Die Volksschule in Marbach an der Donau wurde saniert und erweitert. Am Nordufer der Donau, und damit am Südrand des Waldviertels, liegt die Marktgemeinde Marbach zwischen den am gegenüber liegenden Ufer befindlichen Städten Ybbs und Pöchlarn. Mit dem 1914 auf dem zentralen Prangerplatz erbauten Schulgebäude beherbergt der Ort eine architektonische Besonderheit, denn schließlich ist sie das Erstlingswerk des berühmten österreichischen Architekten Prof. Clemens Holzmeister (1886 – 1983).
Die wechselvollen Zeiten gingen auch an diesem Gebäude nicht spurlos vorüber und der Tiefpunkt seiner Geschichte war im August 2002 erreicht, als es vom Jahrhunderthochwasser heimgesucht wurde. In der Schule stand das Wasser etwa zwei Meter hoch – und danach eine gründliche Renovierung an.
Neue Zeiten, neue Anforderungen
2014, also genau hundert Jahre nach seiner Errichtung, wurde das alte Gebäude den heutigen Erwartungen an eine moderne Schule angepasst. Das Vorhaben stellte in vielen Belangen eine besondere Herausforderung an Planung und Bauausführung dar. Vorrangig galt es den höheren Platzbedarf, der sich z.B aus dem Wunsch vieler Eltern nach einer profunden Tagesbetreuung ihrer Kinder ergibt, abzudecken. Auch die Funktionalität des Hauses entsprach nicht mehr den heutigen Anforderungen an einen zeitgemäßen Schulbetrieb. So fand der Turnunterricht in einer adaptierten Klasse statt, Werken wurde im spärlich belichteten Erdgeschoß unterrichtet und die Garderoben befanden sich im Gangbereich. Darüber hinaus sollte die Schule auch einen multifunktionalen Raum im Erdgeschoß erhalten, der von außen zugänglich ist und bei Gelegenheit einen Ort für Feste und Veranstaltungen bietet.
Das Gute liegt so nah
Eine Erweiterung auf dem benachbarten und auch verfügbaren Grundstück stellte sich als sinnvollste Lösung dar, um einerseits den Platzmangel zu beheben und andererseits die Funktionsbereiche neu zu organisieren. Außerdem ließen sich mit diesem Konzept auch die Vorgaben des Denkmalschutzes sehr gut erfüllen. Auf dem knapp 10 m breiten und 20 m langen Streifen wurde ein dreigeschossiger Neubau errichtet, der auf jeder Etage barrierefrei an das Hauptgebäude angeschlossen ist. Der harmonische Übergang zwischen alten und neuen Gebäudeteilen zählt sicherlich zu den architektonisch anspruchsvollen Aufgaben und wurde hier meisterhaft durch einen bauwerkshohen verglasten Luftraum gelöst. Es entstand eine transparente Fuge, die durchgängig den Blick auf die Donau freigibt und im Erdgeschoß in den neuen Mehrzweckraum mündet. In diesem Bereich befindet sich auch der Eingang zur Musikschule. Gleichsam schwebend, wurden darüber die beiden Obergeschoße angeordnet. Im ersten Stock sind der neue Gymnastiksaal, der Turngeräteraum sowie die Garderoben und Waschräumen untergebracht. Im zweiten Obergeschoß, das sich nach außen mit seiner patinierten Zinkblechverkleidung als klarer Kubus präsentiert, sind der Werkraum und die Musikschule.
Vorbildliche Bestandserhaltung
Die Renovierung des bestehenden Gebäudes fand in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt statt. Dabei wurde auch das ursprüngliche Farbkonzept von Clemens Holzmeister wieder aufgegriffen. Die Klassen erhielten neu Eichenparkette und alle Putze wurden mit naturhydraulischen Materialien hergestellt. Wegen der Hochwassergefahr wurde die Fußbodenkonstruktion im Erdgeschoß diffusionsoffen und ohne Feuchtigkeitsabdichtung ausgeführt. Im Erdgeschoß des alten Schulgebäudes wurde eine Zentralgarderobe eingerichtet und im seitlichen, früher ungenutzten Bereich fand die Tagesbetreuungsstätte ihren Platz. Für eine ruhige Lernatmosphäre wurden akustisch wirksame Deckenverkleidungen in den Klassenräumen angebracht und durch farblich passende schalldämmende Wandelemente ergänzt.
Baubiologie und Energieeffizienz
Besonders beim Erweiterungsbau wurde hohes Augenmerk auf die Verwendung ökologischer Baustoffe gelegt und die massiven Außenwände mit Hanfdämmplatten verkleidet. Das Obergeschoß ist zur Gänze in Holzbauweise ausgeführt.
Eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung versorgt die Klassenräume, den Turnraum sowie den Mehrzweckraum mit Frischluft, das verringert den Energiebedarf. Geheizt wird mit einem Pelletskessel, über eine Kombination aus Fußbodenheizung und Heizkörper wird die Wärme verteilt.
Zum teilweise aus dem Felsen herausgeschlagenen Technikraum gibt es eine mobile Schottwand, die bei Hochwasser die Heizung sowie andere Technikgeräte schützt.
Direktorin Edith Weidum abschließend: „Für mich ist es wichtig, dass sich alle in der Schule wohlfühlen, denn nur an einem Ort, an dem man sich wohlfühlt, kann gut und motiviert gearbeitet werden. Wir alle sind sehr froh, dass nun auch die Rahmenbedingungen dafür geschaffen wurden und unsere Schule ein echtes Schmuckstück geworden ist.“
Bauherr: Marktgemeinde Marbach an der Donau
Planung: Bauer-Brandhofer Architekten