In Anlehnung an die Bautradition

Das Haus der Familie Weinberger

In Anlehnung an die Bautradition

Wer dieses Haus sieht, bemerkt nicht sofort, dass sich darin moderne Wohngestaltung verbirgt: Dezent fügt es sich ins Ortsbild ein, indem es die ländliche Zweckarchitektur zitiert – hier geht es nicht darum, Gestaltung zu postulieren, sondern zu leben. Und so unauffällig und traditionell sich dieses Haus gibt, so gediegen und durchdacht erfüllt es seinen Zweck: Wohnhaus für eine junge Familie zu sein, die sich über die Jahre verändern will und den vorhandenen Platz dann anders nutzen möchte als heute, denn der obere Dachraum kann später ohne großen Aufwand in eine von außen begehbare Wohneinheit umgebaut werden.

Bereiche, die ineinander übergehen
Das Grundkonzept zeigt nicht einzelne Räume, sondern eine Raumstruktur, in der die verschiedenen Bereiche ineinander übergehen. Das setzt sich bis unters Dach fort. Auch dort wurde mit dem gegebenen Platz ausgesprochen geschickt gearbeitet, Totraum genutzt, Stauraum geschaffen.
Die Innenraumgestaltung spricht eine klare, überschaubare Sprache. Es gibt viel weiß, abgewechselt mit dem warmen Ton des natürlichen Holzes der Einbaumöbel und der sparsam eingesetzten Einzelmöbelstücke.

Gezielter Einsatz von Licht
Besonders kultiviert wird hier mit dem Thema Licht umgegangen: Große Fensterflächen lassen sehr viel davon unmittelbar einstrahlen. Was künstlich zugefügt werden muss, ist einfach da, ohne dass man sich zu sehr mit den Beleuchtungskörpern befassen muss. Wo die Lichtquelle eine dekorative Funktion hat, sieht man auch Lampen, etwa über dem Esstisch. Wenn es jedoch nur auf das Licht ankommt, gibt es auch nur Licht, etwa aus Downlights, die sich in der Raumdecke verbergen.

Die Mischung macht’s
Die so entstehende spannende Mischung aus Überkommenen und modernen Akzenten wirkt hier nie gekünstelt und so hat die Gestaltungssprache dieses Wohnhauses etwas wohltuend Selbstverständliches. Durch die zurückhaltende Einrichtung bleibt der Blick nur an wenigen gediegenen Objekten hängen, die als Ankerpunkte wirken. Und weil diese nicht so zahlreich sind, wirken sie umso stärker. Eine gewisse Traditionsverbundenheit zeigt sich aber gerade auch außen. Holzlamellen wurden einerseits zur naturbezogenen Lichtführung eingesetzt, andererseits als ländliches Gestaltungselement, das dem Wohnhaus einiges vom Charme eines Stadels gibt – gerade wenn man von innen am Holz vorbei in die Umgebung blickt. Dadurch entsteht auch ein Gefühl von Geborgenheit.

Das Dach als Statement
Das tonfarbene Satteldach ist mehr als nur Anpassung an die Örtlichen Gegebenheiten, es ist ein Statement, es offenbart etwas davon, wie man sich seinen Wohntraum denkt, und das auf sehr subtile Weise. Im Inneren – im Wohn- und Aufenthaltsbereich der Kinder – ist das Dach in seinem gesamten Querschnitt bis zum Giebel erlebbar. Gezielte Öffnungen auf unterschiedlichen Höhen lassen das Licht auf vielfältige Weise einfallen. Schließlich gibt es noch eine andere Art von Dach, nämlich ein begrüntes Flachdach, das neben dem üppig bepflanzten Garten die Naturverbundenheit der Menschen ausdrückt, die hier wohnen. Dabei ist der eingeschossige Flachbau wohl der gestalterisch modernste Teil der ganzen Liegenschaft. Er fasst den Garten und schafft Privatheit ohne zusätzliche Grenzen zu errichten – gerade hier hat so ein Bekenntnis einen ganz besonderen Klang. Alles in allem ist hier ein Wohnumfeld entstanden, das keine Moden bedient, sondern zeitlos und sehr zurückhaltend Lebensraum schafft, der auf lange Sicht positiv und inspirierend bleibt.

Eigentümer: Martina und Markus Weinberger

Entwurf / Planung: DI Wolfgang Thanel