Transformation

Umbau eines alten Vorstadthauses in Mödling

Transformation

Am Anfang des langen Weges  die alles entscheidende Frage: Altbau oder Neubau, historisch gewachsenes Haus mit Charakter oder maßgeschneidertes Wunschprojekt? Eine Entscheidung, für die das Ehepaar Formann kurzerhand eine dritte Antwort fand: Wir wollen beides.

Die Entscheidung stand unter einem guten Stern. Bald war ein kleines Vorstadthaus in einem beschaulichen Cottageviertel von Mödling gefunden. Die künftige Hausherrin erlag im Nu dem Charme des etwa 100 Jahre alten Hauses mit adrettem Vorgärtchen, der Garten glich jedoch einem Dschungel. Die neuen Hausbesitzer krempelten die Ärmel hoch und begannen zu roden und ein bezauberndes kleines Nebengebäude umgeben von schönen alten Obstbäumen kam zum Vorschein.
In der folgenden Orientierungsphase ergaben sich zwei grundlegende Forderungen: Für die fünfköpfige Familie reichten die vorhandenen 80 m² nicht aus, es musste mehr Wohnfläche geschaffen werden. Weiters sollte die straßenseitige Fassade unverändert bestehen bleiben, um den Charakter der Häuserzeile mit eingeschossigen Gründerzeithäusern hinter gepflegten kleinen Vorgärten zu erhalten.

Der Bauherr liebt Herausforderungen
Die Bauordnung sah für das Gebäude die Bauklasse II vor. Einer Aufstockung wäre also nichts im Wege gestanden. Trotzdem entschied sich der Bauherr, selbst Architekt, für eine gartenseitige Erweiterung des Gebäudes, um das eingeschossige Straßenensemble nicht zu beeinträchtigen.
Das alte Haus wurde daraufhin komplett entkernt, die gartenseitige, tragende Mauer fast über die ganze Länge entfernt und mit einem 500 kg schweren Stahlträger abgefangen. In diese, nun zum Garten offene Seite, wurde ein langgestreckter, etwa 160 cm auskragender Kubus mit großflächiger Glasfront eingefügt, der zusammen mit dem Dachbodenausbau nun für mehr als 140 m² Wohnfläche sorgt. Barrierefrei und großzügig geht es hinaus auf eine frei über dem Boden schwebende Eschenholz-Terrasse, deren scheinbare Schwerelosigkeit abends mit einer indirekten Beleuchtung betont wird. Mit dem Öffnen der Außenwand war der Garten optisch ins Haus geholt und in der Wohnküche für viel Licht aus dem Westen gesorgt. Aber die Bauherren wollten Sonnenlicht zu jeder Tageszeit und so musste der südseitige Giebel im Dachgeschoß einer großflächigen dreieckigen Glasfront weichen. Diese ist straßenseitig der einzige dezente Hinweis darauf, dass dieses kleine, altehrwürdige Vorstadthaus seine Geschichte fortsetzen und in die Moderne wachsen durfte.

Ein Ort zum Wohlfühlen
Es entstand keine unterkühlte, repräsentative Architektur, sondern ein heimeliger Ort zum Wohlfühlen, der Geborgenheit und Ruhe ausstrahlt: Weiße Wände, Glas, der warme Holzton der gedämpften Akazie und Akzente in Orange und Schwarz durchziehen als freundliche Farbharmonie alle Wohnbereiche. Man sieht der modernen und durchdachten Ästhetik die Handschrift des Architekten an – und dennoch spürt man an vielen Details, dass es sich um gewachsenen Wohnraum mit Geschichte, mit Ecken und Kanten handelt. Trotz der verblüffenden Verwandlung wurde das Vorhandene nicht radikal überformt, sondern behutsam miteinbezogen.
Der Bauherr lächelt und meint: „Wir wollten ein Haus mit Geschichte und wir wollen diese Geschichte selbst fortsetzen.“

Eigentümer: Familie Formann

Entwurf / Planung: formann ² puschmann | architekten zt-gmbh