Familiencampus in Klosterneuburg

Addieren statt Demolieren

ADDIEREN statt DEMOLIEREN | Familiencampus in Klosterneuburg

Addieren statt Demolieren war das Motto dieses Wohnprojektes, ein kleiner Anbau sollte unbedingt bewahrt werden und bildet nun den Mittelpunkt eines Gebäudeensembles.

Sensibel im Umgang mit dem gesamten Bauvolumen, entstanden drei kleinteilige Zubauten von getrennter Nutzung und unterschiedlichen Innen- und Außenräumen, die die Summe aller Teile zu einem großen Ganzen ausbalancieren.

Altes erhalten und neu bestimmen

Hier ging es darum, einen Wohnraum für zwei Erwachsene und ihre vier kleinen Kinder zu schaffen. Die Familie setzte sich vehement für den Erhalt des alten Gebäudes ein, das für sich genommen zu eng war und mit einem simplen Anbau nicht viel gewonnen hätte. Die erste Herausforderung für die Gestalter von smartvoll Architekten war, das Neue um das alte Häuschen herum zu konzipieren. Die zweite: dabei eine stimmige, spannungsreiche Balance zu erzielen, bei der die unterschiedlichen Gebäudeteile auch ihre jeweiligen Bewohner repräsentieren.

Was manchem Planer den Schlaf rauben würde, wurde hier zum großen Wurf, denn das alte Gebäude wurde nun zum Ankerpunkt innerhalb einer spannenden, modularen Inszenierung aus drei Zubauten. Hierdurch ergaben sich verschiedene Wohnzonen mit unterschiedlichen Perspektiven aufeinander und in die Umgebung – zum Nachbargrundstück, auf ein Tal oder über Weinberge und Wiesen. Man hat in größeren Räumen gedacht und dies durch mehrere Baukörper so umgesetzt, dass sich dadurch viele verschiedene Qualitäten und Abstufungen ergeben. Mit am spannendsten ist dabei die Planung in Außenräumen: Hier wurde nicht nur ein Wohngehäuse geschaffen, sondern eine Art kleiner Campus, in welchem sich jeder seinen Platz suchen kann. Begegnung inbegriffen: Im alles verbindenden Essbereich sitzt die Familie beisammen wie am Lagerfeuer. Ganz nebenbei werden damit auch sehr ursprüngliche Gemeinschaftskonzepte aufgegriffen.

Struktur und Räume fördern Kommunikation

Der Zugang zum Grundstück erfolgt über einen der Außenbereiche und führt zum sanierten Bestandsgebäude und auch zum offenen Kern des Ensembles, der wiederum die verschiedenen Außenbereiche und Gebäude erschließt – fast wie der Dorfplatz einer kleinen Siedlung. Im Westen befindet sich das Wohnzimmer, im Nordosten ein zweigeschossiger Kinderturm mit vier Kinderzimmern und im Süden das alte Gebäude, das nun die Küche und das Elternschlafzimmer enthält. Diese verbindende und offene Gliederung gibt auch dem Garten ein außergewöhnliches Gepräge: Er gliedert sich in mehrere überschaubare Teilbereiche mit eigenem Gesicht.

Der Erhalt des ursprünglichen Gebäudes hat hier zu etwas geführt, was es bei einer völlig neuen Planung nicht gäbe: Die neuen Bereiche kristallisierten an diesem Ur-Haus und stellten es ins Zentrum von etwas ganz Neuem, ohne dass es von diesen Zubauten erdrückt oder verdrängt würde. Die Funktionsbereiche wurden so angeordnet, dass man zwischen den verschiedenen Häusern pendelt. Alle Bereiche sind in diese Lebendigkeit einbezogen. Sie stehen so zu- und beieinander, dass man sich ebenso gut zurückziehen kann – in einen Bereich, der gerade am besten zu Tätigkeit und Stimmung passt.

Freiräume zum Beleben

Im Inneren der verschiedenen Gebäude zeigt sich eine ruhige, dabei fröhliche Gestaltung, die auch Ergebnis eines Loslassens seitens der Architekten ist: Wo das Leben empordrängt, kann man vieles nicht so einfach regeln oder ordnen. Man hat deshalb in gewissen Bereichen auf Vorbestimmung verzichtet und diese Raumstruktur als Matrix belassen, in die sich dann das Gedeihen der Kinder einschreiben kann, wie wenn Efeuranken emporwachsen. Dieser Verzicht auf Strukturierung ist für Planer nie einfach, in diesem Fall hat er aber zu entspannter Zufriedenheit geführt, weil sich das Ergebnis als das erweist, was gute Architektur schon immer liefern sollte: funktionierende Lebensräume, die ihren Bewohnern dienen und in denen man sich gerne aufhält. In vielen Bereichen dieser Wohnlandschaft finden sich originelle, fröhliche und sehr wohltuende Farbkombinationen, in denen helle Töne vorherrschen und wo der Mensch fast von selbst sein inneres Gleichgewicht findet. 

Auch technisch wurde auf Bestehendes zurückgegriffen, beispielsweise auf eine vorhandene, noch recht neue Gastherme. Gebaut wurde mit Holzplatten, die frei sichtbar geblieben sind, sowie mit herkömmlichen Dämmverfahren. Eine Photovoltaikanlage sorgt für eigene Stromerzeugung.

Eigentümer: Privat

Planung: smartvoll Architekten ZT KG