Landeskindergarten Münichsthal

Eine gelungene Mischung aus Steck- und Hakenhof
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LANDESKINDERGARTEN in Münichsthal | Ein Streckhof schlägt Haken

In Münichsthal realisierten Treberspurg & Partner Architekten einen Kindergarten aus Ziegel mit einer vorvergrauten Lärchenholzfassade, der ökologisch ist und in die Dorfstruktur passt. Der gewitzte Baukörper mit den zwei Kindergartengruppen plus Bewegungsraum, drei Satteldächern, zwei Höfen und Naturspielplatz ist eine geglückte Mischung aus Streck- und Hakenhof.

Münichsthal ist ein Straßendorf, schöner als im Bilderbuch. Denn seine Hauptstraße ist geteilt, ihre zwei Fahrbahnen nehmen den kleinen Bach, der durch den Ort fließt, in ihre Mitte. Hin und wieder führen Wege und Brücken drüber. Die schmalen Fassaden der Streck- und die etwas breiteren der Hakenhöfe reihen sich zur Hauptstraße, dahinter gehen ihre schmalen, langen Parzellen in die umgebende Feldlandschaft des Weinviertels über.

Etwa in der Mitte des Ortes steht an einem breiten Übergang namens „Sonnleiten“ die alte Volksschule aus dem 19. Jhdt. auf einem kleinen Platz, früher war dort auch der Kindergarten untergebracht. Für Familien ist das Dorf ein lebendiger, hochattraktiver Ort der auch stark wächst. 2019 wurde ein geladener Wettbewerb für einen neuen zweigruppigen Kindergarten abgehalten, den Treberspurg & Partner Architekten gewannen.

Gekonnte Mischung mit Witz
„Die Herausforderung lag darin, ein ökologisches Gebäude mit genug Freiraum zu planen, das sich gut in die Dorfstruktur einfügt“, sagt Architekt Christoph Treberspurg. Der Kindergarten mit seinen zwei Gruppen, dem straßenseitigen Bewegungsraum, zwei Höfen und dem Naturspielplatz ist klima:aktiv GOLD zertifiziert. Typologisch kombiniert er den örtlichen Streck- mit dem Hakenhof. Seine Traufhöhe passt sich den Nachbarn an, darüber steigen drei verzogene Satteldächer hintereinander bis zum Giebel auf sechs Meter Höhe an. Das schafft ein gewitztes Haus mit großzügigen Räumen, durch Oberlichten strömt viel Sonne herein. Es ist aus Ziegeln und schadstoffarmen Materialien gebaut, hat eine vorvergraute Lärchenfassade, eine gute Gebäudehülle, Wärmepumpe, Photovoltaik am Dach, nutzt die Nachtkühlung und kann zu 100 % mit erneuerbarer Energie versorgt werden.
Der Bauplatz liegt schräg gegenüber der Schule auf der anderen Seite der Hauptstraße. „Die Verkehrssituation sollte so beruhigt sein, dass sie sicher ist.“ Daher gibt es vor dem Kindergarten keine Parkplätze, drei Autos können im ersten Innenhof stehen, der dadurch kein Spielhof ist. Ein Wermutstropfen. Immerhin gibt es da Rasensteine und es parkt auch kaum wer dort.
Zur Straße hin ist der Windfang eingerückt, während der angrenzende Bewegungsraum bis zum Gehsteig vorgezogen ist. So entsteht ein kleiner, geschützter Vorplatz zum Spielen und Warten. Der Bewegungsraum ist auch extern nutzbar, hinter Verwaltungs-, Personalräumen und deren Teeküche beginnt das Reich der Kinder. Der breite Spielflur mit dem sonnengelben Linoleumboden, der sich vom Eingang entlang der nordwestlichen Grundgrenze bis zum wundervollen, rückwärtigen Naturspielplatz durch das ganze Gebäude zieht, zitiert den Streckhof, während die rechtwinklig davon abzweigenden Kindergartengruppen und der straßenseitige Bewegungsraum gleichermaßen die Haken bilden. Zwischen ihnen entstehen geschützte Freiräume als sonnige Spielhöfe.

Prototypische Gruppenräume
„Wir haben die Typologie der Hakenhöfe übernommen“, erklärt Treberspurg. „Sie öffnen sich immer nach Südwesten- und Osten, während die zum Nachbargrundstück geschlossene Erschließungsspange im Nordwesten den Wind abhält.“ Für die Gruppenräume entwickelte man Prototypen, sie sind wie kleine Häuser aufgebaut. Die Sanitärzellen wurden als eigene Box eingestellt und ragen ein wenig in den Gang. Ihr dortiges Eck wird mit umlaufender Sitzbank zur Garderobe, die den Spielflur zoniert. Jede Gruppe öffnet sich mit einem Über-Eck Fenster zum Garten, auf den breiten Fensterbrettern kann man auch sitzen. Das Tollste ist die Galerie. Eine kleine Treppe führt auf dieses eigene kleine Haus zwischen Toilettenbox und Dachschräge, durch dessen verschiedene Fenster man in den Gruppenraum schauen kann.
Eine inklusive Elementarpädagogin, zwei Elementarpädagoginnen und drei Betreuerinnen kümmern sich hier um vierzig Kinder zwischen zweieinhalb und sechs Jahren. „Für die Kinder ist das Haus sehr spannend. Sie wurden rasch heimisch“, sagt Kindergartenleiterin Irmgard Rinderer. „Die zweite Ebene ist Gold wert.“ Alles wird genutzt. Besser geht nicht.

Eigentümer: Stadtgemeinde Wolkersdorf
Planung: Treberspurg & Partner Architekten ZT GmbH
Autorin: DI Isabella Marboe
Fotos: Romana Fürnkranz, Christoph Bertos