Waidhofen an der Ybbs hat einen Fluss, einen mittelalterlichen Stadtkern, zwei auf verschiedenen Höhenniveaus parallel verlaufende Stadtplätze und ein Bezirksgericht. Dieses war schon 160 Jahre in einem denkmalgeschützten Renaissancehaus am unteren Ende des Oberen Stadtplatzes eingemietet. 2012 beschloss die damalige ÖVP Justizministerin Beatrix Karl, die Bezirksgerichte Haag und Waidhofen in Amstetten einzugliedern. „2014 zogen wir aus, doch wir hatten Glück: es war nicht genug Platz“, erzählt Mag. Markus Pischinger, der Vorsteher des Bezirksgerichts. Der nachfolgende Justizminister Wolfgang Brandstetter machte die Eingliederung wieder rückgängig
Kein Raum gleich
Im September 2017 kehrte das Bezirksgericht zurück, die Stadt war darüber sehr glücklich, sie kämpft mit Leerstand. Für einen dauerhaften Betrieb musste der Renaissancebau barrierefrei, haus-, brandschutz- und sicherheitstechnisch modernisiert werden. Die Nutzung ist diesbezüglich sensibel. „Der zuständige Beamte im Ministerium traute das dem alten Gebäude nicht zu. Er hielt es für unmöglich, aber es funktionierte,“ freut sich Maria Schneider von w30 Architektur, die mit Andreas Bosch den Umbau leitete. „Dieses Projekt abzuwickeln war eine schöne Erfahrung. Ein Bezirksgericht nach dem anderen wandert auf die grüne Wiese, wir konnten der Stadt ein Gebäude erhalten, das wieder Frequenz bringt.“
Das Bezirksgericht nimmt einen trapezförmigen Häuserblock ein, die Eingangsfassade liegt gleich beim Oberen Stadtplatz. Hier ist nichts symmetrisch, keine Wand gerade, kein Raum gleich, kein Boden eben, nichts rechtwinkelig, alles einmalig. Mit den Jahrhunderten wurde das Haus zu einem verwinkelten Komplex. Es hat meterdicke Mauern, Pfeiler, kleine Fenster mit tiefen Laibungen, Stichkappen-, Kreuzgrat-, Kreuzrippen-, Stern-, Tonnengewölbe. Alles da. „Bezirksgericht“ steht über dem Haupteingang, man betritt es in einem breiten Gang, den die