Bauherrin und Innenarchitektin Nora Stamminger genießt mit Ihrer Familie nach achtmonatiger Kleinstarbeit die einzigartige Atmosphäre im ehemaligen Milchhaus, die nun Substanz mit Geschichte bieten kann.
Vorreiter einst und jetzt
1926 baut die Milchgenossenschaft für die umliegenden Milchbauern zur Kühlung und Aufbewahrung ein Haus. Es hat als erstes Haus im Ort Zugang zum elektrischen Strom und damit die Möglichkeit zur Kühlung der Milch und auch des Fleisches der Bauern. Später ist das Haus Sitz des Bürgermeisters, der Sparverein trifft sich dort, der Bus hält vor diesem Haus im Ort und es fungiert auch mit der kleinen Gefängnis- und Ausnüchterungszelle als „Gemeindekotter“. Von jeher ist das Milchhaus eine zentrale Stelle im Ort – wegweisend einst und jetzt.
Die Liebe zum Detail
„Ich habe mir bei jedem Detail genau überlegt, ob das stimmig ist und wollte den ländlichen Charakter des Milchhauses erhalten und ein Stückchen Geschichte bewahren“ erzählt Bauherrin Nora Stamminger. Sie entschließt sich vor drei Jahren dazu das Haus, dass ihr Vater in den 80ern gekauft hat, winterfest zu machen. Keine leichte Aufgabe: die Wände fallen fast zusammen, das Wasser hat dem Haus schon stark zugesetzt und 3000 kleine Klammern von hunderten Plakaten warten in der Eingangstür auf Ihre Entfernung. Die Sanierung wird Raum für Raum vorgenommen. Dabei legt die Bauherrin Wert auf robust, natürliche Materialien, wie marokkanischen Naturputz und Kalkfarbe und bringt auch die Holzkastenfenster wieder in Form. Das Licht wird mit kleinen Porzellanschaltern eingeschaltet und bringt auch die ehemalige Kühlkammer, die heute als Badezimmer fungiert zum Leuchten. In der Küche aus Nirosta ist in Anlehnung an die Milchkammer, von der noch an der Decke das Gestänge der Antriebsriemen für die Kühlung zeugt, der Lieblingsort der Hausherrin. Hier kann sie an der Holzbar auch den Blick ins Feuer des alten Schwedenofens genießen. Der Dachboden wird zu gemütlichen Schlafräumen ausgebaut.
Ruhe und Zufriedenheit
In sich ruhend spiegelt das alte Milchhaus die neue Nutzung und wohl überlegte Gestaltung wieder, die sich auch im uneinsehbaren Garten fortsetzt. „Der Garten ist unser erweitertes Wohnzimmer“ schwärmt Nora Stamminger. Der alte Holzstadel, der an seinem ursprünglichen Standort abgebaut und hier wieder errichtet wurde, wird als Geräte- und Lagerraum genutzt. Gäste würden den Ort wohl als traumhaft, prächtig mit bäuerlichem Charakter beschreiben – gerade recht zur Entschleunigung und zum Genießen.
Eigentümer: Privat
Planung: AID – Architektur Innenarchitektur Design, DI Klaus Brandstätter, Nora Stamminger