Eine Reihenhausanlage im Tullnerfeld führt die einstige Idee der Gartensiedlung fort. In einem von Einfamilienhäusern dominierten Siedlungsgebiet lässt die, in vier Baukörper aufgegliederte Reihenhausanlage mit 15 Wohneinheiten ein räumlich geordnetes lokales Zentrum von hoher Wohn- und Freiraumqualität entstehen.
Vorbild und Antwort auf aktuelle Herausforderungen
Der große Architekt, Lehrer und Stadtplaner Roland Rainer sagte einst über das Bauen, es sei nicht Selbstzweck, sondern bedeute Verantwortung gegenüber der Gesellschaft. Sein Prinzip, von innen nach außen zu denken, sich vom Raum zur Gestalt vorzuarbeiten, ist heute Leitbild vieler Architekten. Im Konzept der Gartenstadt fand diese Idee ihre architektonische Entsprechung und stand schon damals als Vorlage für gutes, leistbares Wohnen. Ein heutiger Aspekt der für dieses Konzept spricht, ist mittels verdichteter Bebauung eine sinnvolle Alternative zum Einfamilienhaus zu schaffen. Denn Grund und Boden ist mittlerweile gerade in den Umlandgemeinden Wiens knapp geworden. Zu verschwenderisch wurde lange Zeit mit dem Platz umgegangen. Das erweist sich nun als problematisch, sowohl in Bezug auf den Flächenverbrauch, als auch auf die hohen Erschließungskosten.
Gut erreichbar – aber autofrei
Auf einem ebenen Areal in der Veltliner Straße entstand hier ein einfaches, formal streng geordnetes Ensemble aus zweigeschossigen Reihenhäusern, das durch seine Lage unweit der Wiener Straße gut erreichbar ist, gleichzeitig aber viel Ruhe und Abgeschlossenheit bietet. Im Inneren ist die Siedlung nur über fußläufige Wege erschlossen, sodass die Anlage frei vom motorisierten Fahrzeugverkehr bleibt. Die Vorgärten mit Hofcharakter sind durch die vorgesetzten Abstellräume voneinander getrennt, das durchgehende Bepflanzungskonzept entlang der Gehwege und auf den öffentlichen Bereichen erzeugt ein wohltuendes in sich abgestimmtes Erscheinungsbild. Füße auf der Erde – Blick in den Himmel
Das Energiekonzept beruht im Wesentlichen auf Luft-Wasser-Wärmepumpen, die im Verbund mit kontrollierten Wohnraumlüftungen eine optimale Ressourcennutzung gewährleisten. Auch die sich erfahrungsgemäß verändernden Bedürfnisse der Bewohner werden berücksichtigt. So ist im Erdgeschoß jeweils ein Zimmer so angelegt, dass es sich jederzeit mit einfachen Mitteln umgestalten lässt. Etwa vom Jugendzimmer zum Büro, eventuell mit externem Kundenverkehr, oder aber als Raum für einen Bewohner mit Einschränkungen. Denn der angrenzende Abstellraum neben dem WC kann dann zu einem barrierefreien Bad umgebaut werden.
Die sich durch die gewendelte Form der Stiege ergebende Fläche wird im offenen Wohn-‚ Ess- und Küchenbereich zur platzsparenden raumhohen Möbelnische und spart stiegenseitig zudem eine aufwändige Geländerkonstruktion.
Ein besonders charmantes Detail sind die französischen Fenster mit horizontaler Überkopfverglasung in den Obergeschoßen. Äußerlich wird durch sie die durchgehende Traufenkante der Reihenhäuser in regelmäßigen Abständen unterbrochen. In den dahinter liegenden Zimmern ergibt sich zudem ein imposanter Ausblick auf den (Sternen) Himmel und ein Gefühl von Grenzenlosigkeit.
Wie formulierte es Architekt Roland Rainer einst so treffend? „Wenn man als Architekt nicht die Möglichkeit ergreift eine menschliche Welt zu bauen, die erfreulich ist, dann ist man eigentlich kein Architekt, sondern baut halt Volumen.” Bei der Reihenhausanlage Königstetten haben sich die Beteiligten für den erfreulichen Weg entschieden.
Eigentümer: Gemeinnützige Wohn- und Siedlungsgenossenschaft Schönere Zukunft Gesellschaft m.b.H.
Entwurf / Planung: simon und stütz architekten