Versteckt in einer idyllischen Kellergasse in Ladendorf haben Barbara Beranek und Christoph Pauschitz sich und ihren Zwillingen Rubina und Aaron ein kleines Paradies am Rand der Leiser Berge geschaffen.
Der Produktdesigner und die Keramikerin, berufsbedingt in kreativen Zirkeln unterwegs, gewannen Architekt Jakob Dunkl von Querkraft Architekten dafür, sein planerisches Raumgefühl ihrem kleinen Weinviertler Bauernhäuschen angedeihen zu lassen. Quasi eine Art Nachbarschaftshilfe, denn der Architekt hatte nur wenige Orte weiter für sich selbst gebaut und vertraute die Umsetzung seiner Skizzen der „engagierten und gefühlvollen Detaillierung“ durch den professionell ebenfalls gestalterisch tätigen Bauherrn an, der die Blumen zurückgibt und den Planer als „wirklich innovativ und pragmatisch“ lobt.
Wie gerät eine Wiener Familie nach Ladendorf? „Wir sind beide Bauchmenschen. Das Haus und der freie Blick in die Landschaft haben uns auf Anhieb begeistert. Außerdem liegt es in einer vernünftigen Entfernung von Wien, und trotzdem ist man in einer völlig anderen und sehr ruhigen Umgebung – und das bei guter Infrastruktur und freundlicher Nachbarschaft“, verrät der Hausherr.
Bauberatung mit erfreulicher Perspektive
Eine einfache Bauberatung von Niederösterreich GESTALTE(N) führte zu einer erfreulichen Entdeckung: Das Grundstück war zwar als Grünland gewidmet, doch da es sich bei dem Ausgedinge um ein erhaltenswertes Gebäude im Grünland (Geb) handelte, durfte dennoch dazugebaut werden. „Es war für uns ein sehr wichtiges Gespräch, das uns Sicherheit gab – und vor allem diese freudige Überraschung, dass ein Zubau realisiert werden kann“, berichtet Christoph Pauschitz.
Der Altbestand, ein etwa 80m² großes typisches Weinviertler Ausgedinge mit Stall, das man früher im „Hintaus“ für die in den Ruhestand tretende alte Generation errichtete, war bereits liebevoll und detailreich vom Vorbesitzer, einem Malermeister, saniert und trockengelegt worden, der das Haus auch mit üppiger Malerei dekoriert hatte.
Der Zubau sollte den Blick auf die Landschaft ins Wohnzimmer holen – ein Aspekt, der in früheren Zeiten keinen Stellenwert hatte, weswegen das bestehende Haus nach der Dorf-abgewandten Seite hin regelrecht abgeschottet war.
Die Hausherrin verbringt die Ferienzeit mit den Kindern draußen in deren heißgeliebtem Abenteuerparadies und wünschte sich daher ein eigenes Atelier, um hier ihre Arbeit fortsetzen zu können. Daher entstanden zwei Zubauten mit insgesamt 100 m² jeweils an den Enden des L-förmig angelegten Altbestands: Am südwestlichen Ende ein Wohntrakt mit übers Eck verglastem Erker, der den Blick in die wellige Landschaft freigibt. Am nordwestlichen Ende das helle, aber von direkter Sonneneinstrahlung abgeschirmte Atelier mit kleiner Galerie. Typisch für die Region schmiegt und duckt sich die Folge von Satteldächern mit ihren Giebeln ins Gelände. Diesem Prinzip folgend wurden auch die beiden Zubauten in Holzriegelbauweise mit Steildächern versehen. Architektonische Raffinesse mit bescheidenem Touch – als reizvoller Kontrast zum bestehenden Tondach, sind beide Zubauten durch einen flachen Gebäudeabschnitt mit mattem Blechdach, auch optisch vom Ausgedinge abgekoppelt.
Holzschindel „nach Weinviertler Art“
Über die Gestaltung der Fassade war man sich länger nicht schlüssig – bis ein Abend in kreativer Runde den perfekten Input durch Architekt Heribert Wolfmayr (Heri & Salli) brachte: Holzschindel! „An kalten Tagen ist es auf Hütten so herrlich, sich an die warmen Holzschindel zu lehnen“, schwärmt der Hausherr.
Zu viel des „Krachledernen“ sollte es für den Designer allerdings auch nicht sein, zumal ja die Heimat der Holzschindel deutlich weiter westlich angesiedelt ist. Also entschied sich der Bauherr mit sicherem Gespür für Design und regional passende Umsetzung gegen gespaltene Lärche und den rustikalen „Wurf“ bei der Fenstereinfassung und für gesägte Zedernschindel sowie eine einfache Fenstereinfassung mit Lärchenbrettern. Eine Design-Idee, die dieser fürs Weinviertel untypischen Verkleidung einen viel besser ins Ambiente der Region passenden schlichten Charakter gibt. Der warme Holzton der Schindel begeistert die Familie – ebenso wie der unkomplizierte Weg zu dieser charaktervollen Fassade: „Es kamen drei Tiroler, die die Schindel in nur vier Tagen angebracht haben – und die Kosten waren gleich wie für eine Putz-Fassade“, freut sich Herr Pauschitz.
Eigentümer: Barbara Beranek-Pauschitz, Christoph Pauschitz
Planung: querkraft architketen zt gmbh, Jakob Dunkl