Doppelhaushälfte behutsam saniert

Farbenspiel
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FARBENSPIEL | Doppelhaushälfte in Eggenburg

Mit viel Liebe und Fingerspitzengefühl hat Architekt Hannes Metzger seinen Familien-Wochenendsitz in Eggenburg renoviert. Das Interieur beeindruckt mit klassischem Mobiliar, harmonischer Farbgebung und englischem Flair.

Geschützt durch eine 2 Kilometer lange und vollständig erhaltene Stadtmauer liegt das mittelalterliche Eggenburg zwischen Wald- und Weinviertel und darf auf seinen besonders schönen Hauptplatz stolz sein. Auf eine andere Art besonders ist das Doppelhaus der Familie Metzger, ein wenig außerhalb der Stadtmauern gelegen, in einer typischen Neubausiedlung der 20er Jahre, im „Cottage-Viertel“ von Eggenburg sozusagen. Die englische Bezeichnung ist hier durchaus treffend, denn die Renovierung der Doppelhaushälfte erfolgte mit starkem England – Bezug und ist dadurch bemerkenswert.

Very british
Die Vorbesitzerin hatte ein gutes Gefühl für geschmackvolle Inneneinrichtung und das Haus mit gut erhaltenen Maßmöbeln aus den 60er/70er Jahren ausgestattet. Diese zu erhalten und dem Haus einen englischen „Touch“ zu geben, war Grundidee der Renovierung. „Unser England-Bezug ist nicht familiär bedingt, meine Frau und ich wollten einfach ein harmonisches Farbkonzept schaffen. Da war bald klar, dass man bei den englischen Farben gut aufgehoben ist“, erklärt Architekt Hannes Metzger seine Überlegungen zur Planung.
Naheliegend, dass man sich der Farbpalette der englischen Firma Farrow & Ball bediente, die umweltfreundliche Farben herstellt und zugleich die besten Zutaten und reichsten Pigmente verwendet. So dominieren im Haus die typisch englischen warmen Farben Altrosa, Weiß und Blau, kombiniert mit Rot und Braun. Hannes Metzger legte Wert darauf, dass in den jeweiligen Zimmern zwar bestimmte Farben dominieren, sich aber immer Farbaspekte der anderen Zimmer wiederfinden. Als Blickfang im Wintergarten und passend zum Interieur: Ein Portrait der Queen. Sie wäre „very amused“.

Altbewährter Charme
Unbedingt bewahrt werden sollten im ganzen Haus die alten Gliederheizkörper, die –  in liebevoller Kleinarbeit ausgespült, sandgestrahlt – ihre alten Plätze behalten durften. Schwarz lackiert bilden sie einen „Eyecatcher“ in jedem Zimmer.
In der Küche diente als ästhetisches und funktionelles Vorbild die Frankfurter Küche von Margarethe Schütte-Lihotzky. Aufgrund der Lage und Größe des bestehenden Küchenfensters musste in diesem Bereich die Arbeitsplatte abgesenkt werden und entspricht damit einmal mehr dem Original. Die Farbwahl, wie könnte es anders sein, „englisches“ Blau.
Türen: handmade
Die spezielle Gangsituation im Haus wirkt auf natürliche Weise temperaturregelnd, im Sommer als „Kühlrippe“, im Winter als Kältedämmung. „Verblüffend, wie einfach das in so einem alten Haus funktioniert. Es handelt sich zwar hier nicht um Architektur im engeren Sinn, dafür ist es ein gut durchdachter Siedlungsbau, sehr praktisch gebaut“, freut sich Hannes Metzger über seine Entscheidung, den Grundriss so zu lassen, wie er war. Der einzige architektonische Eingriff war die Erneuerung und Verlegung der Badezimmertüre, die nötig waren, um Bad und Küche funktionell gestalten zu können.
Ein kleiner Wermutstropfen, wie er sagt, denn diese Türe passt als einzige nicht zu all den anderen, formschönen alten Holztüren mit Füllungen aus unterschiedlich geätztem Glas, die im Haus bewahrt und restauriert wurden.

Klassiker im Garten
Der ganze Stolz im Garten, den man über eine Stiege mit Geländer aus den 70ern und Windfang aus originalgetreuen Acrylplatten erreicht, sind die 4 originalen Monobloc Stühle, zwar nicht englisch, sondern französisch, aber jedenfalls Klassiker aus den 1970er Jahren. Diese Stühle waren damals schon ihrer Zeit weit voraus, denn sie wurden aus Kunststoffabfällen gefertigt, waren recyclebar und nebenbei günstig.
Der Bogen zur Anglophilie ist jedoch schnell wieder gespannt: ein „echter Engländer“ in Form eines Beagels – die beliebte Hunderasse im Haus der Tudors – bringt britische Gefühle ins Wiener Büro von DI Hannes Metzger / GRMW Architekten.

Eigentümer: Architekt Hannes Metzger
Planung: GRMW Architekten
Autorin: Susanne Haslinger
Fotos: Romana Fürnkranz