BURG FEISTRITZ

Zwischen den grünen Hügeln des Wechsellandes ragt stolz und mächtig die Burg Feistritz empor. Bot sie im Mittelalter vor allem Schutz gegen den Ansturm fremder Truppen, so öffnet sie heute ihre Tore für Gruppenveranstaltungen und friedvolle Kunstgenießer.

BURG FEISTRITZ | Mittelalterambiente und Kulturrefugium im Wechselland

Zwischen den grünen Hügeln des Wechsellandes ragt stolz und mächtig die Burg Feistritz empor. Bot sie im Mittelalter vor allem Schutz gegen den Ansturm fremder Truppen, so öffnet sie heute ihre Tore für Gruppenveranstaltungen und friedvolle Kunstgenießer.

Ihre Geschichte ist so wechselhaft wie die Abfolge der über sie hinwegziehenden Epochen. Wahrscheinlich um die Mitte des 12. Jahrhunderts errichtet, handelte es sich zunächst um eine Wehrburg gegen Einfälle der Ungarn am „schnell fließenden Wasser“ (Bystrica). Aus diesem altslawischen Wort ist der heutige Name Feistritz abgeleitet. Ursprünglich gehörte die Burg zu einer Kette von miteinander in Sichtverbindung stehenden Wehranlagen (u.a. Klamm, Wartenstein, Grimmenstein, Aspang, Kirchschlag) welche die Ostgrenze der im Süden des heutigen Niederösterreich gelegenen Grafschaft Pitten sicherte. Jahrhunderte der Entwicklung, behutsame Umbauten und kultureller Reichtum haben die einst raue Feste im Laufe der Zeit in ein einladendes und stattliches Schloss verwandelt, umgeben von einem prächtigen Park im Stil der Frühromantik.

Ein schroffer Anblick
Hinter dem schmiedeeisernen Portal präsentiert sich der einstige Wehrbau zunächst von seiner abweisenden Seite, ganz dem äußeren Wesen einer Ritterburg entsprechend. Aus dieser Perspektive prallt der Blick auf einen massiven Kordon, bestehend aus dem hohem rechteckigen Eingangsturm, einem vorgelagerten Eckturm und dem stattlichen Pallas* (*repräsentativer Saalbau einer mittelalterlichen Burg). Wie an vielen nach außen gerichteten Burgteilen, befinden sich an der Fassade aus wehrtechnischen Gründen nur wenige Fenster. Umso mehr beeindruckt hier die  jüngst wieder restaurierte Sonnenuhr aus 1723, die seltsamer Weise zwar einen Zeiger und ein Zifferblatt, aber keine Ziffern aufweist.
Nach etwa 50 Metern biegt der Weg in einer scharfen 90 Grad-Wendung nach rechts ab und eröffnet die Aussicht auf die imposante heutige Eingangsfassade (im Mittelalter lag der Einlass gegenüber an der Ostseite des Gebäudes) mit der Brücke über den Burggraben und der massiven Toranlage, durch die die Burg erschlossen wird.

Im Inneren
Wir treten ein, und folgen der Burgfrau des Anwesens auf einen exklusiven und interessanten Rundgang. Exklusiv deswegen, weil sonst nur Konzertbesucher oder mehrtägige geschlossene Gästegruppen, die ein kultiviertes und historisches Ambiente suchen, empfangen werden, aber keine öffentlichen Führungen gemacht werden.
In den Höfen und Räumen gibt es, wohin man blickt, Bilder, Skulpturen sowie eine Vielzahl historischer Gerätschaften als stumme Zeugen längst vergangener Zeiten. Alte Waffen, Rüstungsteile und Kanonen erinnern an die ursprüngliche Funktion des Schlosses, das aufgrund seiner soliden Bauweise und Wehrhaftigkeit selbst während der Türkenbelagerungen nicht eingenommen werden konnte.
Seit der Errichtung der ersten Gebäudeabschnitte wurde nach und nach in der jeweils vorherrschenden Stilrichtung um-, an-, und zugebaut. So erfolgte bereits in der Spätgotik der erste Umbau und vermutlich auch die Errichtung der vier runden Wehrtürme, von denen noch drei vorhanden sind, einschließlich des „Prüfungsturms“ im Südwesten und des „Hungerturms“ im Nordwesten, die nach Aufkommen der Pulvergeschütze mit Schlüssellochscharten ausgestattet wurden. Etwa zur gleichen Zeit erhielten auch die Umfassungsmauern der Zwinger gedeckte Wehrgänge, an deren Stelle später Arkaden errichtet wurden.
Im Kern der Burg laden bezaubernde historische Räumlichkeiten wie etwa der imposante Rittersaal, die Kapelle oder die, über dem einstigen Burggraben errichtete, großzügige teilüberbaute Terrasse und eine Vielfalt von schönen und komfortablen Gästezimmern zum Wohlfühlen, zu Gedankenaustausch und kreativen Zusammensein ein.

