Sanierung der Würzlmühle

in Kirchberg an der Wild

Das zweite Leben der ehemaligen Würzlmühle

Nennen wir es „Restaurieren“, „Aufarbeiten“ oder trendiger „Upcycling“ solche Begriffe geben nie wirklich wieder, was eigentlich genau geschieht.
Weit treffender ist es, wenn der Architekt sagt: „Bauen im Bestand war hier vom Großen bis ins Kleine ein Bauen mit dem Bestand“. Noch erhellender ist es, einen Roman Hermann Sudermanns zu lesen, um zu verstehen, welches Leben und welchen Geist solch ein Bauwerk durch die Jahre hat. Baut man es um, so fügt man diesem Leben einen neuen Abschnitt hinzu – oder man beendet es. Hier verläuft die feine Linie, die gute Baugestaltung vom schlichten Adaptieren trennt.

Weit treffender ist es, wenn der Architekt sagt: „Bauen im Bestand war hier vom Großen bis ins Kleine ein Bauen mit dem Bestand“. Noch erhellender ist es, einen Roman Hermann Sudermanns zu lesen, um zu verstehen, welches Leben und welchen Geist solch ein Bauwerk durch die Jahre hat. Baut man es um, so fügt man diesem Leben einen neuen Abschnitt hinzu – oder man beendet es. Hier verläuft die feine Linie, die gute Baugestaltung vom schlichten Adaptieren trennt.

Neue Nutzung statt Verfall
In diesem Fall geht es um die alte Würzlmühle aus dem 18. Jahrhundert, die schon seit 1972 nicht mehr als solche genutzt wurde und geraume Zeit leer stand. In ihrem Umfeld liegen Weberhäuser in der Landschaft, deren Bodenfeuchtigkeit sich nicht überhörbar den Wänden mitteilt. Die Mühle ist eines jener Objekte, bei denen so manch Unbedarfter die gestalterischen Möglichkeiten leicht übersieht. Umso wichtiger ist die geschickte Umsetzung, denn es kommt darauf an, das Vorhandene nicht nur zu bewahren, sondern zu transformieren. Dafür gab es bereits den Niederösterreichischen Holzbaupreis in der Kategorie „Umbau und Sanierung“ „Im Weiterverwenden und Sichtbarmachen bestehender Strukturen – etwa der gesamten Holzkonstruktion des Dachstuhls und der Zwischendecke – wurde der Charakter der Mühle nicht nur bewahrt, sondern mit Phantasie und Feingefühl erst richtig zum Vorschein gebracht“, heißt es in der Begründung. In der Umsetzung äußert sich vor allem eine tiefe Wertschätzung dem gegenüber, was da ist. Das unterscheidet Sanierungen dieser Art vom reinen Recyclingtrend.

Ein klares Konzept
Die Sanierung erfolgte unter der Prämisse, das Erscheinungsbild und die alte Zimmeraufteilung zu erhalten. Die tragenden Wände wurden waagrecht durchtrennt und mittels Einbringung einer Sperrschicht trockengelegt, das Dach ein wenig gehoben. Funktionslos gewordene Bereiche wurden erhalten, aber nicht als Museumsstücke, sondern im Rahmen einer neuen Nutzung. So wurde die alte Laderampe zur Terrasse und die alten Elevatoren und Filtersäcke dienen nun als Beleuchtungskörper. Anders gesagt: Eine neue Nutzungsweise hat sich in den historischen Gegebenheiten eingerichtet. Hinter dem Projekt Würzlmühle steckt ein natur-kultursinniges Paar aus Wien das sich damit seinen Lebenstraum erfüllt hat und sich nun auch, nach den Ideen und Anregungen der „Arche Noah“ und in Zusammenarbeit mit dem Permakultur-Pionier Siegfried Tatschl (Gestalter u. a. des „Alchemistenparks“ in Kirchberg am Wagram) als nächstes Projekt, dem „essbaren Garten“ und der Bienenzucht widmen.

Konservierung durch Wandel
Diese Art der Adaptierung wird nicht durch Unbequemlichkeiten erkauft. Eine moderne Wandheizung an der Wetterseite sorgt für sehr hohe Wohnqualität, das Dach wurde durch Stahlzugbänder dauerhaft stabilisiert. Das durchdachte Sanierungs- und Nutzungskonzept, an dem auch die Bauberatung von Niederösterreich GESTALTE(N) maßgeblich beteiligt war, basiert weitgehend auf Weiterverwendung der Originalbauteile. So blieben die alten Holzkastenfenster erhalten. Der hinterlüftete neue Dachaufbau lässt aufgrund einer Sparrenaufdopplung die Konstruktionselemente sichtbar. Erdwärme aus einem großen Grundstücksbereich wird für die Fußboden- und Wandheizung genutzt und das beim Umbau angefallene Altholz verwendete man für die Küche, die Stiegen und die neuen Türen.
Die besondere Identität dieser historischen Getreidemühle wurde erhalten, ohne die Unannehmlichkeiten alter Gemäuer hinnehmen zu müssen. Jetzt, wo alles fertig ist, wissen Planer und Bauherren, dass genau diese Art der Weiterentwicklung durch das Bauobjekt selbst vorausbestimmt war. Gerade weil hier vieles auf neue Art genutzt wird, ist dieser neue Lebensabschnitt der alten Mühle völlig authentisch.

Eigentümer: Wolfgang Kubesch

Planung: gaupenraub +/- ARCHITECTURE UNLIMITED