Komplett ausgehöhlt, trockengelegt, wärmeisoliert und mit neuem Dach ausgestattet, zeigt sich der alte Stadl nahe bei Sitzendorf an der Schmida im neuen Kleid und ist dennoch von außen fast unverändert anzusehen. 1857 liest man innen auf einer alten Holzsäule – 165 Jahre wurden bei diesem Projekt liebevoll und mit großem persönlichen Einsatz bewahrt.
Studio hätte er keines gebraucht, da gab es ja eines in Wien. Und zum Wochenende hätte sich der neue Eigentümer des heutigen „Atelierstadls“ eher in einem Haus in den Bergen gesehen. Doch dann kam alles – wie so oft – ganz anders. Die Entscheidung zugunsten eines charmanten Objekts im niederösterreichischen Weinviertel, mit Arkadeninnenhof und alter Scheune im hinteren Gartenbereich, war nach der ersten Besichtigung klar. Zuerst nur als Wochenenddomizil genutzt, ist es nun Hauptwohnsitz. Die Scheune wurde letztes Jahr zu einem Atelier und Fotostudio umgebaut. Die Außenansicht der ehemaligen Scheune erscheint im ersten Moment unverändert, nur zwei verglaste Durchbrüche an der Längsseite des Gebäudes sind neu. Die Glaselemente der Durchbrüche und Eingangstore sind 1:1 jenen Elementen der alten Scheunentore nachgebaut, 3-fach verglast und fügen sich harmonisch in das Objekt ein.
Herausforderung: Feuchtigkeit
Der Umbau gestaltete sich anfangs kompliziert. Das alte Gebäude war ohne Fundament direkt auf Lehmboden gestellt worden und weil es keine Dachrinnen gab, war der Boden innen und außen rund um das Gebäude dauerhaft feucht. Eineinhalb Meter tief musste schweres Gerät Erdmaterial ausheben, bis ein isolierendes Fundament gelegt werden konnte. Um der Feuchtigkeit Herr zu werden wurde ein komplettes Kanalsystem samt heizungsgeführter Pumpe rund um das Haus gelegt, das an den Kanal im Innenhof des Hauptgebäudes angeschlossen ist. Weil die Außenfassade nicht verändert werden sollte, musste man Möglichkeiten finden, von innen zu dämmen. Eine zweite Wand mit Hohlraum zur Außenwand war keine Option. Man entschied sich für 20 cm dicke Mineraldämmplatten, die direkt an bestehende Ziegelwände angebracht werden können. „Es war mir wichtig, die alten Wandformationen im Innenraum zu bewahren. Alle Ecken und Winkel sollten bleiben und den Charme des Raumes erhalten, einfach nur um 20 cm nach innen versetzt“, erklärt der Eigentümer, der den Umbau gemeinsam mit seiner Frau geplant, aber auch die Koordination der Gewerke – allesamt Betriebe aus der umliegenden Gegend, wie er betont – persönlich organisiert hat.
Ein Dach auf dem Dach
Der Dachstuhl war zwar in Ordnung, passte aber nicht in das mühevoll überlegte Konzept, Feuchtigkeit dauerhaft aus dem Objekt zu verbannen. Weil es wichtig war, auch den Dachstuhl mit den alten Holztrams zu erhalten, entschied sich der Bauherr, über dem Dachstuhl ein zweites, von innen unsichtbares und entsprechend gedämmtes, neues Dach errichten zu lassen. Auch hier war die Konstruktion kompliziert und eine Herausforderung für Dachdecker und Baumeister, das Ergebnis jedoch mehr als zufriedenstellend. Die Proportionen stimmen und sowohl von außen als auch von innen ist die „Doppeldeckung“ nicht zu erkennen.
Nachhaltige Planung mit Zukunft
Seit August 2021 ist das neue Atelier nun fertig, die Bauzeit umfasste nur sportliche dreieinhalb Monate. Über einen kleinen Vorraum gelangt man in den großen Hauptraum. Alle Fenster verfügen über elektrische Außenrollos, das Studio ist zu 100 % verdunkelbar und für fotografisches künstlerisches Arbeiten professionellst ausgestattet. Wenn Fotografie einmal nicht mehr sein Leben ist? „Ich wollte schon immer mal in einem Loft wohnen, hier könnte ich mir das vorstellen“. Die Vorkehrungen dafür sind bereits getroffen: Anschlüsse für eine Küche sind berücksichtigt, Sanitärräume gibt es bereits, Fußbodenheizung sowieso, ein Schwedenofen sorgt für Gemütlichkeit – Also alles perfekt für die Zukunft ausgerichtet. S.H.
Eigentümer: Privat
Planung: Ing. Karl Schuster Ges.m.b.H