Stone under Wood

Neubau im Stil vom Altbau

Stone under Wood

Hinter sich den Wald, vor sich Felder und Wiesen, verschmilzt ein altes Holzhaus an eine Böschung geschmiegt fast gänzlich mit der Waldviertler Natur. Erst beim Näherkommen kann man vermuten, was sich unter der großen vorgelagerten Terrasse verbirgt: Unter dem Altbestand wurde eine komplett neue Wohneinheit errichtet.

Das alte Holzhaus, ein Wohnsitz für zwei Generationen, wurde zu klein, denn die Kinder hatten mittlerweile eigene Familien gegründet und die Überlegung für einen möglichen Zubau stand im Raum. Die Vorgabe des Bauherrn Benedikt Grossmann war „Abstand mit Nähe“. Alt und Jung sollte getrennt, aber trotzdem nahe beieinanderbleiben. Gleichzeitig sollte das alte Holzhäuschen der Eltern durch den Zubau jedoch keinesfalls seinen Charme verlieren.

Bei einem Gespräch mit dem befreundeten Architekten Zoran Bodrozic entstand die tollkühne Idee, das bestehende Haus zu „unterhöhlen“: „Ich habe ihm von dem Wunsch des Zubaus erzählt und nach zehn Minuten hatte er seine Antwort darauf mit Bleistift auf Papier gebracht. Und exakt so steht das Haus nun da.“

Harte Entscheidungen
Dass sich der Neubau im Stil vom Altbau absetzen musste, war sowohl für den Bauherrn als auch den Architekten im Vorfeld selbstverständlich. Zum einen ist Stahlbeton das einzige Material, das in Frage kommt, wenn man ein komplettes Haus untergräbt, zum anderen ist der Neubau auch ein gewisses Statement zum Wandel der Zeit. Dass der Stahlbeton an der Außenseite steinbegleitet ist und nicht als Sichtbeton belassen wurde, ist der klassischen Architektur der Bauernhäuser – unten Stein, oben Holz – geschuldet und entspricht so, trotz moderner Sprache, doch in gewisser Weise der traditionellen Art des Bauens, so Bodrozic.

Lichtgefühl
Die Wohnräume sind südseitig orientiert, große Fensterfronten ermöglichen einen 180° Ausblick in die unberührte Natur. Die Blickachsen sind vom Architekten so gesetzt, dass das Gefühl entsteht, die Natur würde hereingeholt. „Für mich sind Bauwerke Teile der Landschaft, ich versuche immer, vorhandene Qualitäten zu nützen und noch weiter zu verstärken, den „Geist des Ortes“ zu treffen. Und eine perfekte Lichtsituation kann Raumsituationen komplett verändern“, erklärt Bodrozic. Die Schlafräume erlauben ebenfalls ausgiebigen Blick ins Grüne, sind aber gleichzeitig durch bewusste Außenbepflanzung uneinsehbar.
Ein innen liegendes Atrium rund um eine junge Birke versorgt Räume, in denen kein Blick von außen gewünscht ist, mit natürlichem Licht und sorgt bei Bedarf auch für eine entsprechende Raumdurchlüftung. Warum diese Birke? „An dieser Stelle stand schon eine Birke, die ich mit meinem Vater eingepflanzt hatte, als ich ein kleiner Bub war. Sie hat den Umbau leider nicht überstanden. Daher wollte ich wieder eine Birke an etwa der gleichen Stelle“, erklärt Grossmann.

Symbiose
Die Errichtung des Rohbaus und der Bauwerktechnik erfolgte durch regionale Waldviertler Firmen. Mit der Gestaltung der Inneneinrichtung wurde der gelernte Bildhauer Zsolt Szalai betraut, der hauptsächlich brünierten Stahl, Cortenstahl, Corian/Acrylstein und angerosteten Baustahl verarbeitete. Trotz der vielen, eher hart und kalt anmutenden Materialien, die sowohl im Außen- als auch im Innenbereich verwendet wurden, wirkt der Zubau keineswegs kühl. Das gezielte Zusammenspiel von den einzelnen Materialien sowie von Licht und Natur, vermittelt Gemütlichkeit und Wärme.

Eigentümer: Mag. (FH) Benedikt Grossmann

Planung: Architekt Zoran Bodrozic