Flächeneffizientes Mehrfamilienhaus in Krems

Weitblick am Fluss

WEITBLICK AM FLUSS | Flächeneffizientes Mehrfamilienhaus

Im städtischen Naherholungsgebiet nördlich von Krems, am Ufer des gleichnamigen Flusses, plante Architekt Martin Wagensonner ein Mehrfamilienwohnhaus mit Weitblick. Durch Vor- und Rücksprünge der Baukörper wurde ein Dialog mit dem Ufergebiet geschaffen.

Der erst kürzlich fertig gestellte Wohnbau lässt sich am besten vom gegenüberliegenden Ufer aus betrachten. Denn wenige Gehminuten vom Stadtzentrum entfernt liegt dieser im städtischen Naherholungsgebiet direkt am Kremsfluss. Die Durchwegung des Flusses war in diesem Bereich vorerst nicht gegeben. Erst durch den Bau und den Willen der Immobiliengesellschaft wurde die öffentliche Durchwegung des „Uferweges“ Richtung Rehberg ermöglicht. Dazu war allerdings eine Grundstücksabtretung an die Stadt Krems notwendig, der man wohlwollend entgegenkam. Eine Maßnahme, wovon nun auch der öffentliche Raum profitiert, da Sitz- und Verweilmöglichkeiten entlang der Uferzone leichter zu erreichen sind.
Das Mehrfamilien-Wohnhaus ist fußläufig über den Uferweg sowie über eine schmale Zufahrtsstraße erreichbar. Zudem gibt es eine gute Anbindung an das Radnetz, da der Kremstalradweg gleich bei der nahe gelegenen Brücke beginnt. Der Fahrradabstellbereich ist in unmittelbarer Nähe des Hauseingangs positioniert, was einen zusätzlichen Anreiz verschaffen soll kurze Wege mit dem Rad zurückzulegen. Erfolgt die An- bzw. Abreise mit dem Auto, so sind die Parkplätze in der Tiefgarage untergebracht. Am Vorplatz stehen den BesucherInnen lediglich zwei Stellplätze zur Verfügung.

Fließende Übergänge
Der Übergang Uferböschung – Gebäude wurde so zoniert, dass sich direkt neben der fußläufigen Durchwegung die Gemeinschafts- und Spielfläche situiert. Dahinter sind die Eigengärten der Erdgeschoßwohnungen angeordnet. Die Wohnungen im ersten Obergeschoß sowie im Dachgeschoß sind mit Loggien bzw. Dachterrassen ausgestattet. Auch diese Wohneinheiten verfügen über großzügige Außenbereiche. Die dreigeschoßige Wohnhausanlage bietet insgesamt Platz für 16 Wohneinheiten. Dabei variieren die Wohnungsgrößen von 52 m2 bis 115 m2, wodurch sich ein Nutzungsmix aus Jung- und Kleinfamilien sowie einigen wenigen Singleapartments ergibt. „Um der Lage neben dem Fluss gerecht zu werden, wurde für das Gebäude bewusst eine ruhige und klare Formensprache gewählt“, beschreibt der Architekt. Der Baukörper ist durch Vor- und Rücksprünge strukturiert, wodurch für die Bewohner:innen intime Aufenthaltsbereiche entstehen. Auskragungen betonen die Gebäudeecken. Die Grundrisse der Wohnungen sind konsequent schlicht gehalten und wirken mit präzisen Details in ihrer Einfachheit schlüssig. Raumhohe Fensterflächen sorgen für helle Räume mit viel natürlicher Belichtung und tollen Ausblicken.
Die Proportionen des Neubaus lassen sich von den Nachbargebäuden ableiten. Die Kubatur ist horizontal geschichtet, wodurch die Annäherung zum Ufergebiet geschaffen wird. Die Betonung der Horizontalität findet sich auch in der Farbgestaltung der Fassade wieder. So wird das erste Obergeschoß durch einen erdigen Farbton von den anderen Geschoßen differenziert, wodurch die Schichtung besonders gut zur Geltung kommt. Fenster- sowie Türrahmen sind ebenso wie das Flachstahlgeländer im selben Farbton gehalten. Auch die Holzlamellen wurden entsprechend dem Farbton der Fassade angepasst. Erd- und Dachgeschoß haben im Gegenzug einen schlichten Weißton.
Der Baukörper wird zum Ufer hin zweigeschoßig und somit niedrig gehalten. Das Dachgeschoß wurde weit von der Gebäudevorderkante zurückgesetzt, wodurch die Gebäudehöhe nicht so prägend in Erscheinung tritt, erzählt der Architekt. Vor allem der „fließende Übergang“ wurde im Gestaltungsbeirat – Krems an der Donau näher betrachtet. Dabei werden Bauvorhaben auf ihre stadtbildwirksame, städtebauliche und architektonische Einfügungsqualität, unabhängig und objektiv von Architekt:innen, geprüft.

Wohnen mit Weitblick
Da das Grundstück am niedrigen Flussufer und umrandet von Weinbergen und grünen Hügeln situiert und somit von höher gelegenen Punkten erkennbar ist, war die Ausgestaltung der Dachlandschaft ein wichtiger Faktor. Mitunter ein Grund, weshalb das Flachdach begrünt wurde und sich somit harmonisch in die Umgebung einfügt. In den Dachgeschoßwohnungen entsteht ein Wohlgefühl durch den Weitblick in das Kremstal, der eher an ein Loft als eine Wohnung erinnert.

Bauherr: Heilig Immobilien GmbH
Planung; Arch. DI Martin Wagensonner | YES WE PLAN!
Autorin: DI Barbara Reiberger
Fotos: Romana Fürnkranz
Drohnenfotos: Christoph Bertos