Kapelle St. Margaretha in Auersthal

Ein leuchtendes Glaubenszeichen

LEUCHTENDES GLAUBENSZEICHEN | Die Kapelle St. Margaretha in Auersthal

Man könnte denken, Kapellen seien unzeitgemäß, doch das Gegenteil ist der Fall, denn gerade jetzt sind sie mehr denn je Bezugspunkte für Glauben und Inspiration. Wer sie errichtet, kann damit Dankbarkeit ausdrücken, Gedenken sichtbar machen und sich auch auf ganz persönliche Weise in die Landschaft einschreiben.

Mannigfache Beweggründe

In Auersthal wurde auf Wunsch der Baumeisterfamilie von Rudolf Lahofer eine Kapelle mit mehreren Widmungszwecken errichtet. Sie dient vor allem dem Andenken an die vor vielen Jahren verstorbene Schwester Margaretha. Zudem macht sie den Dank für die Genesung des Bruders Franz sichtbar und ist außerdem dem siebzigsten Geburtstag des Firmeninhabers und dem hundertjährigen Firmenjubiläum gewidmet. Als Standort erschien Rudolf Lahofer eine Anhöhe auf seinem eigenen Grund geeignet: Von hier aus hat man eine gute Sicht über das Marchfeld. Die Kapelle stellte er sich exquisit und modern vor, mit der Planung wurde der Künstler Manfred H. Bauch betraut, der sich erstmals solch einer Bauaufgabe widmete. Einige Jahre zuvor hatte Bauch bereits für die Familie das neue Friedhofskreuz errichtet, auf das die Kapelle nun Bezug nimmt, indem sie die Kreuzform zitiert. Von der Kapelle aus gibt es eine gedachte Achse hierhin, sowie eine direkte Sichtachse zur Kirche im Dorf – ein in die Landschaft geschriebenes Symbol für den Glauben. 

Eine Umsetzung voller Herausforderungen

Übrigens war es auch der dritte Entwurf. Denn der gemeinsame kreative Planungsweg führte über manche Unwägbarkeit ganz säkularer Art: Beispielsweise stand der Flächenwidmungsplan einem noch größeren Bauwerk entgegen. Um etwas Volumen zu gewinnen, griff man demnach auf nach oben verjüngenden Vertikalachsen zurück, denn der Gebäudegrundriss wird in einem Meter Höhe gemessen. Die beeindruckenden Fensterflächen wurden in Fusing-Technik ausgeführt Außerdem erwiesen sich die Schalungsarbeiten für die Sichtbetonkonstruktion auf Grund der Vielzahl an spitzen Winkeln als große Herausforderung.

Aber von all diesen Schwierigkeiten ist an der fertigen Kapelle nichts zu sehen, denn jede hat dazu beigetragen, dass dieser spirituelle Raum aus Wänden und Licht so großartig werden konnte, wie er nun weithin sichtbar ist. Denn die ausführenden Firmen haben so präzise gearbeitet wie ein Bildhauer. Der Baukörper wurde selbsttragend konzipiert, weshalb er mit sehr dünnen Außenwänden auskommt. Die Fusing-Glastechnik, bei der mehrere Glasschichten in verschiedenen Farben miteinander verschmolzen werden, wie man es auch vom hochwertigen Überfangglas kennt, erwies sich als ideal für diesen Zweck. Die schwarzen Linien die an klassische Bleiverglasung erinnern wurden dabei gleich mit eingebrannt. Die Glasarbeiten geben der Kapelle eine starke Seele.

Ein Baukunstwerk voller Bezüge

Der Künstler, Manfred H. Bauch, schuf damit ein großartiges Stück Architektur im Raum, hinter dem Ideen liegen, die weit über das eigentliche Bauwerk hinausweisen. So sind alle Betonflächen in Nord-Süd-Richtung in Beton ausgeführt, die West-Ost-Flächen hingegen in Glas. In der kreuzförmigen Öffnung der Stirnwand ist ein durchsichtiges Glasstück eingesetzt, das den Blick auf die in der Ferne sichtbare Kirche freigibt. Hierdurch entstehen landschaftlich räumliche Beziehungen, über die man diese Kapelle auch als Wegpunkt oder Landmarke lesen kann.

Diese Kapelle ist dabei keineswegs „moderne Kunst“. Wer genauer hinsieht, entdeckt etliche technische und geistige Anklänge aus der Gotik: so etwa den durch gestalterische Stilmittel erzeugten starken Zug nach oben, die rippen- und lamellenförmige Konstruktion, die schon vor Jahrhunderten den Leichtbau vorwegnahm, sowohl im materiellen als auch im ästhetischen Sinne. Bauen mit Licht – auch das ist gotisch. Die bunten Fensterflächen erzeugen sowohl innen als auch außen Eindrücke von hinreißender spiritueller Kraft. Und schließlich ist auch das Zeigen der rohen Materialität des Baustoffs ein Gestaltungselement, das sich seit Jahrhunderten bewährt hat und sich unter anderem in der Massivität des Altartisches zeigt.

Auersthal hat damit eine kleine Kapelle bekommen, in der sich geistige Kraft und Verinnerlichung in ganz besonders intensiver Weise bündeln. Das spürt man schon, wenn man die kleine Kapelle von ferne sieht, wie sie sich wie ein Licht im Dunkel von der umgebenden Landschaft abhebt und zugleich von der Dämmerung einer Epoche, von der man sagt, dass das Religiöse auf dem Rückzug sei. Sie ist tatsächlich ein leuchtendes Beispiel dafür, dass dem nicht so ist.

Bauherr und Ausführung: Baumeister Ing. Rudolf Lahofer

Planung: Manfred H. Bauch