Neues Leben im „Schwarzen Haus“

Historische Schmiede in Ybbsitz wird kultureller Treffpunkt

Neues Leben im „Schwarzen Haus“

Das „Schwarze Haus“, jahrhundertelang eine der wichtigsten Schmiedehäuser von Ybbsitz. wurde generalsaniert und erhielt eine neue Struktur. Renovierungsfehler der sechziger Jahre wurden zurückgenommen. Die alte Bausubstanz wurde behutsam instandgesetzt und soll künftig bis zu 25 Personen Quartier bieten.

Viel Anstrengung ist zuweilen nötig, um einem Ort irgendeinen Charakter aufzuprägen, der dann vom Marketing genutzt werden soll. Wenn ein Ort eine so einschlägige Geschichte hat wie Ybbsitz, seit Jahrhunderten das österreichische Schmiedezentrum schlechthin, dann sollte man mit diesem Erbe sehr klug umgehen. Und genau das ist erfolgt: Unter der behutsamen und überlegten Regie der „Schwarzen Gräfin“ KR Waltraud Welser, wurde eine der bedeutendsten Schmieden von Ybbsitz neu adaptiert und soll künftig ein Quartier für die regelmäßig stattfindenden Handwerksveranstaltungen bieten.

Das Gebäude besteht im Kern seit der Gotik, es hat wechselvolle Zeiten erlebt und wurde zuletzt vor einigen Jahrzehnten eher unbeholfen restauriert. Von der Gemeinde wurde es nur noch manchmal genutzt, die Feuchtigkeit zog in den Wänden hoch, das Haus kümmerte dahin. Für Aktivitäten des Schmiedezentrums Ybbsitz diente das Haus als Gästeherberge, sein Zustand aber verschlechterte sich zusehends. Erst die Übernahme durch KR Waltraud Welser brachte die Wende, nun konnte eine Generalsanierung dieses für den Ort so wichtigen Hauses in Angriff genommen werden.

Die Sanierung nahm besondere Rücksicht auf die Geschichte und historische Substanz des Gebäudes. Adaptierungen wurden zurückhaltend und verträglich durchgeführt, trotzdem wurde das Haus seiner künftigen Nutzung angepasst. Beispielsweise baute man den historischen Dachboden als Schlafraum aus und baute Toiletten ein. Eine hangseitige Außenstiege schont die interne historische Dachstiege. Was sich als unsachgemäße Einbauten der letzten Jahrzehnte erwies, wurde entfernt, die baulich hochwertige Struktur des über Jahrhunderte gewachsenen Gebäudes betont. In den Räumlichkeiten des Erdgeschosses, teils mit prachtvoller geschnitzter Holzdecke, sind Aufenthaltsräume untergebracht.

Die technische Ausführung der Baumaßnahmen wurde eng mit dem Bundesdenkmalamt abgestimmt. Die durch Feuchtigkeit stark beanspruchten hangseitigen Mauerteile wurden durch eine sogenannte Bauteiltemperierung saniert.

Dafür werden Heizleitungen direkt unter Putz am Mauerwerk verlegt, wodurch einerseits die Mauerfeuchtigkeit deutlich sinkt und andererseits der Innenraum durch Strahlungswärme geheizt wird. Diese Maßnahme hat unmittelbar zu einer sichtbaren Verbesserung der geschädigten Bauteile geführt. Zusätzlich wurde außen als Feuchtigkeitssperre Lehmschlag (gestampfter Lehm) aufgebracht, um
Neudurchfeuchtung zu unterbinden.

Der historische Dachstuhl wurde weiterverwendet, sein Charakter dadurch erhalten. Das Dach wurde belassen, lediglich die Deckung erneuert und Schäden an den Dachgauben saniert. Was an historischer Substanz erhalten war, wurde grundsätzlich übernommen. Ergänzungen wurden mit möglichst stimmigen Materialien vorgenommen, also Kalkputz, zeitentsprechende Holzböden aus alten Dielen und traditionelle Ölfarben sowie Ochsenblut für den Holzboden in einem der Zimmer. Das historische Ziegelpflaster des Dachbodens wurde in einigen Räumen des Erdgeschosses als Pflasterboden wiederverwendet, zwei komplett erhaltene Fenster aus der Barockzeit dienten als Vorbild für die Anfertigung notwendiger neuer Kastenfenster im Obergeschoß. Mit der baulichen Restaurierung ging auch eine neue Möblierung einher, die speziell angefertigt wurde und, zusammen mit den Blechlampen, eine zurückhaltende Formensprache spricht.

Die verantwortungsvolle Balance zwischen historischer Originalsubstanz und zeitgemäßer Ergänzung ist hier besonders gut gelungen. Was neu ergänzt wurde, drängt sich weder in romantischer Geschmacklichkeit auf noch imitiert es Altbestand. Das bemerkt man etwa an den Lampen oder auch an der Fensterbemalung: Was neu ergänzt wurde, ist vor allem reduziert. Das „Schwarze Haus“ bietet als Herberge Platz für 25 Personen. Das Erdgeschoß kann auch für Veranstaltungen genutzt werden und wird damit zu einem weiteren kulturellen Treffpunkt in Ybbsitz, der Menschen aus aller Herren Ländern zusammenbringen wird.

Bauherrin: KR Waltraud Welser 

Planung: Arch. DI Wolfgang Hochmeister