Pfarrheim in Maria Laach

Vom Stadl zum High-Tech Veranstaltungsraum

WUNDERBARE VERWANDLUNG | vom Stadl zum High-Tech-Veranstaltungsraum

Der Stadl des Pfarrhofs von Maria Laach am Jauerling steht unter Denkmalschutz. AH3 Architekten gelang es, ihn so achtsam wie nachhaltig zu sanieren. Nun ist der Ort um einen erstklassigen Veranstaltungsraum reicher, der fast Passivhaus-Standard erreicht.

Maria Laach am Jauerling hat einen guten Draht zum Himmel, die kleine Gemeinde im Waldviertel ist ein alter Wallfahrtsort. Viele pilgern zum Gnadenbild Maria Sechsfinger, wo sich die alten Häuser dicht an die Pfarrkirche schmiegen. Um den spätgotischen Staffelhallenbau betteten die Menschen ihre Verstorbenen im Gottesacker zur ewigen Ruhe, auf der anderen Seite der Friedhofsmauer beginnt ein schöner Garten. An dessen Rand steht der Pfarrhof, ein schmuckes zweistöckiges Haus mit Walmdach an den im Südwesten der nachhaltig sanierte Stadl angrenzt. Seine älteste Bausubstanz reicht bis ins frühe Mittelalter, er steht ebenso unter Denkmalschutz wie Kirche, Friedhof und Pfarrhof.
Der Stadl ist etwa 20 Meter lang, zehn Meter breit, hatte einen Boden aus Stampflehm, einen offenen, ungedämmten Dachstuhl und feuchte Wände. Die hohen, schmalen Fenster waren nur notdürftig zugemauert, im Winter war er nicht zu nutzen. Im Sommer fanden dort Pfarrveranstaltungen, Feste und Konzerte statt. Die Akustik war miserabel, von Barrierefreiheit keine Spur, nicht einmal Wasseranschlüsse und Toiletten gab es. Trotzdem war das Gemeinschaftsleben überaus rege. Der achtsame Umbau des Horner Architekturbüros AH3 bietet ihm nun eine ganzjährig bespielbare Bühne mit vielen Möglichkeiten.

Durch und durch nachhaltig
In Maria Laach gibt es ein Bürgerkraftwerk, auch beim Umbau des Stadls legte man großen Wert auf Nachhaltigkeit. AH3 glückte es, den denkmalgeschützten Bestand mit aller Sorgfalt zu sanieren und die thermischen Qualitäten eines Passivhauses zu erreichen. Der Stadl erreicht kilmaaktiv GOLD Standard, seine 60 cm Strohdämmung sieht man ihm nicht an. Diese steckt zwischen Holzverkleidung und Außenwand. Ihr steht der neue, in historischer Technik aufgebrachte, Kalkputz außerordentlich gut. Kommunikation und eine fundierte Kenntnis von ökologischem Bauen waren die Schlüssel zur wunderbaren Verwandlung des Stadls in einen erstklassigen Veranstaltungssaal. „Es war ein tolles Gemeinschaftsprojekt, der Umbau erfolgte mit vielen freiwilligen Helfern und Helferinnen“, sagt Architekt Johannes Kislinger von AH3. „Maria Laach ist eine typische Christbaumgemeinde. Die gesamte Akustikverkleidung ist aus ortseigenen Tannen, die im ortseigenen Sägewerk geschnitten und von Menschen aus dem Ort selbst verbaut wurden.“ Die Details waren so geplant, dass sie in Eigenleistung auszuführen sind, die Materialien sind aus der Region.

Gemeinschaftsprojekt
„Wir haben vieles aus dem Umkreis von 6 km bezogen“, so Kislinger. „Das Stroh für die Dämmung ist aus der Bauerngemeinschaft in Maria Laach, als Körnung für den Estrich verwendeten wir Donaukies aus Loosdorf.“ Die Farbe des fußbodenbeheizten, geschliffenen Estrichs am Boden ist so tonig warm, dass man ihn für Naturkautschuk oder Stampflehm halten könnte. In schmalen Streifen überzieht die Akustikverkleidung aus Tanne alle Seitenwände und Dachflächen. Sie wirken wie ein weiches Futteral oder ein Instrumentenkasten, nur in die südöstliche Dachfläche ist ein horizontales Oberlichtband eingeschnitten, durch das man in den Himmel sieht. Auf der anderen Dachfläche sammeln Photovoltaikpaneele in zeitgemäßer Manier die Sonnenenergie.
Die nordöstliche Stirnseite des Stadls ergänzten AH3 Architekten um ein Bühnenhaus mit einem halben Mansarddach, innen wirkt der weiß verputzte Raum mit dem spitzen Dach wie eine kleine Kapelle. Nicht unpassend – und per Schiebewand abzutrennen. An der gegenüberliegenden Stirnseite führt eine Treppe am mittelalterlichen Natursteinmauerwerk entlang auf die Galerie unterm Dach. Dort ist die Akustik wunderbar und die Damen und Herren vom Chor haben beste Probebedingungen mit Blick auf die Bühne. Für den guten Draht zum Himmel sorgt das Oberlicht.

Eigentümer: Pfarre Maria Laach
Planung: AH3 Architekten ZT GmbH
Autorin: DI Isabella Marboe
Fotos: Romana Fürnkranz
Drohnenfotos: Christoph Bertos