Mit viel Sachverstand und großer Begeisterung wurde eines der ältesten Gebäude von Pernitz aus seinem Dornröschenschlaf geweckt.
In den eng verbauten Ortsverbänden früherer Zeiten mit ihren schmalen und langen Bauparzellen entstanden die so genannten Haken- und Streckhofformen. Auch der ehemalige „Gasthof zur Weintraube“ im Piestingtal gehört zu dieser Gattung und ist außerdem der Letzte seiner Art in Pernitz.
Ursprünglich ein Bauernhaus, wurde der Hof über ein Jahrhundert lang als Gaststätte bewirtschaftet. Das Auf und Ab der Zeiten hinterließ am Gebäude zahlreiche Spuren und Schrammen und so kam es, dass der einst stattliche Hof nach und nach immer desolater wurde.
Vom Wunsch zum konkreten Ziel
„Neue Besen kehren gut“ heißt es, und so brachte ein Besitzerwechsel im Jahr 2009 u.a. viele gute Ideen wie man das alte Gebäude wieder mit Leben erfüllen könne. Ing. Erich Panzenböck ist vom Fach, hegte aber insgeheim schon lange den Wunsch einen Gastronomiebetrieb zu leiten. Mit seinem Café Mosa hat er sich einen Traum verwirklicht und dazu ein Baujuwel vor dem endgültigen Verfall gerettet. Café Mosa ist übrigens eine Hommage an Hans Moser einem der früheren Besitzer, damals bürgerte sich bei den Pernitzern ein zu sagen „Gehn ma zum Mosa“, wenn sie den Gasthof meinten. Bevor das Lokal 2013 seinen Betrieb aufnehmen konnte, galt es aber noch jede Menge zu tun.
Neuübernahme und Sanierung
„Als wir das Haus kauen, war es eigentlich eine Ruine“ erzählt der Bauherr. „Die Grundmauern waren durchfeuchtet und Teile des Daches kaputt. Außerdem hatten die verschiedenen Pächter und Nutzer bauliche Veränderungen nach ihren jeweiligen Vorstellungen vornehmen lassen, die nun rückgängig gemacht werden mussten. Wir wollten ja den Hof in einer möglichst ursprünglichen Form wiederherstellen!“ Wichtige Schützenhilfe bei diesem Vorhaben gaben die beiden Architekten DI Peter Übersberger und Othmar Krupa. Zu den architektonischen Besonderheiten der Hakenhöfe zählt die hofseitig gelegene Längslaube, die sogenannte „Trettn“, die oft an Arkadenhöfe von Schlössern oder Klosterbauten erinnert. Im Café Mosa gibt es zwar keine Arkaden, aber mit dem weit vorgezogenen Dachüberstand wird ein ähnlicher Effekt erreicht, der den Lokalgästen viel Geborgenheit vermittelt. Bautechnik – Baudetails
Im ehemals muffigen Gebäudesockel sorgt heute ein Diffusionsstreifen für den Abtransport der aufsteigenden Feuchte in der Wand. Das beschädigte Dach wurde repariert und die beiden Kaminköpfe als charakteristisches Baudetail erhalten. Wo es ging, gelangten dabei die historisch korrekten Baumaterialien zum Einsatz. Auch die schönen Gewölbe und Dippelbaumdecken des alten Hofes wurden wieder freigelegt und Putz und Fliesen an diesen Bauteilen beseitigt. Alte Fenster wurden erhalten und die Trettn für mehr Helligkeit im Schankraum zusätzlich mit großen Fixverglasungen ausgestattet.
Lokaler Treffpunkt mitten im Ort
Heute strahlt das Baujuwel wieder in neuem Glanz und zeigt einmal mehr, wie gut sich traditionelle Baukunst und zeitgemäße Funktionalität vereinbaren lassen. Nicht zuletzt wegen seiner sympathischen Ausstrahlung und den kulinarischen Produkten aus der Region wird das Café Mosa von den Pernitzer sehr gerne besucht und hat sich zum beliebten Ort für Feste, Ausstellungen und Vereinsaktivitäten gemausert. In einer Zeit in der vielerorts die alteingesessenen Wirtshäuser schließen und damit als Orte für soziale Treffpunkte abhandenkommen, kann solch eine Initiative nicht hoch genug wertgeschätzt werden.