Sanierung eines Zwerchenhofes

in Glaubendorf
2C4A5642 Zuschnitt
2C4A5708

IN ALTEM GLANZ

Sanierung eines Zwerchenhofes in Glaubendorf

Der Zwerchhof im niederösterreichischen Bezirk Hollabrunn blickt auf eine hundertjährige Geschichte zurück. Nachdem der Hof in den letzten Jahrzehnten durch Leerstand heruntergekommen war, erstrahlt das Gebäude nach einer umfassenden Restaurierung in neuem und zugleich altem Glanz. Durch behutsame Ergänzungen und kontrastierende Anbauten gelang es Maurer & Partner Architekten, die historische Pracht der ländlichen Residenz wieder aufleben zu lassen.

Die Typologie des Zwerchhofs ist eine spezielle Form eines landwirtschaftlichen Gehöfts. Bei dieser ist der Wohntrakt meist straßenseitig angeordnet, und die restlichen Gebäude sind quer zu diesem angefügt. Die Strukturen eines Zwerchhofs umfassen neben dem Wohngebäude auch Ställe, Scheunen und Wirtschaftsgebäude sowie andere landwirtschaftliche Bauten. Diese sind typischerweise in einer rechtwinkligen L- oder U-förmigen Anordnung um einen zentralen Innenhof angelegt.

Präzise gesetzte Anbauten
Der alte Zwerchhof in Glaubendorf war ursprünglich L-förmig angelegt, mit einem Hauptgebäude nach vorne hin und einem nach hinten angrenzenden Wirtschaftstrakt. Letzterer wurde im Zuge der Sanierung teils zu Wohnzwecken, teils zu einer überdachten Terrasse umgenutzt. Große Schiebeläden erinnern an die großen Tore von früher. Im Süden wurden ein neuer Eingangsbereich sowie eine Doppelgarage angebaut. Beide Baukörper heben sich vom Bestandsgebäude durch eine zeitgenössische Fassade ab. Dabei wurde die Garage mit einer hellgrauen, rautenförmigen, hinterlüfteten Metallfassade verkleidet. Der Baukörper, der den Eingangsbereich beinhaltet, ist hingegen mit einer Holzverschalung versehen worden. Der neu angelegte Pool und die Terrasse stehen nun anstelle eines zentralen Innenhofes im Mittelpunkt der L-förmigen Gebäudekonstellation.

Frisch herausgeputzt
Das Bestandsgebäude präsentiert sich zur Straße hin mit einem traufenständigen Haupttrakt. Zwei Giebelfronten prägen diese Ansicht. Die Dachform entspricht einem Schopfwalmdach, das mit einer Wiener Tasche neu eingedeckt wurde. Die Frontfassade ist mit reichlich Dekor geschmückt und in sieben Fensterachsen gegliedert. Die bestehenden Kastenfenster samt innenliegenden Fensterläden wurden aufgrund des noch guten Zustandes behutsam saniert. Alle Fenster sind zudem mit Faschen gerahmt. Die Gebäudeecken werden mit Ecklisenen betont. Die horizontale Gliederung der Straßenfassade erfolgt durch ein Gesims. Bei den Fassadenarbeiten hat man besonderen Wert darauf gelegt, sämtliche Zierelemente zu erhalten. Die Front wurde zudem frisch in einem hellgrauen Farbton gestrichen, während die Ornamente in weißer Farbe hervortreten. Die rückseitigen Gebäudeteile waren mit wenig bis hin zu gar keinen Zierelementen ausgestattet. Die bestehende Holzveranda an der Gartenseite wurde saniert und thermisch verbessert.

Kern der Sache
Neben der Wiederbelebung der Gebäudehülle wurden auch die Innenräume neu gestaltet sowie neu angeordnet. Dort trifft warmer Fischgrätparkett auf helle Möbel und maßgeschneiderte Schränke. Weiße Wände und Decken lassen die Innenräume in Kombination mit einer 2,90 m Raumhöhe hell und großzügig wirken. Im alten Gebäudetrakt verleihen die renovierten Doppelflügeltüren den Räumen einen Wiener-Altbaucharakter. Die neutrale Farbkombination setzt sich auch in den Sanitärräumen fort, wo hellgraue Fliesen Boden und Wände bekleiden. Für einen interessanten Akzent sorgen die grünen Fliesen des Kachelofens.

Im Zuge der Umbauarbeiten wurde der Fußbodenaufbau in den bestehenden Gebäuden bis zur tragenden Decke entfernt bzw. samt U-Beton vollständig erneuert. Darüber hinaus wurden zur Verbesserung der Isolierung Dachbodendämmplatten auf der bestehenden Decke angebracht. Das Gebäude verfügt über eine Fußbodenheizung, die mit einer Wärmepumpe betrieben wird. Auf dem Flachdach der neuerrichteten Garage wurde eine PV-Anlage installiert, die zur nachhaltigen Energieerzeugung beiträgt. Gezielte Eingriffe, die durch Behutsamkeit und Präzision den alten Zwerchhof in zeitgemäßes Wohnen übersetzen.

Eigentümer: ECM Immobilien GesmbH
Planung: Architekten Maurer & Partner ZT GmbH
Autorin: DI Barbara Reiberger
Fotos: Romana Fürnkranz
Drohnenfotos: Christoph Bertos