeboten. Ernst Maurer ging zur Besichtigung und fühlte sich von der alten Bausubstanz gleich angesprochen. „Ich habe mir vorgenommen, diese zu erhalten und zu sanieren“, sagt der Architekt.
Die Sanierung des Stadthauses stellt ein Musterbeispiel für eine sensible Sanierung und Inwertsetzung bestehender, alter Bausubstanz in Zentrumslage dar, vermag doch der ansprechende Mix an infrastrukturellen Einrichtungen die Innenstadt Hollabrunns zu beleben. Hoffen wir, dass noch Viele diesem Beispiel folgen werden.
Bauherr: ECM Immobilien Ges.m.b.H.
Planung: Architekten Maurer & Partner