Höchstes Raumgefühl bei kleinstem Platzangebot

Einfamilienhaus in der Buckligen Welt

Höchstes Raumgefühl bei kleinstem Platzangebot

Eine Autostunde von Wien entfernt, 100 Kilometer in Richtung Süden und mitten in der Buckligen Welt hat sich eine junge Familie mit Kind ihren kleinen Haustraum verwirklicht.

Der Grundriss ist funktional, das verwendete Material ökologisch, die Einrichtung auf das Wesentliche reduziert und das Flachdach war zu Beginn für die Nachbarn gewöhnungsbedürftig. Inzwischen hat es aber bereits zwei Nachahmer gefunden.
Die Bauherren sind rundum zufrieden mit ihrem eher unscheinbaren Haus das sich zur Straße hin komplett verschlossen zeigt, dafür auf der Talseite mit einer riesigen Glasfront punktet, die einen ewigen Blick über die Hügel „an klaren Tagen bis zur Riegersburg“, so der Hausherr, gestattet.
Die mit 90 Quadratmetern eher kleine Wohnnutzfläche ist optimal ausgenützt und hat, neben dem Wahnsinnsblick nach Süden auch noch Licht von oben, was besonders für die an der hinteren Front liegenden Räume wie Kinderbad oder Gangbereich sehr zweckdienlich ist. Durch die Dachfenster war es letztlich auch möglich, die straßenseitige Front komplett zu schließen und für hinter Schiebetüren verpackte Lagermöglichkeiten zu nützen.

Holz so weit das Auge reicht
Das Haus besticht nicht nur mit einer Holzfassade sondern ist insgesamt ein Holzmassivbau und als Niedrigenergiehaus ausgelegt. Nachdem die Bauherren den schönen, braunen Fichtenholzton dauerhaft erhalten wissen wollten und nicht in ein paar Jahren ein nicht ganz ebenmäßig vergrautes Haus bewohnen wollten, entschied man sich für eine kesseldruckimprägnierte Holzfassade. Bei diesem Verfahren wird zuerst ein Vakuum erzeugt, das die Flüssigkeit aus dem Holz saugt und in der Druckphase wird dann das Holzschutzmittel bis in den Splintanteil des Holzes eingepresst, wodurch das Holz den originalen Farbton behält und doch dauerhaft gegen Insekten, Pilze und Moderfäule imprägniert ist. 

Zwei Baukörper und zwei Raumhöhen 
Im Innenraum wurde für Wände und Decken massives Kreuzlagenholz verwendet, das dann von den Bauherren eigenhändig weiß lasiert wurde, „weil wir keine rustikalen Typen sind“, wie die Hausherrin meint. Eine Wahnsinnsarbeit, wie sie heute gestehen, aber ihr Perfektionismus und ein gewisses Wissen aus dem Bootsbau haben zu dieser Entscheidung geführt.

Die Schwierigkeit lag nicht zuletzt in der Raumhöhe. Das Haus ist nämlich in zwei Volumina gegliedert, wobei der nördliche Baukörper mit dem Eingangsbereich den Lagerflächen und Nebenräumen niedriger ist, der südseitige Wohnbereich aber die stolze Raumhöhe von drei Metern hat. Durch diese Raumhöhe, gepaart mit den Dachfenstern und den riesigen, rahmenlosen Fensteröffnungen und Türen nach Süden entsteht die Großzügigkeit des Wohnraumes trotz nur 90 Quadratmetern Wohnnutzfläche. Die sehr klare Formensprache und ein homogenes Raumgefüge tun noch ein Übriges dazu.

Gezielt eingesetztes Tageslicht
Die Dachauskragung wurde mit dem Computer simuliert, damit das Haus im Sommer nicht überhitzt und im Winter auch Sonneneinfall gewährleistet ist. Nachhaltigkeit ist für die Bauherren nicht nur ein Schlagwort, sie haben sich wirklich jedes Detail sehr genau überlegt und allerorten Effizienz als oberste Maxime. Das Zimmer des Sohnes hat eine eigene kleine Terrasse und ist vom Elterntrakt getrennt um Freiraum zu ermöglichen. Sein kleines Bad mit WC liegt zwar im niedrigen Nordteil des Hauses, aber durch ein Dachfenster ist Tageslicht und somit eine gewisse Leichtigkeit des Raumes garantiert. Das große Bad
samt Sauna schließt direkt an das Elternschlafzimmer an und man kann sogar von der Badewanne aus den Ausblick nach Süden genießen. Dafür hat das Schlafzimmer nur zwei schmale vertikale Glasbänder „die einen Blick hinaus ermöglichen aber keinen Blick hinein“.

Kleiner Raum mit Tricks vergrößert
Eingangsbereich, Küchenzone und Wohnraum sind komplett offen gestaltet und ein kleiner Schwedenofen fungiert als Wohlfühlfaktor und Sichtblockade zwischen Eingangstüre und Sofaecke. Die Küchenzeile ist weiß und ganz geradlinig, wodurch sie mit den weiß lasierten Wänden verschmilzt und den Raum dadurch sehr offen hält. Farbliche Akzente ziehen sich vom bunten Sofa bis ins Badezimmer und auf die Terrasse und schaffen so eine räumliche Gesamtheit die, im Zusammenspiel mit der Raumhöhe, Großzügigkeit trotz kleiner Ausmaße signalisiert.

Bauherr:

Planung: Arch. DI Andreas Etzelstorfer, Backraum Architektur