Einfamilienhaus in Mautern an der Donau

Kleines Haus ganz Groß
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Kleines Haus ganz groß

Einfamilienhaus einmal anders

Die spezielle Beschaffenheit des Grundstücks und die Vorgaben der Bauherrschaft waren eine besondere Herausforderung für die Planung des Einfamilienhauses im Ortsverbund. Ein außergewöhnlicher Grundriss bei optimaler Ausnutzung der Fläche und die Liebe zum Detail bei der größtenteils „Self-Made-Innenausstattung“ stellen eine spezielle Symbiose dar.

Anfangs gestaltete sich die Planung für das neue Eigenheim recht kompliziert. Das zweistöckige Bestandshaus im Ortsverbund von Baumgarten war zu klein, eine Sanierung kam aufgrund der Mängel in der Bausubstanz nicht in Frage, ein Neubau war gewünscht. Das nur 321 m2 große Grundstück ist nicht nur klein, sondern auch sehr verwinkelt und hat, obwohl mitten im Ort liegend, eine extreme Hanglage. Der Höhenunterschied von Nord nach Süd – von der Straße zum angrenzenden Obst- bzw. Weingarten – beträgt rund achteinhalb Meter, zudem hatte das Paar klare Vorstellungen über die Größe der benötigten Wohnfläche und der bestehende alte Erdkeller aus dem Altbestand sollte erhalten bleiben. Diese Vorgaben stellten sich für so manchen für die Planung angefragten Baumeister als unvereinbar dar, in der Folge wurde das Grundstück für die gewünschte Wohnfläche als „unbebaubar“ erachtet.

Ecken und Kanten
Ein mutiger Entwurf von Architekt Claus Ullrich brachte schließlich den maximalen Output für die Bauherrschaft. Mit einem unregelmäßig sechseckigen Grundriss und einem 3-stöckigen Raumkonzept passt sich das Haus an die Gegebenheiten der Grundstücksfläche an und korreliert mit der umgebenden Häusergruppe. Mit insgesamt großzügigen 285 m2 Nutzfläche bietet der dreigeschoßige Bau den optimalen Wohnraum für eine Jungfamilie.

Schon der erste Entwurf hat gefallen und wurde fast 1:1 umgesetzt. Obwohl: „Zuerst waren wir schon ein bisschen irritiert, denn so ein Haus ist für den Ort sehr außergewöhnlich“, erklären die beiden Eigentümer „Wir hatten auch Sorge wegen der vielen schiefen Wände, wie sollte das bei der Einrichtung funktionieren?“.

Da das Bestandsgebäude traufständig zur Straße gebaut war, und auch die Dachtraufe des Nachbargebäudes parallel zur Straße steht, wurde für den Neubau diese Art der Bauweise übernommen. So passt sich der Neubau sensibel in das Ortsbild ein und erfüllt die Vorgaben der baulichen Schutzzone. Die drei Geschoße ergaben sich aus der Idee, einen guten Anschluss an das bestehende, steile Terrain zu finden. Aufgrund der traufständigen Satteldachbauweise erscheint das Gebäude trotz dieser 3 Geschoße kompakt.

Selfmademan
Bei der Inneneinrichtung legte der Bauherr selbst Hand an, und das nicht zu knapp. Fast vollständig in Eigenregie stattete er das Haus aus, vom Keller bis zum Dach ist alles „handmade“ im wahrsten Sinne des Wortes.

Die schiefen Wände verschwinden unter der maßgeschneiderten Tischlerarbeit, die Holzlatten entlang des Stiegenhauses sind dabei ganz besondere Unikate. In liebevoller Kleinstarbeit wurde Buchen- und Eichenkonstruktionsholz verleimt und anschließend mit 1mm starker Eichenfurnier ummantelt. 48 solcher Unikate zieren das Haus.

„Ein bisschen hat die Familie mitgeholfen, aber ich arbeite eigentlich lieber allein. Ich denke immer 10 Schritte voraus, damit keine unnötige Arbeit entsteht und habe eine klare Vorstellung, wie was gemacht sein soll oder wie ich es haben will“, erklärt er und lacht.

Wohlfühlfaktor
Neben der möglichst optimalen Ausnutzung der Gegebenheiten aufgrund der signifikanten Grundgrenzen war klar, dass wir den Bewohnern auch freiraummäßig Komfort und Behaglichkeit bieten wollten“, erklärt Architekt Claus Ullrich seine Überlegungen zur Planung. Dieser besagte Komfort ist die großzügige Terrasse an der Westseite, deren Öffnung nach Norden einen herrlichen Blick über die nahegelegene Stadt Krems bietet.
Auch im Innenbereich kam den Blickbeziehungen bei der Planung eine große Bedeutung zu. Der Wohn- Essbereich verfügt über einen Luftraum ins Obergeschoß. Das Richtung Norden dominant platzierte, übergroße Fenster hält die herrliche Aussicht über das Tal fest und bindet die Galerie in den Weitblick mit ein.
Fazit: Ob von innen oder von außen gesehen, alles in allem ein sehr unkonventionelles Haus.

Eigentümer: Privat
Planung: Architekt DI Claus Ullrich
Autorin: Susanne Haslinger
Fotos: Romana Fürnkranz
Drohnefotos: Christoph Bertos