Einfamilienhaus in Absdorf

Paradiesgarten im Straßendorf

PARADIESGARTEN IM STRASSENDORF | Einfamilienhaus in Absdorf

Bogenfeld Architektur setzten ein schlichtes, schönes Holzhaus mit Satteldach und Nebengebäude auf eine lange, schmale Parzelle in Absdorf-Hippersdorf, einer Marktgemeinde mit etwa 2100 Einwohnern, 50 km nordwestlich von Wien.

Die Bauherren Simon Brandstetter und Katharina Ludwig sind beide sehr naturnah aufgewachsen. Sie wünschten sich das auch für ihre Kinder. Luis, der Erste, ist schon da. Die Großmutter der Bauherrin lebt in Absdorf-Hippersdorf wo sie ein Grundstück im Zentrum besaß. Früher standen ein Bauernhaus aus den 1920ern, ein Schweinestall und ein Stadl darauf. Der Ort hat Kindergarten, Volksschule, Nahversorger, Ärzte, ein reges Vereinsleben und eine sehr gute Bahnverbindung. Das war wichtig. „Wir wollten öffentlich in die Arbeit kommen und künftig kein Taxi für die Kinder sein.“

Die schmale Parzelle spannt sich etwa 67 Meter der Länge nach zwischen der Kremserstraße im Süden bis zur Seefeldgasse im Norden auf, wo das ursprüngliche Feld der Urgroßeltern anschloss. Architektin Miriam Brandstetter, die Schwester des Bauherrn, arbeitete damals bei Bogenfeld Architektur in Linz. Sie war begeistert, Birgit Kornmüller von Bogenfeld auch. „Je kniffliger, umso lieber. Das Grundstück war sehr spannend. Für uns lag die größte Qualität des Ortes in seiner Parzellierung. Die Häuser stoßen Mann an Mann aneinander und haben ähnliche Höhen. Jedes geht auf seinen Nachbarn ein.“

In den Ort eingebettet
Früher stand das Haupthaus an der Straße, Stadl und Schweinestall im Garten. „Wir drehten die Funktionen um“, so Kornmüller. Nun steht das Nebengebäude vorne, das Haus ist der Länge nach so an die westliche Grundgrenze gesetzt, dass es die Parzelle in zwei Hälften teilt. „Dadurch entstehen ein schattiger, kühler Hof zwischen Haus und Nebengebäude im Süden, ein offener, freier Garten im Norden und an der Ostgrenze zum Nachbarn ein schmaler Zwischenraum.“

Auch das Nebengebäude hat ein Satteldach, dessen First wie die der Nachbarhäuser parallel zur Straße verläuft. So reiht es sich stimmig ein. Durch das Holztor daneben betritt man den kleinen Hof, ein Kiesweg führt an der weißen Mauer des Nachbarn vorbei direkt auf das Haus, das diesem geschützten Vorgarten seine südliche Stirnseite zuwendet. Bis auf das leicht zurückversetzte, verglaste Erdgeschoß ist es ganz mit vertikalen sägerauen Lärchenlatten verkleidet. Das erinnert an einen Stadl. Wo das Haus gekuppelt an den Nachbarn stößt, schließt das Dach bündig mit der Fassade ab, im Süden steht es weit, an den anderen zwei Seiten immer noch ein wenig vor. So kann man auch bei Regen draußen im Trockenen sein.

Archaische Form, hybride Bauweise
Man betritt das Haus in einem Einraum zum Essen, Kochen und Wohnen. Bis zum First ist er 6,30 Meter hoch, trotzdem fühlt man sich wie unter einem großen Zelt geborgen. Die Dreischichtplatten aus Fichte, mit denen das Haus innen verkleidet ist, haben die Bauherren mit Freund: innen selbst weiß gelaugt und geölt. Die gekuppelte westliche Längsseite wird zum haushohen Stauraum, die Kücheninsel mit Herdblock und Ofen, sowie der Kamin sind die einzig fixen Elemente im Raum, der sich im Süden und Westen über-Eck verglast zum Garten öffnet. „Der Innenhof ist unser verlängertes Wohnzimmer, in den Übergangszeiten sonnig und im Sommer schnell schattig“, sagt die Bauherrin.

Das Haus ist 21 Meter lang, vorne sieben, und hinten dank eines Sprungs im Grundstücksverlauf zehn Meter breit. Dort schlüpfen das WC, der begehbare Schrank und das Schlafzimmer unter, ihre Betonwände bilden den tragenden Kern, schwarze Stahlsäulen ermöglichen das gläserne Raumeck, Stahlzugstreben halten das Dach zusammen. „Wir arbeiten gern hybrid“, sagt Kornmüller. „Und planen jedes Material dort ein, wo es am sinnvollsten ist und ein Element mehrere Funktionen übernimmt.“ So sind Fensterbänke auch Sitzflächen und die Schlafzimmer bieten unterm Dach auch eine Galerie. Von Bett und Badewanne aus sieht man in den Hintergarten. Dort stehen die geretteten Zwetschken-, Kirschen-, Marillen-, Birnen- und Apfelbäumchen, gedeihen Paradeiser, Kräuter, Beeren und schwirren Bienen über Blumen. I.M.

Eigentümer: Simon Brandstetter und Katharina Ludwig

Planung: Bogenfeld Architektur ZT-GmbH