Geförderter Wohnbau in Bergern

im Dunkelsteiner Wald

WOHNEN, KAUFEN, BÜCHER LEIHEN | Gefördeter Wohnbau in Bergern

Bergern ist ein Ort mit rund 600 Einwohnern im Dunkelsteiner Wald. Dort wohnt man günstiger als in Krems, das zehn Autominuten entfernt ist. Viele Jungfamilien schätzen das, Einfamilien- und Reihenhäuser mehren sich. 2016 lud man sechs Architekturbüros zum anonymen Planungsauswahlverfahren für einen gemischt genutzten, sozialen Wohnbau mit Bibliothek, Ärztezentrum, Nahversorger.

Der Projektentwurf von Andreas Gattermann überzeugte die Fachjury und die gemeinnützige Siedlungsgenossenschaft GEDESAG setzte es um. Der Architekt kennt den Ort gut, seit 1972 lebt er in Bergern. „Wir sind mitten im Weinbaugebiet und haben viele Heurige, wo die Leute gern sitzen“, sagt er. „Seit 30 Jahren aber gibt es keinen Greißler mehr, die Bankfiliale ist geschlossen. Es braucht einen Ort zum Einkaufen, Tratschen, Kaffee trinken.“

Neues Wohnen in zentraler Lage
Das Grundstück liegt sehr zentral unweit der Kirche. Sein westlicher Rand folgt dem gebogenen Verlauf der Hauptstraße, der historische Dorfkern zieht sich bis an die Ostseite des Bauplatzes, im Süden grenzen einige Einfamilienhäuser und Gärten an, im Westen beginnen die Neubauten. Bergern liegt in der weltkulturerbegeadelten Wachau. Daher schreibt die Bauordnung hier Satteldächer vor und untersagt weit auskragende Balkone. Es gilt Bauklasse II, das heißt, maximal acht Meter Gebäudehöhe und eine geschlossene Bebauungsweise. Architekt Gattermann ordnete das gesamte Volumen am östlichen Rand des Bauplatzes an und gliederte es durch einige gut platzierte Vor- und Rücksprünge. Die gemischt genutzte Anlage erstreckt sich also der Länge nach von der Straße im Norden gute 50 Meter bis ins durchgrünte Hinterland im Süden, wo einige Bauerngärten anschließen. Das entspricht der regionalen Bebauungsstruktur und lässt vor dem Neubau einen großen Platz frei. Dieser ist mit einem Brunnen und Sitzbänken, Pflanzen und Bäumen gestaltet. Kinder pritscheln gern im Wasser, der leere Platz eignet sich gut für Feste und Veranstaltungen, im Alltag gehen sich darauf 26 KFZ-Stellplätze aus.

Greißler, Bibliothek und Brunnen
In straßenseitiger Pole Position am Eck ist der Nahversorger angesiedelt, daneben liegt die Bibliothek. Sie hat Mittwoch von 16:30 bis 18:30, sowie am Wochenende von 9:30 bis 11:30 geöffnet. „Ich nutze die Bibliothek oft beruflich“, sagt die 25jährige Katrin Schwaighofer, die beim Land Niederösterreich als Kindergärtnerin arbeitet.

Sie ist in Bergern aufgewachsen und wollte auch hier leben. Das Geschäft findet sie praktisch. „Vor Corona war ich regelmäßiger unten. Es ist schon super praktisch, vor allem für die Älteren im Dorf.“

Am südlichen Ende schließt ein kleinerer, quergestellter Bauteil die Anlage ab. Hier gibt es vom Platz aus einen separaten Eingang, eigene Parkplätze und eine rückwärtige Zufahrt. Ursprünglich war hier eine Arztpraxis geplant. Sie kam jedoch nicht zustande, nun gibt es hier zwei Wohnungen mehr. Also insgesamt 22 Einheiten zwischen 54 m2 und 83 m2 mit Loggia, Terrasse oder Balkon. Die Erschließung erfolgt höchst ökonomisch rückseitig über einen inneren L-förmigen Laubengang mit einläufiger Treppe im abschließenden Quertrakt.

Im ersten Riegel orientieren sich die Wohnungen Richtung Westen zur Abendsonne und zum Platz hin. Hier lebt das Ehepaar Surböck im zweiten Stock auf knapp 60 m2 mit Balkon in der Dachschräge und super Ausblick.
Sie suchten eine Wohnung fürs „dritte Quartal“, das Haus ist barrierefrei, allerdings: „Bräuchte ich eine Pflegeperson – zum betreuten Wohnen ginge das so nicht“, sagt Ernst Surböck. Sonst passt alles. „Es ist kostengünstig, die Lüftung ist hervorragend, Lage und Sonneneinstrahlung durch die Loggia sehr gut.“ Die Bibliothek nutzen die Surböcks gern, beim Greißler fehlt ihnen der junge, engagierte Mann, der den Laden noch vor kurzem zum Brummen gebracht hatte. So jemand bräuchte es wieder.  I.M.

Eigentümer: Gemeinnützige Donau-Ennstaler Siedlungs-Aktiengesellschaft GEDESAG

Planung: DI Andreas Gattermann