Kulturzentrum „Musium“

Ein Ortskern findet seine Bestimmung
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Kulturzentrum „Musium“ in Reinsberg

Flexible Dorfmitte | Ein Ortskern findet seine Bestimmung

Die Stärkung von Ortskernen ist eine der Hauptaufgaben für eine nachhaltige Dorfentwicklung. Sie bringt mehr Lebensqualität, ermöglicht vielschichtige Nutzungen, beugt strukturellem Leerstand vor und fördert den sozialen Zusammenhalt. Architekt Brandhofer ist es gelungen, in guter Zusammenarbeit mit der Gemeinde und dem großen freiwilligen Engagement der Bevölkerung, ein solches Projekt umzusetzen.

Das Dorf Reinsberg im Mostviertel zählt gerade einmal 1.051 Einwohnerinnen und Einwohner, ist aber weit über die niederösterreichische Grenze als aktiver Kulturstandort bekannt. Die Bebauung des Ortes orientiert sich an der Hauptstraße, die den Hang hinaufführt. Entlang dieser reihen sich die traditionellen Gebäude. In der Dorfmitte wird das Ortsbild von der Kirche, dem Pfarrheim und dem Gemeindeamt geprägt. Hinzu gesellt sich das neu errichtete Kulturzentrum, genannt Musium. Es bildet das Herzstück des Dorfzentrums und ist direkt an den ebenfalls neu geschaffenen Dorfplatz angebunden.

Neuer Dorfplatz
Vor der Neustrukturierung der Dorfmitte existierte in Reinsberg kein „wahrnehmbarer“ Dorfplatz. Dies wurde jedoch im Zuge der anstehenden Baumaßnahmen geschickt „korrigiert“. Der erst kürzlich fertiggestellte Dorfplatz ist nun zu einem Treffpunkt der Einheimischen geworden. Hier laden Sitzmöglichkeiten zum Verweilen ein und die flexibel nutzbare Fläche bietet hervorragend Platz für (Dorf)Feste, Konzerte und Märkte.

Neues Kulturzentrum
Den hinteren Abschluss des Platzes bildet das Musium. Dieses ist leicht in den Hang hineinversetzt und fügt sich so nahtlos in die umgebende Landschaft ein. Die auffallende Schindelfassade verleiht dem Bau eine ländlich-festliche Erscheinung und ist identitätsprägend für die Gemeinde. Authentisch, zeitlos und traditionell, berichtet der Architekt. Zum Platz hin öffnet sich das Gebäude. Großzügige Verglasungen sowie ein überdachter Eingangsbereich laden zum Betreten ein.

Das Musium vereint viele unterschiedliche Nutzungen unter einem Dach. Das Kernstück bildet dabei der großzügige Veranstaltungssaal, der viele unterschiedliche Bespielungsmöglichkeiten zulässt. Dieser ist an zwei Seiten Richtung Spielplatz und Dorfplatz öffenbar und lässt sich gegebenenfalls um die umliegenden Freiflächen erweitern. Insgesamt fasst der Saal 250-300 Leute. Um auch kleinere Veranstaltungen bzw. zwei Veranstaltungen gleichzeitig zuzulassen, wurden flexible räumliche Trennungen angedacht. Auch die Bühne ist mobil und kann je nach Veranstaltung neu positioniert werden. Aufgrund der Bühnentechnik ergibt sich eine imponierende Raumhöhe. Die Wände des Saales wurden aus akustischen Gründen leicht schräg gestellt, erklärt der Architekt. Dies spiegelt sich auch von außen in der Geometrie des Baukörpers wider. Der Fischgrätparkett verleiht dem Raum eine stilvolle und zugleich warme Atmosphäre. Ein großzügiges Foyer samt Gastronomiebereich sowie weitere Neben-, Sanitär- und Technikräume wurden seitlich angeordnet. Im 1. Obergeschoß sind der neue Musikproberaum für den Musikverein sowie weitere kleine Proberäume untergebracht. Verschiedenste Vereine, die Gemeinde, die Pfarre, alle Reinsbergerinnen und Reinsberger sowie externe Veranstaltungsorganisationen haben die Möglichkeit die Räumlichkeiten vielfältig für kulturelle Veranstaltungen, wie beispielsweise Theater, Konzerte, Opern und Dorffeste, zu bespielen. Auch private Events – Hochzeiten, Jubiläumsfeiern, Seminare, Vorträge oder Kongresse – können hier abgehalten werden.

Neuer Kindergarten
In einem weiteren Bauabschnitt wurde der erst kürzlich eröffnete Kindergarten errichtet. Der Massivbau mit Holzverkleidung überzeugt durch seine Einfachheit. Ein großer Zentralraum samt Oberlicht bildet den Mittelpunkt. Der Spielplatz des Kindergartens grenzt an das Musikheim an und ist so konzipiert, dass dieser an Wochenenden sowie außerhalb der regulären Kindergartenöffnungszeiten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Sozusagen eine gemeinsame Nutzung der vorhandenen Infrastruktur. Der derzeit noch in Bau befindliche Dorfladen „G’schäft“ samt Kaffeeecke soll noch diesen Herbst fertiggestellt werden. Dieser ist dem Kindergarten, zur Straße hin, vorgelagert. Mit dieser letzten Baumaßnahme gelingt die Umsetzung einer umfassenden Umstrukturierung des Dorfzentrums. Zudem entsteht ein zusammenhängendes Ortsbild, das wesentlich zur nachhaltigen Stärkung des Dorfkerns beiträgt. Der Dorfkern als ein flexibler Raum für vieles.

Eigentümer: Gemeinde Reinsberg
Planung: Brandhofer Architekten
Autorin: DI Barbara Reiberger
Fotos: Romana Fürnkranz
Drohnenfotos: Christoph Bertos