Hausmühle in Wurmbrand

Ma(h)lerisches Wohnen

MA(H)LERISCHES WOHNEN | Sanierung einer Hausmühle

Eine alte Mühle aus dem 18. Jahrhundert wurde vom Architekten-Duo Maki Ortner und Werner Burtscher mit viel Fingerspitzengefühl in ein ma(h)lerisches Landhaus verwandelt. Das Alter war ihr anzusehen: bröckelnder Putz, Feuchtigkeitsschäden und ein kaputter Dachstuhl. Trotz Sanierung gingen die Spuren der Geschichte nicht verloren.

Östlich der kleinen Ortschaft Wurmbrand im Waldviertel liegt am Fuße des Hausberges, nah am Fluss Zwettl, die Hausmühle. Der eingeschoßige, langgestreckte Bau ist über eine kleine Brücke erreichbar. Ein beeindruckender Torbogen sowie alte Steinmauern bilden zusammen mit der Hausmühle den Innenhof, den heutigen Garten. Zum vollständigen Gebäudeensemble gehörten einst noch weitere Bauten, wie Stall und Wirtschaftsgebäude, deren Positionierung sowie Struktur anhand einiger Mauer- bzw. Steinreste heute noch abgelesen werden kann.

Das Bestehende respektieren
Die zwei markanten Mühlräder sind mittlerweile abgetragen. An eines davon kann sich die Besitzerin noch aus Kindheitszeiten erinnern. Denn schon damals war die alte Hausmühle ihre zweite Heimat und wurde oft als ruhiger Rückzugsort genutzt. Auch zu Studienzeiten verbrachte sie viel Zeit vor Ort, wodurch sie eine enge Beziehung zum Objekt entwickelte. Umso wichtiger war ihr deshalb ein behutsamer Umgang mit der alten Bausubstanz. „Das Bestehende respektieren“ lautete das Motto der architektonischen Herangehensweise. Aus diesem Grund wurden die Eingriffe in den Bestand, nach reichlichen Überlegungen, stets bewusst gesetzt. Einerseits um die Qualitäten des Vorhandenen zu stärken, andererseits um diese gar erst zum Vorschein zu bringen. Prinzipiell kann von zwei behutsamen Interventionen gesprochen werden, so der Architekt. Diese waren notwendig, um eine der heutigen Zeit entsprechende Nutzung des Gebäudes zu ermöglichen. So bekam die Küche eine Aufwertung durch die Schaffung einer 2 x 2 Meter großen, raumhohen sowie verschiebbaren Fensterfläche, womit der zuvor finstere Raum lichtdurchflutet wurde. Zudem wurden Wände und Kappendecke in Weiß gehalten. Sogar die Stube profitiert von dieser Fassadenöffnung, da der Lichteinfall bis ins Nebenan reicht.
Die Küche mit Holzfronten hat eine BetonArbeitsplatte und steht auf einem Stahlgerüst, was das Ganze schwebend wirken lässt. Schiebt man die Fensterfläche beiseite, gelangt man über vier Stufen bzw. zwei Sitzstufen in einen kleinen, geschützten Innenhof. Hier war zu früherer Zeit das Mahlwerk samt innenliegendem Mühlrad und Mahlstein untergebracht. Heute definieren die übrig gebliebenen Steinmauern des Mühlengebäudes die Kontur des ursprünglich überdachten Innenhofes. Im Sommer wird dieser gerne als ein erweitertes Wohnzimmer genutzt. Licht von oben
Auch die zweite Intervention hat mit der Optimierung der Lichtverhältnisse in den Innenräumen zu tun. Durch die Schaffung einer Gaube am Dach wird ebenfalls viel Tageslicht ins Innere des Gebäudes gebracht. Diese wurde geschickt an der dem Hang zugeneigten Rückseite der Mühle positioniert. Die Besonderheit dabei: Sowohl der Leseraum im ausgebauten Dachstuhl als auch das darunterliegende Bad werden dadurch belichtet. Die zwei Räume greifen regelrecht ineinander, da sie durch einen Luftraum miteinander verbunden sind. Vor dem Umbau waren das Dachgeschoß, sowie das Badezimmer und der Vorraum im Erdgeschoß stockdunkel. Auch der Eingangsbereich profitiert von diesem Eingriff im Bestand, da die Badezimmertür mit satiniertem Glas ausgestattet ist und somit das gedämpfte Tageslicht bis zur Eingangstür vordringt.

Der ausgebaute Teil des Dachstuhles wird als Rückzugs- und Leseraum genutzt. Dieser steht im Kontrast zum restlichen Bestand. Wände, Boden und Dachschrägen wurden mit Holz aus Weißtanne verkleidet. Die Oberflächen sind dabei sägerau belassen worden, der Boden wurde zusätzlich geölt.

Spuren an Geschichte
Abgesehen von den zwei Interventionen lassen sich viele spannende Details mit Geschichte ablesen. Kleine Nischen finden sich im alten Gemäuer, der vorhandene Ziegelboden wurde geschliffen und versiegelt, auch ursprüngliche Fenster- und Türbögen samt Innentüren blieben erhalten. Gleiches gilt für die Gewölbe- und Holzdecken. Die Eingangstür bekam eine kreative Sonderlösung. Geschickt wurde eine neue Tür vor die alte gesetzt, um sie erhalten zu können. Der Kachelofen sowie die Kamine sorgen für behagliche Wärme. Auch die alte Truhe vom Dachboden sowie die vom Urgroßvater gezimmerte Kredenz finden wieder ihren Platz in der sanierten Hausmühle. Krönung des nicht ausgebauten Dachstuhls ist der spektakuläre Ausblick, wenn die zwei großen Flügel an der Giebelfront geöffnet werden. Dieser bietet einen gerahmten Blick in die Waldlandschaft, der vom Rauschen der Bäume und dem Plätschern des Baches betont wird. Regelrecht ma(h)lerisch.

Eigentümerin: Dr. Julia Kramer-Deimer
Planung: Architekt Maki Ortner +
nnnnnnnArchitekt Werner Burtscher
Autorin: DI Barbara Reiberger
Fotos: Romana Fürnkranz
Drohnenfotos: Christoph Bertos