Dreihaus in Obermallebarn

Alles unter Dächern

ALLES UNTER DÄCHERN | Umbau eines alten Bauernhauses

Der Umbau eines alten Bauernhauses im dicht bebauten Ortskern von Obermallebarn zeigt, wie die gestalterische Begegnung von Alt und Neu zu einem Dialog zwischen Erhalt und Neuinterpretation gelingen kann. Dabei orientierte sich Architekt Ernst Pfaffeneder verstärkt am Material und der Belichtungssituation mit einem starken Bezug zum Innenhof.

Nördlich von Stockerau, bei Schloss Schönborn, liegt das Dorf Obermallebarn. Charakteristisch für das Dreiecksangerdorf sind Angerverbauungen, Zwerchhöfe mit schlichten Putzfassaden und Kellergassen. Für den Architekten war es entscheidend eine Form zu schaffen, die mit dem Weinviertel assoziiert werden kann. Drei aneinandergereihte Häuser in unterschiedlicher Größe, so der Architekt, erinnern an Weinkeller in der Kellergasse und ergeben eine zusammenhängende Dachlandschaft, die innerhalb der dichten Dorfstruktur großzügige und hohe Wohnräume ermöglichen.

Altbau
Das alte, zur Straße gerichtete Haus wurde entkernt, umgebaut und vermittelt nun einen einladenden Altbau-Charakter. Drei große Zimmer ergeben eine Flucht, Kastenfenster und Kastentüren unterstreichen die 3 m hohen Räume.
Zentraler Mittelpunkt ist die „sala terrena“, die sich zum einen Richtung Innenhof öffnet, zum anderen die Verbindung zum Neubau darstellt. Sie ist mit schwarz-weißen Zementfliesen der einst gegenüber liegenden Volksschule ausgelegt. Die Wiederverwendung von altem Material zeigt die ökologische Überlegung, welche sich auch in den tragenden Außenwänden des Neubaus zeigt. Hier wurde zweischaliges Mauerwerk mit alten Hochlochziegeln errichtet, wodurch auf eine zusätzliche Wärmedämmung verzichtet werden konnte. Beheizt und gekühlt werden die 290 m² Wohnfläche mit Erdwärme.

Dreihaus
Der neu errichtete Wohntrakt schließt im Norden am bestehenden Straßengebäude sowie im Süden an die alte Scheune an. Dadurch entsteht ein U-förmiger Zusammenschluss um einen ruhigen, autofreien Innenhof. Im großen Wohnraum sind die Küche, ein großer Esstisch und ein Kamin untergebracht – es ist der zentrale Lebensraum der 6-köpfigen Familie. Die Dachflächenfenster, die an oberster Stelle entlang des Giebels verlaufen, gewährleisten zusammen mit den großzügig verglasten Gartenfronten eine besonders ausgeprägte Tageslichtsituation im Wohnraum. Helle Materialien lassen das Ambiente zusätzlich großzügig wirken. Eichenböden sowie der Dachstuhl aus Leimholz sorgen für behagliche Wärme.
Mit viel Grün und verschiedenen Staudenbepflanzungen wird der Innenhof zum „grünen Wohnzimmer“ der Jungfamilie. Der Hof wurde mit einer umlaufenden Holzterrasse ausgestattet, die zugleich die „Grand Prix Strecke“ der Kinder ist, erzählt die Besitzerin liebevoll.
Den hinteren Abschluss des Hofes bildet die bestehende, offene Scheune mit dem alten Dachstuhl, ein wegen seiner Großzügigkeit und Vielfältigkeit – gerade in heißen Sommern – geschätzter Raum. Die großen Tore können beiseitegeschoben werden und ein Durchblick sowie Übergang zum „Hintaus“ ist geschaffen.
Der alte Hof der Großeltern aus dem 19. Jahrhundert hat somit einige Veränderungen mitgemacht. Viele verschiedene Eindrücke zeigen, dass sich traditionelle Bauweise, neuinterpretierte Architektur, wiederverwendete Materialien sowie ein konsequenter, aber erfrischender Umgang mit dem Bestand unter „große Dächer“ bringen lassen.

Eigentümer: Agnes und Christoph Brandtner
Planung: Ernst Pfaffeneder Architekt
Autorin: Barbara Reiberger

Fotos: Romana Fürnkranz
Drohnenfoto: Christoph Bertos