Die landwirtschaftliche Lage im flachen Tullnerfeld erinnerte den Architekten an die flachen Prärieebenen des Mittleren Westens der USA und gaben dem Haus seinen Namen: „Nebraska“.
Das individuell geplante Fertigteilhaus in Holzriegelbauweise ruht auf einer Stahlbeton-Fundamentplatte und entstand in nur 6-monatiger Bauzeit. Die Bauherren wünschten sich ein helles, großzügiges Haus ohne Stockwerk. ‚Wir wollten, dass die Kinder mit uns auf einer Etage leben – nicht abgeschottet in ihren Kinderzimmern im ersten Stock“, sagt die Bauherrin und schwärmt von der angenehmen Nachbarschaft im neuen Heim: „Rundherum sind alle etwa im gleichen Alter wie wir, auch die Kinder. Man hilft sich gegenseitig aus und die Kinder haben ihre Spielgefährten.“ In Anbetracht ihrer beruflichen Prägung – beide sind im Gesundheitswesen tätig – legten die Bauherren Wert auf eine vorausschauende Bauweise. Alle Räume sind über einen Nebeneingang barrierefrei zugänglich, die vier Stufen zur Eingangsebene können bei Bedarf leicht durch eine Rampe ersetzt werden.
In die Landschaft geschmiegt
Die Randlage in einem noch jungen Siedlungsgebiet gewährt nach Norden einen unverbauten Blick ins Feld, den man sich weder mit Zaun noch blickdichter Hecke verstellt hat. Es ist ein originelles Haus, das der Architekt für die junge Familie konzipiert hat: Der Grundriss eines langgestreckten spitzwinkeligen Dreiecks nutzt geschickt das Format des langgestreckten Grundstücks. Der spitze Winkel an der Straßenkreuzung wurde durch einen architektonischen Kunstgriff entschärft: Er ist abgeschrägt, bepflanzt und schiebt sich wie ein Schiffsbug in die Landschaft. Bepflanzt ist auch das extensiv begrünte flache Warmdach, das nicht zur Nutzung ausgelegt ist: Das baulich notwendige Geländer für eine Dachterrasse wäre dem Statement des Hauses entgegengestanden. Flach und harmonisch schmiegt es sich in die Landschaft wie ein natürlicher organischer Körper, duckt sich zurückhaltend hinter wogenden Gräsern – und besticht dennoch mit seiner charaktervollen Präsenz. Originell wie der Grundriss ist auch das Kleid des Hauses: Horizontal verlegte Lärchenholzbretter, die teils natürlich belassen, teils dunkel lasiert sind, geben der Fassade einen natürlichen, lebendigen Charakter. An der südseitigen Terrasse dominieren großzügige Glasflächen, unterbrochen von großformatigen Holzwerkstoffplatten, die mit einer Leinölfarbe beschichtet wurden.
Die Gartenarchitekten setzen mit einer einfühlsamen Bepflanzung die Linien des Hauses nach draußen fort.
Die Dynamik der Schräge
Das Innere des Hauses ist durch die Dynamik des schrägen Grundrisses geprägt: Die Bodendielen aus geräucherter und gekalkter Eiche scheinen mal gerade und mal schräg verlegt zu sein – ein verblüffender Effekt, der sich an den hellen Holzdecken fortsetzt. Lediglich in den Nassräumen macht das Holz einem Bodenbelag aus Schiefer Platz.
Die Größe des Bauwerks – 192 m² – erschließt sich dem Besucher erst nach und nach. Ein langer, schräg liegender Flur führt zum Lieblingsplatz der Kinder, einer bezaubernden hellen Spielecke, sowie Kinder- und Gästezimmern, die allesamt durch großzügige Glasfronten lichtdurchflutet und freundlich wirken. Entlang des Flurs ist eine langgestreckte Schrankfront verbaut, die jede Menge Stauraum bietet. Dahinter, wo quasi im Zentrum des Dreiecks der kleinste und
„schrägste“ Raum liegt, sind Waschküche und Heizraum untergebracht.
Am Rückweg bietet der schräge Flur ungewöhnliche Ausblicke auf den großzügigen offenen Wohnbereich mit seiner Koch-Insel. Summa summarum ein innovatives Wohlfühlhaus mit spürbar originellem Wohngefühl, das auf angenehme Art die starre Konformität des „Wohnens in vier Wänden“ durchbricht.
Eigentümer: Privat
Planung: Nikolaus Westhausser, STADTGUTarchitekten ZT KG