Doppelhaus in Purkersdorf

Für die Zukunft gebaut

FÜR DIE ZUKUNFT GEBAUT | Doppelhaus in Purkersdorf

Seit 35 Jahren beschäftigen sich Treberspurg & Partner Architekten mit der passiven Nutzung von Solarenergie. Das nun in Purkersdorf errichtete Doppelhaus – Passivhaus aus Beton mit Bauteilaktivierung – bündelt viele Erfahrungen, geht aber noch einen Schritt weiter:

Durch die Einbindung von Wetterdaten der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in die Heizungs- und Kühlungssteuerung – als Pilotprojekt im Wohnbau in Kooperation mit der Universität für Bodenkultur.

Das Haus denkt mit
Das Haus fährt also, mit Blick auf die Wetterprognose für übermorgen, auch schon mal im Winter die Heizung runter – um Überhitzung in den Innenräumen zu vermeiden, wie Architekt Christoph Treberspurg sagt. Denn die Ausrichtung großer Fensterflächen nach Süden fängt auch an einem Wintertag viel Licht und Sonnenwärme ein. Damit das wiederum im Sommer nicht lästig wird, hat man den zu dieser Jahreszeit höheren Sonnenlauf planerisch einbezogen. Ein außenliegender Sonnenschutz und ein geschickt dimensionierter Balkon sorgen für Verschattung. Im Sommer hält der Balkon die Sonne ab, und im Winter, wenn sie tiefer steht, dringt ihre Energie viel tiefer in den Wohnbereich. Zusätzlich deckt die Betonteilaktivierung die komplette Kühlung des Gebäudes ab, ein wesentlicher Faktor für die zukünftige Gebäudeplanung auch in Hinblick auf den Klimawandel.

Energetischer Dialog mit der Umwelt
Dort befindet sich Speichermasse: Beton als primäre Tragstruktur eingesetzt und mit etlichen Temperatursonden bestückt, wird mit dieser Energie aufgeladen und gibt diese nach und nach wieder ab. Seine energiephysikalische Trägheit wirkt dabei ausgleichend. Dazu gibt es Photovoltaik am Dach und Erdwärme. Bei diesem Passivhaus geht es also nicht allein um Dämmung und Wärmerückgewinnung, sondern um einen energetischen Dialog des Baukörpers mit der Umwelt. Klappt das auch in zwanzig Jahren noch, wenn sich vielleicht das Datenformat der Wetterinformationen gewandelt haben wird? „Genau wie jede andere Heizung wird auch dieses System in bestimmten Abständen gewartet und die Software mittels Updates aktualisiert, und dabei kann man es auch anpassen“, erklärt Architekt Christoph Treberspurg. „Auch beim Wegfall dieser Daten würde das Haus funktionieren, nur ohne diese prädikative Regelung.“

Doppelt umweltverträglich
Treberspurg meint, dass Gebäude für eine lange Nutzungsdauer ausgelegt sein müssen, auch weil der Umweltvorteil sonst dahin wäre. Und in diese Richtung geht auch die ästhetische Voraussicht bei diesem Projekt, denn gemäß der Bebauungsbestimmungen hätte man hier acht Meter hoch bauen können. Durch die Staffelung der beiden Baukörper, die am Hang in sich um ein Geschoß versetzt sind, wurde eine Untergliederung des Gesamtvolumens erzielt, die sich mit der baulichen Umgebung gut verträgt.

Und funktioniert die ganze Prognosetechnik gut? „Wir haben das gründlich evaluiert, die BewohnerInnen sind sehr zufrieden. Das System kann außerdem auf wechselnde Strompreise reagieren und sich Energie holen, die sonst nicht genutzt werden würde – damit kann auch das Energiespeicherproblem entschärft werden“. All das macht dieses Gebäude zum Prototypen eines intelligenten Energieerzeugers und Speichers, der in künftigen Wohnbaukonzepten noch eine wichtige Rolle spielen dürfte: Ist dieses System erst einmal serienreif, könnte sich damit im Wohnbau mehr für die Umwelt tun lassen als mit den konventionellen, rein auf Verminderung des Energiebedarfs ausgerichteten Ideen. Treberspurg denkt dabei auch an den sozialen Wohnbau. Gegenüber einer herkömmlichen Erdgas-Heizung ist diese Technik bei einem Einfamilienhaus oder Doppelhaus zwar um etwa 40 % teurer, rein finanziell rechnet sie sich jedoch innerhalb von rund zehn Jahren bei gleichbleibenden Energiepreisen. Den Nutzen für die Umwelt und den deutlichen Komfortgewinn, der sich aus dem angenehmen Wohnklima ergibt, hat man aber sofort. Dazu tragen insbesondere die modernen Isolierfenster bei, durch die man keine Kälte spürt, auch wenn draußen Schnee liegt.

Die beiden Einheiten mit je 150 m2 Wohnfläche und 20 m2 Keller wurden für zwei Geschwister und deren Familien errichtet und sie entwickelten sich auch wie Geschwister – aus einem Ursprung in zwei verschiedene Richtungen, bleiben aber doch miteinander verbunden. So ist die eine Doppelhaushälfte mehr nach Süden orientiert, die andere nach Osten. Das spitz nach Süden zulaufende und steil abfallende, knapp 900 m2 große Grundstück konnte optimal genutzt werden; nicht nur für den Solareintrag, sondern auch für eine wunderbare Aussicht in die Landschaft.

Eigentümer: Privat

Planung: Treberspurg & Partner
……………..Architekten ZT GmbH