Baugestaltung hat immer auch mit Stabilität zu tun – technisch wie optisch. Wenn man davon abgeht, dann liegt das an der Hanglage, an den bautechnischen Möglichkeiten, oder an dem, was man zeigen will.
In Mitterbach kam nun alles zusammen und so ragt der neue Zubau als leichte Holzkonstruktion keck über den Hang. Dadurch nutzt er den vorhandenen Raum und beschert seinen Bewohnern eine atemberaubende Aussicht über den benachbarten Wald und das weite Land.
Die Grundform zitieren
Der Grund für den Zubau besteht im Bedarf an erweiterten Wohnmöglichkeiten. Einerseits sollte das bestehende urige Einfamilienhaus bleiben, wie es ist, andererseits reizte die Idee eines Zubaus durch den Raumgewinn und die damit verbundenen gestalterischen Möglichkeiten. Der neu geschaffene Baukörper ist eingeschossig und hat ein Satteldach mit etwa 33 Grad Dachneigung. Die in den Blick fallende gestalterische Idee ist dabei, die Grundform des bereits bestehenden Holzhauses zu zitieren, aber nicht zu imitieren: Gestalt und Materialität sind sichtbar eigenständig, das funktionale Miteinander von Wand- und Dachflächen wird beim Zubau ohne Wechsel von Material und Optik verwirklicht. Im Grunde erscheint es so, als würde sich die Bodenplatte zunächst als Wand und dann als Dach schützend um den neuen Wohnraum wickeln.
Aus diesem Grund erscheint die Baukörperpositionierung über den Hang auch nicht als instabil. Vielmehr entwickelt sich aus dieser Umhüllung jene Dynamik, die dem Bau seine spezielle ästhetische Spannung verleiht. Die Gestaltung arbeitet also mit einfachen Formen und klaren Aussagen. Hierbei verstehen sich Haupthaus und Zubau auch als Vertreter alten und neuen Bauens, die eine funktionierende Verbindung eingehen, indem beide Häuser durch einen teilweise verglasten Brückengang miteinander verbunden sind. Dafür wurde an der historischen Bausubstanz lediglich ein Fensterparapet geopfert, was angesichts des Projektumfangs erstaunlich wenig ist. Einfache Formen schaffen Ruhe
Im Wohnbereich herrschen helle Holztöne vor, die lediglich von zarten schwarzen Zugbändern der Dachkonstruktion optisch durchbrochen werden. Die hinreißende Aussicht wurde mit großen Fensterfronten überzeugend in die Innengestaltung integriert, in der ansonsten einfache Grundformen regieren. Das schafft eine ruhige, abgeklärte Atmosphäre. Der Innenbereich ist mit beschichteten und poliertem Estrich ausgestattet, einem unprätentiösen und dauerhaft attraktiven Material, das sogar einen Teil der einfallenden Sonnenwärme speichern kann.
Mit der reduzierten Einrichtung und klaren Geometrie wirkt dieser Wohnraum fast wie eine kleine Halle oder ein Loft. Enge ist hier nirgends zu spüren, die Freiheit, die sich beim Blick in die Ferne spürbar macht, setzt sich innerhalb dieser eigenen vier Wände überzeugend fort. In die offene, luftige Gestaltung wurde ein deckennaher und damit wenig Platz beanspruchender Schlafbereich integriert. Neben dem Wohnraum mit Kochnische wurden auch ein Sanitärbereich mit Dusche und WC, sowie ein eigener Außenzugang und damit eine gänzlich vollständige Nutzungseinheit geschaffen. Entstanden ist so ein Refugium mit Stil und Gehalt, in das man sich nicht nur zurückzieht, sondern das man aufsucht, um Ruhe zu finden oder um sich wiederzufinden.
Eigentümer: Barbara Diegruber und Manfred Ofner
Planung: Baukooperative GmbH