Kurze Rückschau

Nach vielen Eigentümerwechseln in fünf Jahrhunderten erwarb 1815 der Großindustrielle Josef von Dietrich die Anlage. Er lies die Burg und den Park so umgestalten, wie dieser sich auch heute noch im Wesentlichen präsentiert. Als er 1858 starb, setzte eine Phase der Stagnation und des Niedergangs ein. Eine Wendung zum Guten erfolgte erst 1922 durch den neuen Besitzer Maximilian Mautner, der den bereits ruinösen Bau mit Hilfe des Architekten Marischka aufwändig wiederherstellen ließ. Die Wiederherstellung der drei Dachgiebel, sowie die Aufstockung des großen Eingangsturms im Jahr 1923 gehen auf ihn zurück. Als Mautner 1938 nach Amerika fliehen musste, kam die Burg eine Zeitlang unter kommissarische Verwaltung. Nach Kriegsende diente sie als russisches Offizierskasino, wurde aber 1955 an die Vorbesitzer zurückgegeben. Als 1965 der österreichisch-amerikanische Industrielle und Kunstmäzen Henry Reichhold die Burg erwarb, war wieder eine Generalrestaurierung fällig.

Außerhalb der Wehrmauern
Auch heute noch gehört Feistritz der Familie Reichhold, die damit ein Refugium für Menschen bietet, die das Besondere suchen. In seiner romantischen Parklandschaft, mit den alten Bäumen, Teichen und Bächen kann man trefflich entspannen und Abstand von den Anforderungen des Alltags gewinnen oder sich auf künftige Aufgaben fokussieren und den Austausch mit Gleichgesinnten bei Tagungen und Seminaren pflegen.
Die etwas abseits im Park gelegene mächtige Alte Reitschule mit ihrer rustikalen Balkenstruktur wurde im frühen 19. Jahrhundert auf dem ehemaligen Turnierplatz errichtet und umschließt einen großen und stimmungsvollen Raum mit Bühne für Feste, Workshops, Ausstellungen und Konzerte wie etwa das jährliche Sommer-Musik-Festival „harriet & friends“.
Für Gruppen, Seminare oder große Familien stehen unterhalb dieser Alten Reitschule zwei charmante Kavaliershäuser zur Verfügung. Von ihren privaten Terrassen können die Gäste die freie Aussicht über die Ortschaft Feistritz am Wechsel genießen. Denn mit seiner besonderen Atmosphäre, dem mittelalterlichen Ambiente und seiner ruhigen Lage eignet sich die Schlossanlage auch hervorragend für Hochzeiten und andere Familienfeste.

Heute leben in einer Burg – Warum?
Das beantwortet am besten die Burgfrau selbst: „Ohne Druck und ohne Verpflichtung.sondern sogar gegen jeden guten Rat und besseres Wissen, habe ich vor genau 30 Jahren die Verantwortung für Burg Feistritz wie eine Staffel von meinen Eltern übernommen. Ausschlaggebend waren und sind es bis heute nicht die materiellen Werte, die man mit dem Besitz eines derart großen Anwesens verbinden könnte, sondern die unendlich vielen wertvollen Erfahrungen von Geschichte, Kultur, Natur, Musik und vor allem von und mit Menschen, die unser aller Leben und die Aufenthalte unserer Gäste prägen und bereichern. Seit beinahe 1000 Jahren sind die alten Mauern stille Zeugen von Menschen und von Generationen, die kamen und gingen und so soll es auch weiter sein.“
Jürgen Niederdöckl