Endlich daheim

Wohnhaus in Langschlag

Endlich daheim

Wo hören die Außenwände des Hauses auf und wo fängt das Dach an? Hier weiß man es eigentlich nicht. Genauer gesagt: bei diesem Wohnhaus, mit seinem hölzernen Überzug in der Farbgebung ähnlich eines Latte Macchiato, bleibt dies im Dunkeln.

Die eigenwillige Form des Hauses hat einen bestimmten Hintergrund. Gestaltungsabsicht des aus dem Waldviertel stammenden Architekten war nämlich, mit der skulptural gegliederten Form den Charakter und Rhythmus der umliegenden Hügellandschaft aufzugreifen und räumlich wiederzugeben. Die Abkehr von der klassischen Trennung von „Wand“ und „Dach“ wird durch die verwendeten Materialien noch verstärkt, denn vor allem die Verkleidung aus senkrechten Lärchenlatten, die von der Fassade aus auch die Dachfläche überziehen, lassen nicht nur die Außenflächen des Hauses ineinander fließen, sondern verbinden diese auch visuell und materiell mit der Landschaft, der Vegetation und dem Boden.

Stylische Akzente
Im Inneren des in Holzriegelbauweise errichten Wohnhauses sorgen bewusst gesetzte Öffnungen nicht nur für eine optimale Belichtung, sondern inszenieren auch die Ausblicke in die umgebende Landschaft. Erwähnenswert: das nordseitige Wohnzimmerfenster verwandelt sich mit dem umrahmenden Bücherregal und der sofaartigen Fensterbank zu einem Leseplatz mit Blick ins Freie. Der Wohnbereich zeichnet sich auch durch besondere Behaglichkeit aus, die hier durch stilbewusste Zitate der sechziger Jahre akzentuiert wird. Diese Leichtigkeit der Sessel beispielsweise schätzte man schon damals. Ebenfalls bewährt ist das Primat des Praktischen – so stapelt sich hier das Brennholz direkt unter der Kaminbank.

Eingebettet in die Natur
Da es sich bei dem ehemaligen landwirtschaftlichen Hof um ein „erhaltenswertes Gebäude im Grünland“ mit dem Widmungszusatz „Standort“ handelt, der die Wiedererrichtung von alten Wohngebäuden möglich macht, durfte der baufällig gewordene Gebäudetrakt des Altbestands abgetragen und an dessen Stelle der Neubau errichtet werden. Zumal dieser Bauplatz im Norden, Westen und Osten von Wald umsäumt wird, lag es nahe, den Ausblick nach Süden mit einer großzügig verglasten Front besonders zu betonen. Mit seiner tief eingeschnittenen Terrasse versteht sich das Haus auch als Reminiszenz an den Waldviertler Dreiseithof als regionaltypisches Vorbild. Das hervorstechendste Merkmal ist allerdings die Holzfassade aus heimischer Lärche.
Nur mit Holz ging es allerdings nicht. Auf der Westseite stützt eine Betonmauer den seitlichen Trakt gegen eine Böschung. Dieser Teil des Hauses enthält Schlafräume, Gästezimmer, Bäder und den Bereich für die Haustechnik, denn auf einen kostspieligen Keller wurde gänzlich verzichtet. Terrassenseitig verweist eine vorgesetzte Sichtziegelwand auf das vorhergehende Gebäude, aus dessen Abbruchmaterial sie gemauert wurde.

Dachneigung zitiert Landschaft
Pultdächer bedecken die beiden Wohntrakte. Ihre Neigungen unterscheiden sich ganz bewusst, genau wie die Kuppen der umliegenden Hügellandschaft. Ein technischer Grund liegt auch in den, auf einer der beiden Dächer montierten, Solarelementen, die hier mit optimaler Neigung mehr Energie einfangen können. Dazwischen liegt der Verbindungstrakt mit extensiv begrüntem Flachdach.

Bei der Planung wurde auch auf den konstruktiven Holzschutz der Fassade geachtet. Hierfür wurden die Mindest-Sockelhöhen genau eingehalten und die Stirnseiten von senkrecht montierten Holzlatten mit horizontalen Abdeckbrettern geschützt. Erwähnenswert ist auch der gesunde Abstand zwischen den einzelnen Latten, der groß genug ist, um nach starken Niederschlägen eine schnelle und vollständige Trocknung zu ermöglichen. Zusätzlich zu diesen Maßnahmen verhindert eine hochwertige Unterspannbahn das Durchfeuchten der konstruktiven Holzbauteile und somit auch der Wärmedämmung. Kurz gesagt: Die Art der Gestaltung dient nicht nur dem ästhetischen Effekt, sondern „funktioniert“ auch auf Jahre hinaus.

Eigentümer: Veronika und Hans Häusler

Planung: Architekt DI Horst Zauner