Das Revier Knappenberg im Raxgebiet diente schon im Altertum dem Kupferabbau, die Blütezeit des Bergbaus reichte von 1750 bis 1880. Bevor die Bergleute zur Arbeit gingen, versammelten sie sich zum Gebet und zur Einteilung im sogenannten Huthaus.
Einige wohnten dort und es diente auch als Lager- und Arbeitsgebäude. Sein Name leitet sich vom Hutmann ab, man würde ihn heute Betriebsleiter nennen. Charakteristisch für das Huthaus ist der markante Glockenturm auf dem Dach, von wo aus zum Beginn und Ende der Schicht geläutet wurde. 1899 wurde der Bergbau am Knappenberg eingestellt, 1912 fertigte Egon Schiele eine Zeichnung des Huthauses an. 1955 wurde das Gebäude von der Gemeinde veräußert und fiel dann in den Dornröschenschlaf vergessener Bauperlen, bis 2013 Caroline und Michael Haberfellner auf die sichtlich verlebte Liegenschaft aufmerksam wurden.
Ein besonderes Stück Industriegeschichte
Sie erkannten das historische Erbe des Hauses und holten sich fachkundigen Rat ein: Sehr gute Substanz, befand der Baumeister, hier lohnt eine Sanierung. Je mehr sich die Haberfellners in den geschichtlichen Hintergrund einlasen, desto sicherer waren sie, hier ein besonderes kleines Stück Industriegeschichte erhalten zu können – aus einer Zeit, als man hier Eisen und Kupfer, in geringeren Mengen auch Silber und Gold abbauen ließ. Das Huthaus wurde 1776 durch das Stift Neuberg an der Mürz mit der Arbeitsleistung der Untertanen und eigenem Baumaterial errichtet. Die Kosten waren gering: nur 41 Gulden und 20 Kronen.
Denkmalschutz als Chance
Das Haus steht unter Denkmalschutz, was sich jedoch für die neuen Eigentümer nicht als Hindernis herausstellte – denn ihnen war es sowieso wichtig, alles möglichst wieder in den Originalzustand zu versetzen.
Die größeren Maßnahmen wurden dabei sogar gefördert. Die Bauherren berichten von einer guten und einvernehmlichen Zusammenarbeit mit der Niederösterreichischen Abteilung des Bundesdenkmalamts und der hilfreichen Bauberatung von Niederösterreich GESTALTE(N). Bei der Revitalisierung wurden alle nicht mehr zeit- und stilgemäßen Einbauten, wie etwa Laminatböden, entfernt. Diese Veränderungen waren überschaubar. Die wirklich umfangreichen baulichen Maßnahmen betrafen die Fassade und das Dach. Unvorhergesehene Schwierigkeiten und Überraschungen kamen dabei nicht vor. Fachkundig restauriert
Mit der Wiederherstellung der ursprünglichen Fassade wurde der fachkundige Restaurator Peter Ledolter beauftragt, der, gemeinsam mit seinem Team, Jahr um Jahr eine Fassadenseite bearbeitete und dabei den mit Dispersionsfarbe überstrichenen, unpassenden Außenputz entfernte.
Ledolter sicherte die historische Putzsubstanz mit Sumpfkalkmörtel und Kalksiterwasser, Paraloidlösung und stellenweise mit Ausgleichsputz. Der untere Sockelbereich wurde mit Grobputz belegt. Hierdurch hat das Haus nicht nur wieder sein früheres Gesicht, sondern auch seine bauphysikalische Diffusionsoffenheit zurückbekommen.
Das Dach war beim Kauf mit Brettern belegt. In Akkordierung mit dem Ansprechpartner des Bundesdenkmalamts entschieden sich die Eigentümer für etwas ganz Besonderes: nämlich ein Dach aus handgespaltenen Lärchenholzschindeln, wie es früher üblich war. Es war eine von mehreren möglichen Lösungen, dabei keineswegs die billigste. Aber es macht dieses Haus in einer Weise komplett, bei der man in jeder Hinsicht spürt, dass es nicht nur repariert, sondern liebevoll restauriert wurde.
Nur kleine Eingriffe
In der Haustechnik haben die Haberfellners nicht viel verändert: Die historischen gemauerten Holzöfen wurden um eine moderne Pellets-Heizung ergänzt. Seit dem Kauf sind acht Jahre vergangen, die von den neuen Eigentümern als spannende und intensive Zeit erlebt wurde, in der sie mit ihrem Wunschhaus zusammengewachsen sind. Es dient ihnen heute als Nebenwohnsitz, in dem sie gerne freie Tage und die Wochenenden verbringen. Würden sie es noch einmal genauso machen? Unbedingt. Ihre Bekannten, die einst am Erfolg des Hausprojekts zweifelten, zeigen heute ihre Anerkennung. Und mancher Wanderer, der über den Törlweg zum Raxplateau hinaufsteigt, bleibt einen Moment stehen, lässt den Blick über das herrliche Panorama streifen und verträumt sich beim Anblick auf das alte Huthaus, das nicht nur von alten Bergmannszeiten erzählt, sondern auch von neuen Bewohnern in einer neuen Zeit, denen es zum Lebensplatz geworden ist. A.G
Eigentümer und Planung:
Caroline und Michael Haberfellner