Es entbehrt nicht einer gewissen Logik, dass ein Architekt, der nebenbei gelernter Möbeldesigner und Tischler ist, gerne mit Holz arbeitet.
Laurenz Vogel liebt Holz und viele seiner Projekte, national und international, tragen seine Handschrift. So auch der Zubau in Kirchberg am Wagram. Das Haus am Marktplatz ist Teil eines charakteristischen Ortsbildes, das im Übergang von der Renaissance zum Barock entstanden ist und den Marktort noch heute als ein Ensemble prägt. Die bestehende alte Veranda im ersten Stock des Hauses war extrem baufällig, eine Erhaltung kaum mehr möglich. Rekonstruktion war für Vogel keine Option: „Bevor ich etwas Altes nachbaue interpretiere ich es lieber ganz neu,“ erklärt er. Der Zubau sollte sich harmonisch in das stimmige Ortsbild einfügen und trotzdem zeitgemäße Architektur darstellen.
Harmonisch eingebettet
Vorgabe des Bauherrn war, Intimität zu bewahren und doch Offenheit zu schaffen. Entstanden ist ein Anbau über Erdgeschoß und erstem Stock, wodurch einerseits zusätzlicher Wohnraum und andererseits direkter Zugang zum Garten geschaffen wurde. Als Beschattungssystem dienen außen befestigte, rundherum angelegte, ineinander verschiebbare Elemente, die sich über beide Geschoße ziehen. Diese Holzrahmenkonstruktion ist beidseitig mit Lärchenholz-Latten versehen, damit sowohl von innen als auch von außen die Lattenstruktur sichtbar ist.
Der Verandazubau sollte mit dem Ensemble des Kirchberger Marktplatzes korrelieren und keinen Fremdkörper darstellen. Vogels Lösung, die Schiebeelemente ohne Unterbrechung über beide Geschoße zu ziehen, macht den Zubau entsprechend dezent.
Wie ein Bilderbuch
Je nachdem wo man sich innen aufhält und wie man die Holzelemente verschiebt, erscheint der Außenraum für den Betrachter in unterschiedlichen Bildern. Die Latten bilden den „Bilder-Rahmen“ und man schafft sich quasi je nach Tagesstimmung seine eigene „Bildergalerie“. Hat man Lust auf „mehr“, macht man die Veranda komplett auf und schafft damit einen offenen Blick auf das Häuserensemble des Marktplatzes oder in die Weite der umliegenden Felder. „Ich arbeite auch deshalb gerne mit diesem Lattensystem, weil durch den unterschiedlichen Lichteinfall dahinter ein Raum geschaffen wird, der laufend unterschiedliche Qualitäten bietet. Das Raumgefühl verändert sich mit der Tageszeit, die Projektionen der Lichtstreifen schaffen auch innen unterschiedliche Bilder, der Raum ist nie derselbe“, betont Laurenz Vogel.
Möchte man es intim, schließt man die Elemente gänzlich und ist durch die Lattenanordnung vor Einblicken geschützt, gleichzeitig aber nicht am Ausblick gehindert. Die Holzelemente sind mit einer grauen Lasur vorbehandelt und zeigen dadurch eine einheitlich graue Fläche. Das Holz sieht zwar nicht „frisch“ aus, es werden damit aber ungleichmäßige Holzverfärbungen vermieden, die durch unterschiedliche Verwitterungszustände entstehen können.
Kreative Lösungen
Laurenz Vogel experimentiert oft, probiert gerne Neues aus, dieses System mit den verschiebbaren Holzlamellen am Verandazubau ist eine eigens entwickelte Methode. Die Elemente laufen nur auf punktuellen Führungen und durch die starke Sonneneinstrahlung arbeitet das Holz laufend und droht, sich zu verziehen. Er selbst – vom Fach – hat das System nach Fertigstellung weiterentwickelt, sodass ein Verziehen nicht mehr möglich ist. Kommt der Bauherr aus der Familie – wie in diesem Fall – wäre zum Glück vieles möglich, erklärt er lächelnd. Und meint: „So ein Projekt ist oft „Work In Progress“. Bei Familienmitgliedern geht das ganz gut, sie lassen mich Ideen ausprobieren. Und wenn`s einmal nicht klappt heißt es: „Na gut, dann richt´s halt!“
Eigentümer: Privat
Planung: Laurenz Vogel Architekten