Alt und Jung verträgt sich gut

Sanierung und Erweiterung des Rathauses in Königsbrunn

Alt und Jung verträgt sich gut

Königsbrunn ist eine kleine Marktgemeinde im südwestlichen Weinviertel. Sie liegt nördlich der Donau am markanten Höhenzug des Wagram, einer Region, die insbesondere für ihren Weinbau bekannt ist.

Das im Ortszentrum gelegene stilvolle Rathaus wurde im Jahr 1928 erbaut und beherbergte vor der Neugestaltung neben den obligaten Büro- und Amtsräumen auch die Einrichtungen des Bürgerservices. Viele Jahre war im Erdgeschoß außerdem ein kleines Postamt untergebracht, an das heute noch der am rechten Fassadenflügel angebrachte Briefkasten erinnert. Wechselhafte Nutzungen in der Vergangenheit brachten leider auch allerhand Umbauten mit sich, die sich schlecht mit den Ansprüchen des Denkmalschutzes vertrugen. Dies und der etwas verwahrloste Gesamtzustand drängten zunehmend auf eine Generalsanierung und Revitalisierung hin.

Neue Zeiten, neue Anforderungen
Die anspruchsvolle Aufgabe für das Planungsteam bestand nun darin das Gemeindeamt mit seinen Büro- und Kundenräumen sowie den auf der Gebäuderückseite gelegenen Wirtschaftsbereich zeitgemäß zu gestalten. Insbesondere galt es dabei Barrierefreiheit, denkmalschützerische Kriterien und last but not least ein modernes Energiekonzept miteinander zu vereinen.
In der ersten Bauphase wurden die alten desolaten Wirtschaftsgebäude im Hof abgebrochen um Platz für einen modernen Zubau für einen großen Sitzungssaal zu schaffen. Dieser schließt mit seiner glattflächigen kubischen Form harmonisch an den Bestand an und seine großzügige Glasfassade erzeugt spannende Beziehungen zwischen innen- und außen. Der Zugang ist als begrünter Außenraum attraktiv gestaltet und vom südseitig gelegenen Bau- und Wirtschaftshof durch eine mannshohe strukturierte Sichtbetonwand klar abgegrenzt.

Barrierefrei durchs ganze Haus
Aufgrund der unterschiedlichen Niveaus der erdgeschoßigen Räume und der straßenseitig begrenzten Fläche war eine barrierefreie Erschließung über den Haupteingang nicht möglich. Es wurde daher ein zusätzlicher Zugang über das bestehende Tor und den Hof konzipiert, der die bequeme Erschließung über eine Rampe direkt auf das Niveau des neuen Sitzungssaales ermöglicht. Von dort sind die höher gelegenen Räume ebenfalls barrierefrei mithilfe eines Treppenplattformliftes zu erreichen. Zu den weiteren Besonderheiten zählen das tastbare Bodenleitsystem im Zugangsbereich (Blindenleitsystem), ein Orientierungssystem durch Beschriftungen und Markierungen, die Kennzeichnung aller Stufen und Rampen, die kontrastierende Gestaltung von Boden, Wänden und Türen sowie ein barrierefreies WC. Gestaltung und Wiederherstellung
In enger Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt wurde die Straßenfassade einschließlich aller historischer Gliederungselemente und der originalen Farbgebung wiederhergestellt. Dazu zählt auch das bestehende Einfahrtstor aus Holz mit Glasoberlichte, das instandgesetzt wurde. Das rechte Tor war nicht im Originalzustand erhalten und wich somit einer Verglasung, da der dahinterliegende Raum heute als Büro des Bürgermeisters genutzt wird. Um die Symmetrie des Gebäudes nicht zu beeinträchtigen, blieb die Toröffnung formal erhalten und wurde durch einen Raster aus Holzlamellen ersetzt, der die bestehende Torsituation mit zeitgenössischen Mitteln neu interpretiert. Im Gebäudeinneren wurden Einbauten aus jüngerer Zeit sowie einige Wände ohne statisch tragender Funktion entfernt. So entstand eine offene freundliche Atmosphäre. In den Räumlichkeiten des Obergeschosses und des östlichen Teiles des Erdgeschoßes wurden nur die notwendigen Adaptierungsarbeiten durchgeführt, das Dachgeschoss blieb unausgebaut.

Energetische Sanierung
Mit 208,00 kWh/m²a war der Heizwärmebedarf des ursprünglichen Gebäudes sehr hoch. Ziel war daher die Halbierung des Gesamt-Energiebedarfes und dadurch eine eklatante Verringerung der Heizkosten. Als wichtigste Maßnahmen sind hier die Dämmungen der obersten Geschoßdecke, der Kellerdecke sowie der hofseitigen Fassade zu erwähnen. Straßenseitig blieben die Kastenfenster außen erhalten. Sie wurden saniert und mit Dichtungen ausgestattet. Um bessere Dämmwerte zu erzielen, erhielten die Innenflügel zeitgemäße Isolierverglasungen. Da die Hoffassade keinerlei historischen Gliederungselemente aufwies, wurden die bestehenden Fenster durch neue ersetzt, die in Gestaltung, Dimensionen und Proportionen jedoch angeglichen wurden.
Bei der Bevölkerung kommt das neugestalte Rathaus sehr gut an und stellvertretend für sie resümiert Bürgermeister Franz Stöger: „Unser renoviertes Amtsgebäude ist ein echter Glücksgriff. Die Ausgangslage war nicht mehr tragbar, zu wenig Platz, teilweise kaputte Installationen, ein recht trauriger Anblick. Jetzt haben wir moderne, helle Räume in einem schönen Gebäude mit Geschichte – alles sehr ordentlich und praxisgerecht. Und aufgrund der barrierefreien Ausführung, wirklich ein Gemeindehaus für alle Königsbrunner!“

Eigentümer: Gemeinde Königsbrunn

Planung: habitat architektur