Organisatorisch und Kommunikativ

Das Raiffeisen-Forum Mödling macht Beratung sichtbar

Organisatorisch und Kommunikativ

Mit der Gestaltung eines neuen Gebäudes wollen die Bauherren immer auch etwas aussagen – zuweilen über sich selbst, ihr Selbstverständnis und ihre Absichten. Solche Aussagen können die Wirklichkeit spiegeln oder auch Wünsche. Wenn eine Bank in der heutigen Zeit einen Neubau errichtet, dann will sie damit den Menschen einen Eindruck darüber vermitteln, wie sie ist oder wie man sie sehen soll.

Offen und gesprächsbereit

Zunächst: Es ist ein modernes, eigenständiges Gebäude mit eigener Sprache, zeigt also Selbstbewußtsein. Trotzdem fügt es sich in das bestehende Stadtbild recht harmonisch ein. Das Bauwerk zeigt Offenheit, es lädt – auch durch seinen Namen – zur Kommunikation ein. Es ist lichtdurch flutet und will damit Transparenz darstellen. Es beinhaltet eine angenehme, sympathische Atmosphäre, frei vom Streß der Streßtests, frei von den Schwierigkeiten, die eine jahrelange Branchenkrise auch über Sparer und Kreditnehmer gebracht hat. So faßt der Kunde langsam wieder Zutrauen, und auch das kann ein Zweck von Architektur sein.

Rein praktisch gesehen, dient die Gestaltung jedoch nicht nur dem Image, sondern auch dem Tagesbetrieb. Die sinnvolle, überlegte Gliederung macht das Forum Mödling zu einem geeigneten Treffpunkt und Kommunikationsbereich, in dem Anbieter und Konsumenten von Finanzdienstleistungen
zusammenfinden können. Nicht nur die offene, luftige Gestaltung vor allem des Erdgeschosses bewirkt das, sondern auch die verschiedenen Rückzugsräume, in denen Geschäfte mit der erforderlichen Diskretion abgewickelt werden können. Diese Bereiche sind um dieses Forum herum angeordnet.

Viel Platz, trotzdem vernetzt

Das Raumangebot stellt sich insgesamt als sehr großzügig dar, auch das kann etwas aussagen. Brücken und Galerien verbinden diese Zonen untereinander, was wiederum Vernetzung und Assoziation ausdrückt. Die Möglichkeiten zur Kommunikation sind dadurch sehr vielfältig. Indem die Bank zu einem offenen Treffpunkt umgebaut wurde, soll sie natürlich auch bereitgemacht werden für eine höhere Kundenfrequenz. Das allerdings ist ein Rückgriff auf die Gründerzeit, in der die großen Eingangshallen
der Banken schon einmal diesen – durchaus einladenden – Hallencharakter hatten. Er ging verloren, als man sich auf die weitgestreuten Filialnetze verlegte.

Hierarchien überwinden

Die Auflösung alter Warteschlangenstrukturen funktioniert jedoch nicht nur in der Ebene, sondern auch von unten nach oben. Noch vor zwei Jahrzehnten waren die höheren Geschosse den betuchteren Kunden vorbehalten, während alle anderen im Erdgeschoß bedient wurden. Heute lockert sich das zumindest optisch weitgehend auf: Vertikale Verbindungen zwischen den Geschossen machen die Überwindung hierarchischer Strukturen erfahrbar. Begrünte Wände stehen für Wachstum und Nachhaltigkeit. Statt Wartebereichen gibt es hier eine Art Lounge – man „kommt nicht dran“, sondern schlendert entspannt zu seinem Kundenbetreuer. Das evoziert bei Bankkunden eine völlig neue Erlebnisqualität. Café und WLAN sind natürlich selbstverständlich.

Informelle Beratungsgespräche können hier in sehr  begünstigender Atmosphäre geführt werden, das Café ist öffentlich zugänglich und kann sogar für Veranstaltungen gebucht werden. Technisch ist das Bauwerk am neuesten Stand, unter anderem mit einem großen Solarstrompanel auf dem Dach. Das
erzeugt nicht nur Strom, sondern auch Glaubwürdigkeit:
Schließlich sind es Banken, die solche Investitionen finanzieren, und wenn sie gleich auf eine eigene Anlage verweisen können, weiß auch der Kunde, dass sowas sinnvoll ist.

Hochwertig, solide, nachhaltig

Auch die ausgewählten Materialien sprechen die Sprache, die sagt, wie die Bank selbst erscheinen will. Hochwertige und praktische Oberflächen ohne Schnickschnack stehen für Solidität, Wirtschaftlichkeit und Dauerhaftigkeit. Die Außenfarbe setzt sich im Innern fort, der Fußboden und einige Wandflächen sind aus dem Holz, das Dauerhaftigkeit und Wachstum so gut verkörpert wie kein anderes: Eiche natürlich. Der Bodenbelag aus Donau-Kalkstein lässt dezent anklingen, dass trotzdem alles im Fluss ist.

Selbstbild der Bank transportiert

Die Gestaltung wurde von Arch. Mag. Lothar Jell-Pardeiser in Zusammenarbeit mit ARGE X42 ersonnen, die es sehr geschickt verstanden haben, das Selbstbild einer modernen Bank in die Sprache ihres Neubaus zu übersetzen. Plausibel ist das auf jeden Fall, und es wurde auch gewürdigt: Dieses Bauwerk wurde nämlich mit dem niederösterreichischen Baupreis 2014 ausgezeichnet. Dieser Preis wurde damit bereits zum siebten Male vergeben. Die Fachjury unter Vorsitz von Landesbaudirektor DI Peter Morwitzer hat unter Berücksichtigung der handwerklich-technischen Leistungen, zeitgemäßer Planung, Gestaltung
und Objektumsetzung, ökologischer und nachhaltiger Bauweise sowie wirtschaftlicher, nutzungsorientierter Funktionalität hierfür Bronze vergeben. „Inmitten der Mödlinger Altstadt situiert, verflechtet sich der Neubau trotz seiner modernen
Formensprache bedachtsam mit dem bestehenden historischen Ensemble“, heißt es in der Erklärung der Jury. „Um sich an die Kleinteiligkeit des baulichen Umfeldes bestmöglich anzupassen, wird die Massivität des Volumens durch gezielte räumliche Einschnitte aufgebrochen.“

Bauherr: Raiffeisenbank Mödling

Planung: Arch. Mag. Lothar Jell-Paradeiser & ARGE X42