Co-Sharing House in Reichhalms

Allein und doch zu zweit

Allein und doch zu zweit

Organisatorische Aufgabenteilung ist selbstverständlich, Unterstützung in alltäglichen Belangen sowieso Gesellschaft muss man nur dann haben, wenn man sie wirklich möchte, eine Rückzugsmöglichkeit ist jederzeit gegeben und die Privatsphäre wird respektiert.

So gesehen im „Co-Sharing House“ im Niederösterreichischen Reichhalms. Das ebenerdige Haus umfasst drei Wohneinheiten, die im Baukastensystem gebaut und durch eine Art „Schleusensystem“ miteinander verbunden sind, zugleich aber auch jederzeit bei Bedarf abgeschlossen und getrennt voneinander individuell benützt werden können.

Zurück zur Natur
Zwei befreundete Familien bewohnen die zwei außen liegenden Wohneinheiten. Die dritte, in der Mitte liegende, ebenfalls komplett eigenständige und jederzeit beziehbare Wohnung wird im Moment gemeinschaftlich genutzt, wie beispielsweise für Yogaunterricht oder Musikstunden.
Man wollte am Land in der Natur leben, raus aus der Großstadt. Im Vergleich zu einem teureren Einfamilienhaus stellte das Konzept des „Co-Sharing- House“ eine leistbare Alternative dar – Aufgaben- und Arbeitsteilung inklusive. Die beiden Familien sind nicht nur befreundet, sondern auch durch eine „Patchworksituation“ verbunden. Die Möglichkeit einer offenen Gemeinsamkeit mit gleichzeitigem persönlichen Lebensbereich unterstützte diese Konstellation.

Vielfältiges Wohnen von small bis large
Peter Kment führt uns stolz durch das ganze Haus. Von ihm stammte die Idee ein „Co-Sharing House“ zu bauen und er kontaktierte mit dem Konzept das Büro ANDIBREUSS. Er bewohnt mit seiner Frau die kleinste der drei Wohneinheiten. Seine Vorgabe war: die Wohnung sollte kompakt sein, aber doch großzügig wirken. Beides wurde perfekt von Andi Breuss umgesetzt. Die 220 m² Gesamtwohnfläche sind für die drei Einheiten mit Hauscharakter vergleichsweise wenig. Konzipiert in den Größen „small“, „medium“ und „large“ und mit Flächen zwischen 58 m² und 85 m² lässt der Entwurf von Andi Breuss mit den großzügig um die Ecken gezogenen Fensterflächen und dem intelligenten Grundriss jedoch auch die kleinste Einheit viel größer erscheinen, als sie wirklich ist. Alle drei Wohnungen haben einen nach Süden ausgerichteten großen Wohnraum mit Terrasse, die Schlaf- und Nebenräume sind nach Norden orientiert und können individuell zusammengelegt oder getrennt werden. Verbunden sind die Wohneinheiten durch einen nordseitig vorgelagerten offenen Laubengang als Eingangsbereich, sowie durch überdachte Freibereiche dazwischen.

Natur pur
In den Wohnräumen findet man sich ausschließlich von Naturmaterialien umgeben und spürt wohlige natürliche Wärme in jeder Ecke. „Ein wichtiges Ziel bei der Planung war es, einen emissionsfreien Innenraum zu gestalten“, erklärt Breuss. Ab dem Fundament wurden keine synthetischen Baustoffe und auch keine Kunststoffdichtungen verarbeitet, die Holzkonstruktion nicht verleimt, sondern als Dübelholzkonstruktion errichtet.
Für Böden, Decken und Wände wurde sägerauhes Tannenholz verwendet. Die Wände sind zum Teil mit Lehmputz versehen, manche auch naturbelassen geblieben. Der Geruch von Holz begleitet den Besucher durch jeden Raum. Selbst in den Nassräumen gibt es keine Fliesen, sondern auf Distanz montierte Holzplatten, die Durchlüftung gewährleisten.
Wird es im Sommer auf den Südterrassen zu heiß, bietet sich als Alternative und schattiger Sitzplatz, der überdachte, nach Norden gerichtete Laubengang. Heimelig macht diesen Verweilplatz eine – wie könnte es anders sein – Holzkonstruktion in Form von unregelmäßigen Regalelementen, die gleichzeitig Abstellflächen und Stauraum sind und in ihrer Form selbst dekorativ wirkt.

Eigentümerin: Martina Wichtl

Planung: ANDIBREUSS